2:1 gegen wackeres Winterthur – der FC Basel steht im Cupfinal

Ein Penaltytor in der 93. Minute brachte den Erfolg nicht mehr in Gefahr: Der FC Basel steht nach dem 2:1 in Winterthur zum 17. Mal im Final des Schweizer Cup, wo er am 16. Mai in Bern auf Luzern trifft.

Kühl bis ins Herz: Marco Streller trifft an Stefan Iten und Winterthur-Goalie Christian Leite vorbei zum 0:1. (Bild: Reuters/MICHAEL BUHOLZER)

Ein Penaltytor in der 93. Minute brachte den Erfolg nicht mehr in Gefahr: Der FC Basel steht nach dem 2:1 in Winterthur zum 17. Mal im Final des Schweizer Cup, wo er am 16. Mai in Bern auf Luzern trifft.

Marco Streller mit einen schön herausgespielten Treffer in der 39. Minute und Alex Frei in der 89. Minute nach einem Konter entschieden diesen Cup-Halbfinal. Der Titelanwärter aus der Super League war überlegen, hatte die Partie über weite Strecken unter Kontrolle und geriet eigentlich nur einmal in Bedrängnis.

Kurz vor der Halbzeitpause meinte es Alain Bieri vor den 8500 Zuschauern auf der ausverkauften Schützenwiese gut mit den Baslern. Yann Sommer riss Kristian Kuzmanovic zu Boden, doch der Schiedsrichter wertete diese Aktion nicht als elfmeterreif. Wenn schon kein Platzverweis für Notbremse, so wäre doch ein Foulpenalty im Bereich des unbedingt Vorstellbaren gelegen.

Anschlusstor kommt zu spät

So kam der Anschlusstreffer des Challenge-Ligisten, der zuvor die Young Boys und St. Gallen im Penaltyschiessen aus dem Cup geworfen hatte, zu spät. Kuzmanovic verwandelte in der 93. Minute einen Penalty nach einem läppischen Körperkontakt zwischen Aleksandar Dragovic und Remo Freuler. Zu einem Angriff reichte es den Winterthurern danach noch, dann war dieser Halbfinal zu Ende. Ein Spiel, das bei Dauerregen und kühlen Temperaturen eine prächtige Cup-Atmosphäre an einem durch und durch sympathischen Fussballstandort hervorbrachte.

Die Gastgeber hatten ihre Haut teuer verkauft, waren aber auf einen konzentrierten FC Basel getroffen, der sich – das fünfte Double vor Augen – keine Blösse gab. Er bezahlte aber auch für den Finaleinzug: Marco Streller zog sich kurz vor Spielende einen Mittelhandbruch zu.

Im 27. Cup-Halbfinal seiner Clubgeschichte hatte FCB-Trainer Heiko Vogel überrascht mit seiner Startelf: David Abraham, Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri sassen nur auf der Bank. In der Innenverteidigung begann Radoslav Kovac, im rechten Mittelfeld Fabian Frei, und das zentrale Mittelfeld bilden Benjamin Huggel und Gilles Yapi.

Die schöpferische Pause für Xhaka nach einer lamentablen zweiten Halbzeit vergangene Woche in Luzern war durchaus nachzuvollzuziehen, und dass Vogel, wie er nach der Partie preisgab, wegen Abrahams leichter Kniereizung kein Risiko eingehen wollte, auch. Warum aber Shaqiri in einem Match dieser Bedeutung nicht von Beginn an spielte, bleibt Vogels Geheimnis. «Weil ich mich entschieden habe, so aufzustellen», sagte Vogel mit dem Selbstverständnis eines Trainers, der in den nationalen Wettbewerben seine Ungeschlagenheit fortgesetzt hat. «Es war die erwartet schwierige Aufgabe gegen einen starken Gegner», so Vogel, «in der zweiten Halbzeit haben wir die Sache in den Griff bekommen.»

Das gut organisierte Winterthur

Der FC Winterthur zeigte, warum auch er unter dem serbisch-stämmigen Trainer Boro Kuzmanovic in 15 Liga-Spielen seit Oktober nur noch einmal verlor, seither die punktstärkste Mannschaft in der Challenge League stellt und im Cup die Young Boys und St. Gallen ausgeschaltet hat. Die Gastgeber standen kompakt in ihrer 4-1-4-1-Grundordnung und schalteten zügig um – meistens ausgelöst vom sehr guten Luca Zuffi, dem Sohn des Ex-FCB-Stürmers und heutigen FCW-Assistenztrainers Dario Zuffi.

Sie kamen zu, wenn auch wenigen, Chancen, und die beste besass früh Luca Radice. Yann Sommer machte in der 7. Minute mit einem Reflex seinen Fangfehler gegen Lüschers Schuss aber wieder wett.

Handkehrum zeigte der FC Basel, warum er seit dem 20. August auf nationalem Fussballparkett nicht mehr bezwungen wurde: Etwa, weil er aus dem ersten gröberen Fehler des Gegners seine erste echte, hochkarätige Chance zaubert und diese gnadenlos verwertet. Sven Lüschers Fehlpass auf Zuffi fing Alex Frei ab, und der Goalgetter des FCB steckte blitzschnell durch auf seinen Sturmpartner und Freund Marco Streller. Der Ball war nicht einfach mitzunehmen und wurde von Streller blitzsauber zur Führung umgemünzt.

Souveräner FCB nach der Pause

Damit war der FC Winterthur in Rücklage, aber das war er gegen St. Gallen im Viertelfinal auch gewesen, sogar mit zwei Toren. «Wir haben gut gespielt, aber nach Balleroberungen ist Basel eiskalt», sagte Kristian Kuzmanovic. Der Sohn des Trainers war einer der Hauptdarsteller in der Szene um den nicht gegegebenen Penalty kurz vor der Pause. Eine Szene, die die Physiognomie dieses Halbfinals entscheidend hätte beinflussen können.

So aber war der FC Basel in der Lage, nach dem Seitenwechsel die Partie im Gefühl des Vorsprungs zu kontrollieren. Und er tat das souverän. Die beste Möglichkeit bot sich Alex Frei, der seinen Freistoss von Christian Leite in der 58. Minute mit einer tollen Flugparade abgewehrt sah. Ein von Radoslav Kovac abgeblockter Schuss von Patrick Bengondo in der 71. Minute war die einzige nennenwerte Strafraumsituation, die die Basler zuliessen. Zur Schlussoffensive öffnete der FC Winterthur sein Visier erst sehr spät, in den letzten Minuten des Spiels. Doch zu Chancen im Minutentakt (Alex Frei!) kam der FCB.

Freis 29. Saisontor entscheidet

Höhepunkt war eine Balleroberung des starken Aleksandar Dragovic, der Xherdan Shaqiri noch in der eigenen Hälfte lancierte. Der eingewechselte Nationalspieler blickte sich ungläubig um – kein Winterthurer weit und breit, bloss der ebenfalls aus der Basler Spielfeldhälfte startende Alex Frei. Nach einem 50-Meter-Genusslauf mit Ball am Fuss legte Shaqiri vor FCW-Goalie Leite quer auf Frei, der keine Mühe hatte, seinen vierten Cup-Treffer in dieser Saison zu erzielen.

Wettbewerbsübergreifend war es Freis 29. Tor, mit dem er dem FCB den Finaleinzug endgültig sicherte. Es ist das 17. Endspiel um den Schweizer Cup, das der FC Basel am 16. Mai, am Abend vor dem Auffahrtstag, in Bern gegen den FC Luzern bestreiten wird. Zehnmal ging er in 87 Jahren Cupgeschichte als Sieger aus einem Final hervor, und allein die Serie seit 2002 ist beeindruckend: Fünf Cup-Endspiele, fünf Siege. Das sind Dimensionen, wie sie nur der FC Sion noch besser vorgibt: Die Walliser haben noch keines ihrer zwölf Endspiele seit 1965 verloren. Eine Fortsetzung haben sie sich jedoch selbst vermasselt durch die blutleere Vorstellung bei der 0:1-Heimniederlage am Mittwoch gegen Luzern.

 

Schweizer Cup, Halbfinal
FC Winterthur–FC Basel 1:2 (0:1)

Schützenwiese. – 8500 Zuschauer (ausverkauft). – SR Alain Bieri.

Tore:
39. Streller 0:1 (schliesst aus zentraler Position überlegt und flach ab auf ein tolles Zuspiel von Alex Frei).
89. Alex Frei 0:2 (auf Pass von Dragovic laufen Shaqiri una Alex Frei aus der eigenen Hälfte allein auf Leite zu – Shaqiri legt 14 Meter vor dem Tor quer und Frei schiebt locker ein).
93. Kuzmanovic 1:2 (Foulpenalty; der Schiedsrichter wertet einen Körperkontakt von Dragovic und Freuler als penaltyreif).

Verwarnungen: 27. Yapi (Foul), 43. Bengondo (Reklamieren), 64. Fabian Frei (Foul), 68. Lüscher (Foul), 94. Alex Frei (Reklamieren).

FC Winterthur: Leite; Iten, Exouzidis (60. Ritter), Sereinig, Lenjani; Zuffi; Sprunger (84. Sprunger), Lüscher, Radice (77. Freuler), Kuzmanovic; Bengondo.
FC Basel: Sommer; Steinhöfer, Kovac, Dragovic, Park; Fabian Frei (72. Shaqiri), Huggel, Yapi (81. Xhaka), Stocker; Alex Frei, Streller.

Bemerkungen: Winterthur komplett; FCB ohne P. Degen, Pak (verletzt), Chipperfield, Voser (Aufbau).

Die Tweets zum Spiel

Direktlink zu Twitter


Nächster Artikel