2:2 beim FCZ – der FCB gibt den Sieg in letzter Minute aus der Hand

Eine Leistungssteigerung nach Pausenrückstand in Zürich trägt dem FC Basel durch Tore von Marc Janko und Albian Ajeti die Führung ein. Den Sieg gibt der Tabellenführer jedoch in der Nachspielzeit preis. Armando Sadiku sichert dem FCZ einen verdienten Punkt, weil der FCB im Letzigrund unter dem Strich zu wenig bietet.

Der Basler Torhueter Tomas Vaclik kann das Tor zum 0-1 nicht verhindern beim Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Zuerich und dem FC Basel am Sonntag, 4. Oktober 2015, im Letzigrund Stadion in Zuerich. (KEYSTONE/Valeriano Di Domenico)

(Bild: Keystone/VALERIANO DI DOMENICO)

Eine Leistungssteigerung nach Pausenrückstand in Zürich trägt dem FC Basel durch Tore von Marc Janko und Albian Ajeti die Führung ein. Den Sieg gibt der Tabellenführer jedoch in der Nachspielzeit preis. Armando Sadiku sichert dem FCZ einen verdienten Punkt, weil der FCB im Letzigrund unter dem Strich zu wenig bietet.

Urs Fischer hat Mühe. Mühe damit, Auskunft zum 2:2 in Zürich zu geben und zur zurückliegenden Woche des FC Basel. «Alle Fragen negativ heute», murrt der FCB-Trainer nach dem Spiel. «In der Meisterschaft muss man sich alles hart erarbeiten», sagt er. Auch dieses 2:2 beim FC Zürich.

Aus diesem Spiel hätte durchaus ein weiterer Sieg im Klassiker resultieren können. Wenn sich denn Fischers Mannschaft geschickter verhalten hätte in der Nachspielzeit. Das 3:1 habe sie gesucht, statt den Vorsprung «über die Ziellinie zu retten», moniert Fischer und findet ausserdem: «Es fühlt sich fast wie eine Niederlage an, wenn man das nicht fertigbringt.»

Tabellenführung sogar ausgebaut

Der Zürcher, vom Publikum auf den mit 10’467 Zuschauern spärlich besetzten Rängen (ein Minusrekord im Klassiker) ohne grosse emotionale Regung als Trainer des Erzrivalen begrüsst, kommt unter dem Strich auf ein gerechtes Resultat – was für den Realitätssinn Fischers spricht. Der FCB bot eine schlechte erste Halbzeit, eine klare Leistungssteigerung nach Seitenwechsel, er erzielte die Tore Nummer 29 und 30 in der Meisterschaft und er baute nach der Niederlage von GC in Bern die Tabellenführung sogar noch um einen weiteren Punkt aus.



Der Zuercher Mario Gavranovic, rechts, schiesst das Tor zum 1:0 gegen den Basler Torhueter Tomas Vaclik, links, beim Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Zuerich und dem FC Basel am Sonntag, 4. Oktober 2015, im Letzigrund Stadion in Zuerich. (KEYSTONE/Valeriano Di Domenico)

Der Rückstand für den FCB durch Mario Gavranovic. (Bild: Keystone/VALERIANO DI DOMENICO)

Und dennoch hört Fischer die kritischen Untertöne heraus, mit denen in der Öffentlichkeit schon das 2:0 im Europacup gegen Lech Posen am Donnerstag begleitet worden war. Das wiederum, findet der Trainer, werde weder dem souveränen Auftritt gegen die Polen, noch der Zwischenbilanz gerecht: Sieben Punkte Vorsprung nach fast einem Drittel der Meisterschaft, zwei Spiele und zwei Siege in der Europa League, und im Cup steht die Mannschaft im Achtelfinal (am 28. Oktober in Muttenz). Was will man mehr?, lautet die unausgesprochene Frage Fischers.

Verletztenliste verlängert sich

Spektakel natürlich. Attraktiven Fussball. Glanz und Gloria. Weil Fussball jedoch kein Wunschkonzert ist und sich frei nach Jean-Paul Sartre schon durch das unkooperative Verhalten des Gegners als knifflige Angelegenheit entpuppt, muss man hin und wieder Abstriche machen.

Wenn dann der FCB nach Zürich fährt, wo der über Nacht auf den letzten Tabellenplatz abgerutschte FCZ mit dem Rücken zur Wand steht, wenn sich die Verletztenliste des Meisters um Naser Aliji (Bänderdehnung am Knöchel) auf sechs Positionen verlängert und der Trainer nicht einmal mehr alle Plätze auf der Ersatzbank besetzen kann, dann deutet einiges darauf hin, dass da eine Mannschaft nicht mehr aus dem Vollen schöpfen kann.

Die taktische Rochade mit Bjarnason geht auf

So entwickelt sich eine Partie, bei der die Spielanteile zwar verteilt sind, der FCZ aber einen frischeren und zupackenderen Eindruck macht. Den Weg zum und ins Tor finden die Gastgeber in der 35. Minute. Dass die beiden eher kleineren Spieler Oliver Buff (per Kopfballverlängerung am ersten Pfosten) und Mario Gravranovic (geschickt freigelaufen am zweiten) aus dem ersten Eckball die Führung produzieren, gereicht dem Basler Defensivverhalten nicht zur Ehre.

Der Rückstand entfaltet vitalisierende Kräfte beim FCB, Breel Embolo hat in der 43. Minute nach dem bis dahin schönsten Basler Angriff den Ausgleich auf dem Fuss, wirklich besser wird es bei den Rotblauen jedoch erst nach Seitenwechsel und einem Eingriff Fischers in die offensive Grundordnung: Shkelzen Gashi, hinter den Spitzen völlig wirkungslos, geht auf den Flügel, dafür rückt Birkir Bjarnason erstmals im FCB-Dress in eine zentrale Rolle.

Mit durchschlagendem Erfolg: Embolo steht am Ursprung des Ausgleichs, schickt Bjarnason in die Tiefe, der dem FCZ-Goalie den Ball durch die Hosenträger schiesst. Yanick Brecher lenkt die Kugel noch mit einer Wadenmuskelfaser ab, Marc Janko findet den herrenlosen Ball und schiebt ihn aus zwei Metern ein.

Der alte und der junge Goalgetter treffen

Es ist das siebte Tor von Janko im achten Super-League-Match – eine sagenhaft gute Quote für einen Goalgetter. Und es kommt noch besser: Basel hat den Gegner nun im Griff, Fischer nimmt Janko raus und bringt Albian Ajeti. Und der 18-Jährige beweist nicht weniger Torinstinkt als das 32-jährige Schlachtross Janko.

Nach einem doppelten Doppelpass mit Michael Lang dringt Ajeti zielstrebig in die gefährliche Zone ein, mit feiner Technik präpariert er sich den Ball und vollendet prächtig zur 2:1-Führung. Es ist nach zwei Treffern im Cup das dritte Saisontor Ajetis, der den September mehrheitlich bei der U21 zugebracht hat, und es ist ein schöner Nachweis seines Talents.

«Das wird beim FCB schon im Nachwuchs tagtäglich trainiert», sagt Ajeti zu seinen Abschlussqualitäten und redet auch ansonsten so, als ob es tagtäglich geübt würde: «Ich freue mich über jeden Einsatz, und wichtig ist, dass ich der Mannschaft helfen kann, wenn ich eingewechselt werde, dass man spürt, dass frischer Schwung reinkommt.»

Stimmen mit Ajeti, Kuzmanovic und Zuffi:

Der Ausgleich geht in Ordnung, muss den FCB aber ärgern

Das beschwingende Gefühl, die Partie gekehrt zu haben, hätte einer routinierten Mannschaft in einem, wie es Zdravko Kuzmanovic nennt, «dreckigen Spiel» eigentlich reichen müssen. Tief in der vierminütigen Nachspielzeit ist es ein langer Ball von Brecher sowie die Vorarbeit von Franck Etoundi und Kevin Bua, der Entdeckung von Sami Hyypiä, die den Ausgleich einleitet. Ein Tor, das die Basler bei der Aufbereitung ärgern muss, schienen sie doch gut sortiert zu stehen und obendrein in klarer Überzahl, als sich ausgerechnet Marek Suchy, einer der Besten des Nachmittags, vom eingewechselten Armando Sadiku düpieren lässt.

So darf FCZ-Trainer Hyypiä, auch wenn er nach vier Spielen noch immer noch auf den ersten Sieg wartet, immerhin den Charakter seines Teams loben, das sich mit dem späten, verdienten Tor wieder auf Platz 8 hocharbeitet. Die Zürcher haben mit dem 2:2 eine bittere Serie von sechs Niederlagen gegen den Erzrivalen gestoppt und machen den Anschein, als ob vom neuen Coach auch noch etwas mehr herauszuholen wäre aus dem vorhandenen Potential.

Derweil wird Urs Fischer sich überlegen, welches Trainingsprogramm er mit einer Handvoll verbliebener, respektive belastbarer Spieler in den nächsten Tagen absolvieren will. Gleich 17 Nationalspieler stellt der FCB in der Länderspielperiode ab. Und wenn dann alle wieder zurück sind und es am 18. Oktober in Sion weitergeht, dann hört der FCB-Trainer vielleicht auch nicht mehr aus jeder Frage nur das Negative heraus.

 

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Vor dem Spiel:

Der Klassiker und seine Probleme: Der FC Basel steht zuoberst, der FC Zürich hat auch mit dem neuen Trainer Sami Hyypiä den Weg aus dem Tiefgang nicht gefunden. Das führt dazu, dass der Klassiker nicht mehr die Zugkraft von einst besitzt. » Ein Klassiker in Notlage

Der Basler und sein erstes Aufgebot: Er hat sich das Aufgebot mit starken Leistungen in den letzten Wochen verdient. Luca Zuffi stösst zum ersten Mal in den Kreis der Nationalmannschaft vor. » Zuffi erstmals dabei, Derdiyok kehrt zurück

Der Trainer und die ungeliebte Frage: Er kann sie fast nicht mehr hören, diese eine Frage, ob die Rückkehr nach Zürich etwas Spezielles sei. Urs Fischer ist in Basel angekommen, und Spiele im Letzigrund als Trainer anderer Mannschaften hat er auch zu Genüge erlebt. Ganz andere Dinge beschäftigen Fischer. » «Ich bin ein bisschen vorsichtiger als Sie, okay?»


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