In der 3. Runde der Super League spielt Serienmeister FC Basel 2:2 beim Rekordchampion Grasshoppers. Alex Frei und Gilles Yapi, der aus 45 Metern trifft, erzielen die Basler Tore. GC gleicht in der 82. Minute vor einer trauriger Kulisse aus.
Es ist sein gutes Recht, sauer zu sein. Heiko Vogel war es nach den 93 Minuten im Letzigrund einerseits, weil er nicht nur Gutes von seiner Mannschaft gesehen hatte («Mit der Leistung war ich nicht immer zufrieden»), und andererseits zerrt die Häufung von Entscheidungen, die sich gegen den FC Basel richten, an den Nerven des FCB-Trainers.
Zürcher Trauerspiel geht weiter
Zum dritten Mal innert weniger Monate blieb der Gästesektor im Letzigrund bei einem Gastspiel des FC Basel quasi leer. Nur eine Handvoll Fans kam mit dem Extrazug, rund 50 befanden sich schliesslich im Stadion, das einmal mehr eine traurige Kulisse für Schweizer Spitzenfussball abgab. Der grosse Rest der FCB-Fans protestierte mit Fernbleiben gegen die Nulltoleranz-Strategie der Zürcher Polizei. Diese hatte darauf gedrängt, dass nur Fans Tickets erhalten, die mit dem Extrazug nach Zürich reisen. Die Muttenzerkurve geisselt in einem Communiqué die Zürcher Sicherheitspolitik.
Vergangene Woche, beim 2:2 gegen Luzern, belegten die Fernsehbilder, dass Marco Streller bei einem aberkannten Tor nicht im Abseits gestanden hatte. Wenige Zentimeter zwar nur, aber im Standbild zu erkennen. Dazu kam ein Elfmeter, den die Basler nach einem Check von Puljic gegen Kovac für sich reklamierten.
Ähnlich wie vergangene Woche, so war der FC Basel auch diesmal weiss Gott nicht über alle spielerische Zweifel erhaben, ist der Mannschaft anzumerken, dass da neue Spieler integriert und damit auch neue Automatismen eingeübt werden müssen. Und der Trainer ist gehalten, im hohen Takt der Spiele mit den Kräften seiner Akteure hauszuhalten. So standen in Zürich am Ende drei Debütanten – Sauro, Vuleta und Jevtic – auf dem Platz.
Mit dem 1:1 verliert der FCB den Faden
Wie vergangene Woche, so hatte Heiko Vogel erneut einen dicken Hals, weil die elektronischen Bilder diesmal zeigten, dass bei der Entstehung des 1:1 Shkelzen Gashi im Abseits gestanden hatte. Wobei: Nicht abschliessend konnte geklärt werden, ob vielleicht Cabral mit der Fussspitze den Ball berührte, der zum GC-Spieler gelangte…
Wie auch immer: die Basler erwiesen sich einmal mehr als Mannschaft, die, auch wenn es ihr nicht reibungslos läuft, sich auf wenige Szenen fokussieren und zuschlagen kann. Der Führungstreffer war klasse herausgespielt: Ein langer Ball von Yapi, eine Kopfballverlängerung Strellers, eine Finte Degens und eine präzise Flanke mit dem schwächeren Fuss zur Mitte, wo Alex Frei demonstrierte, dass in ihm auch ein kleines Kopfballungeheuer schlummert.
Nach dem Zürcher Ausgleich verlor der FCB jedoch vorübergehend völlig den Faden. Die neu formierten Grasshoppers – nach dem ersten Sieg unter Uli Forte vergangene Woche in Bern bis in die Haarspitzen motiviert – setzten dem Meister arg zu. Da scheint wieder etwas im Entstehen, was den Ansprüchen des Rekordmeisters näher kommt als die Ära unter Ciriaco Sforza.
GC durch Yapis Traumtor kalt erwischt
Die Halbzeitansage des Ex-Baslers und jetzigen Assistenzcoaches der GC-U21, Boris Smiljanic – «ein schnelles Tor wäre der Genickbruch für den FCB» – kehrte sich zunächst ins Gegenteil. Erneut erwischten die Gäste die Grasshoppers kalt. Grichtings Fehlpass münzte Gilles Yapi zu einem fulminanten Tor um. Danach hatte der FCB Spiel und Gegner im Griff, ohne allerdings zu Chancen zu kommen.
Yapi machte um seinen Prachtsschuss aus 45 Metern, der sich über dem weit vor seinem Tor postierten Bürki hinweg ins Netz senkte, keine grosse Sache: «Ich hab schnell geschaut, kurz überlegt und es einfach probiert. Mehr kann man dazu nicht sagen», erklärte der Ivorer, «ich hätte aber lieber das Tor nicht gemacht und dafür gewonnen.» Er konnte dem Basler Auftritt nicht viel Positives abgewinnen: «Abhaken, nach vorne blicken und weiter spielen.»
Beim FCB fehlt es noch an Abstimmung
Mit der zweiten Luft kam GC zum 2:2-Ausgleich in der 82. Minute, der durchaus den Spielanteilen über die 93 Minuten gesehen entsprach. Dabei sah die Hintermannschaft des FCB unvorteilhaft aus. Sauro stand zu tief, Steinhöfer rückte in die Mitte hinein und am Ende schaute auch noch Dragovic zu, wie Ben Khalifa im Sechzehner seine Pirouetten drehte bis er den freistehenden Brahimi fand.
Yann Sommer konnte gegen den abgefälschten Ball nichts mehr ausrichten. «Die Abstimmung hinten fehlt noch», befand er, «wir haben kein gutes Spiel gemacht und vor allem in der ersten Halbzeit zu viele Fehler.» Der FCB-Goalie macht sich aber keine Sorgen. «Die Abstimmung kommt schon noch. Wir haben viele Spiele und stehen am Anfang der Saison.»
Forte nimmt Yapis Tor auf seine Kappe
GC-Kapitän Veroljub Salatic freute sich zwar über ein gutes Spiel seiner Mannschaft, war aber enttäuscht vom Resultat. «Wir haben das Spiel dominiert, uns Chancen erarbeitet und besser gespielt, leider wurden wir aber nicht belohnt.»
Richtig zufrieden war nach dem Spiel also niemand. Eine «kleine Enttäuschung» räumte auch Uli Forte ein, «aber wir dürfen nicht vermessen werden. Basel hat gezeigt, welche Effizienz es auf den Platz bringen kann.» Und der GC-Coach nahm Yapis Tor auf seine Kappe: Er habe von seinem Torhüter Roman Bürki vor der Saison verlangt, hoch zu stehen und quasi wie ein Libero zu agieren.
Super League, 3. Runde
Grasshoppers–FC Basel 2:2 (1:1)
Letzigrund. – 7050 Zuschauer. – SR Amhof.
Tore: 15. Alex Frei 0:1 (Kopfball, Flanke David Degen), 29. Ben Khalifa 1:1 (Hechtkopfball nachdem Schuss von Gashi von der Querlatte zurückprallt), 47. Yapi 1:2 (Schuss aus gut 45 Metern), 82. Brahimi 2:2 (Rechtsschuss auf Pass Ben Khalifa).
Verwarnungen: 24. Cabral (Foul), 42. Zoua (Foul), 78. Ben Khalifa (Foul).
Grasshoppers: Bürki; Lang (81. Mustafi), Vilotic, Grichting, T. Xhaka; Salatic; Hajrovic (80. Brahimi), Toko, Feltscher; Gashi (73. Paiva), Ben Khalifa.
FC Basel: Sommer; Steinhöfer, Sauro, Dragovic, Park; D. Degen (84. Jevtic), Cabral, Yapi (77. Diaz), Zoua; A. Frei, Streller (71. Vuleta). – Nicht eingesetzt: Vailati (T), Voser, Kovac, Andrist.
Bemerkungen: GC ohne Abrashi, Zuber (Olympia), Adili, Hossmann (verletzt). FCB ohne P. Degen, Ajeti (verletzt), Stocker (angeschlagen, muskuläre Probleme im Oberschenkel), F. Frei, Schär, Salah (Olympia), Pak, Grether, Salvi (ohne Aufgebot). – 71. Vuleta auf linkem Flügel, Zoua im Angriff.
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