2:2 gegen Luzern: FCB kommt mit blauem Auge davon

Zweimal gerät der FC Basel gegen Luzern in Rückstand, zweimal kann er ausgleichen, erst durch Alex Frei, dann trifft Marco Streller. In der Nachspielzeit scheitert Frei noch am Pfosten – dennoch ist der Meister nach einer miserablen ersten Halbzeit mit dem Remis gut bedient.

Keine Freunde: FCB-Trainer Heiko Vogel wurde von Schiedsrichter Alain Bieri noch vor Anpfiff der zweiten Halbzeit auf die Tribüne verwiesen. (Bild: Reuters/ARND WIEGMANN)

Zweimal gerät der FC Basel gegen Luzern in Rückstand, zweimal kann er ausgleichen, erst durch Alex Frei, dann trifft Marco Streller. In der Nachspielzeit scheitert Frei noch am Pfosten – dennoch ist der Meister nach einer miserablen ersten Halbzeit mit dem Remis gut bedient.

Zu guter Letzt hätte es fast noch zum Punktedreier gereicht. Alex Frei, schön freigespielt von Aleksandar Dragovic, traf aber nur den Pfosten. Da lief die 91. Minute einer Partie, in der es lange nicht danach ausgesehen hatte, dass der Meister gegen den FC Luzern etwas erreichen würde.

Eine kleine Überraschung barg die Startelf des FCB: Gaston Sauro sass nur auf der Bank, dafür begann Radoslav Kovac in der Innenverteidiggung neben Aleksandar Dragovic. Zweiter Neuling neben Marcelo Diaz war Rückkehrer David Degen, der in den ersten beiden Spielen zu überzeugen wusste: In Genf mit dem siegbringenden Treffer, in Tallinn mit dem Assist zum erlösenden Führungstor.

Enttäuschende erste Halbzeit des FCB

Die erste Halbzeit vor offiziell 29‘256 Zuschauern (viele Plätze blieben allerdings leer) war etwas vom Enttäuschendsten, was seit Amtsübernahme durch Heiko Vogel geboten wurde. Es fing unglücklich an, als sich Philipp Degen beim ersten Vorstoss eine Muskelverletzung im Oberschenkel zuzog und nach vergeblicher Behandlung am Spielfeldrand schon in der fünften Minute ausgewechselt werden musste.

An der simplen Umstellung – Steinhöfer wechselte von links auf seinen angestammten Platz auf rechts, der eingewechselte Park nahm seine gewohnte linke Abwehrseite ein – kann es nicht gelegen haben, dass der Meister wie schockgefroren auftrat.
Derangiert wirkte er und ohne Zusammenhang. Gegen die aufsässigen Luzerner fand der FCB offensiv in den ersten 45 Minuten so gut wie nicht statt. Valentin Stocker auf Alex Frei, der an David Zibungs Knie scheiterte – für diese erste Torchance brauchte Basel 42 Minuten Anlauf.

Zupackende Luzerner

Und sie konnten von Glück sagen, nicht höher in Rückstand geraten zu sein, etwa, als Yann Sommer zweimal reflexartig gegen Dimitar Rangelov rettete. Sally Sarrs Flanke in der 18. Minute nickte dann Dario Lezcano völlig unbedrängt zur Führung ein. Mit einem Schritt rückwärts hatte sich der paraguayische Stürmer den Freiraum verschafft gegen Radoslav Kovac und Markus Steinhöfer, die dabei eine denkbar schlechte Figur abgaben.

Eine Reaktion vom Meister kam nicht. Im Zentrum fehlte dem FCB das Element «Cabral». Bis zur ersten Balleroberung von Yapi und Diaz dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, und in der Zwischenzeit tobten sich die aggressiven, zupackend pressenden Luzerner nach Belieben aus. Der FCB suchte einen Weg in den Match – und fand ihn nicht. Ausser Valentin Stocker, der einen Hauch von Biss ausstrahlte, erreichte kein Spieler des Meisters sein übliches Rendement.

Der FCB hält sich zu sehr mit dem Schiedsrichter auf

Und: Die Basler samt ihrem Trainer hielten sich zu sehr mit dem Schiedsrichter auf. Alain Bieri traf fragwürdige Entscheidungen, aber dass die Basler sich davon derart aus der Fassung bringen liessen, hatte wenig mit klarem Kopf und kühler Professionalität zu tun. Dergestalt verlor die Mannschaft im ersten Durchgang vollends den Faden.

Noch bevor Bieri zur zweiten Halbzeit anpfiff, schickte er Heiko Vogel auf die Tribüne. Der FCB-Trainer hatte schon auf dem Weg in die Halbzeit dem Referee auf dem Spielfeld die Meinung gegeigt. Seinen Platzverweis, den zweiten in seiner Basler Zeit als Cheftrainer, kommentierte Vogel nüchtern: «Er hat es sicher nicht grundlos gemacht.» Was genau vorgefallen war, wollte er nicht ausführen: «Das bleibt im Kabinentrakt.»

Auf der Tribüne wunderte sich Bernard Challandes nicht: «Sie wollen das so», sagte der Thun-Trainer, der vergangenes Wochenende das Opfer war, weil er zweimal am Spielfeldrand die Arme verworfen hatte. Mit «sie» meint Challandes keineswegs die Schiedsrichter, sondern die Verbandsfunktionäre, die strengere Vorgaben gemacht haben, um die Trainer zu disziplinieren. Für Challandes geht die neue Doktrin zu weit: «Das ist zuviel.»

Die Gäste zollen ihrem Aufwand Tribut

Im St.Jakob-Park verlegte sich der FCB dann in der zweiten Halbzeit endlich aufs Wesentliche: Fussball spielen und den Ausgleich suchen. Er tat sich weiter schwer, profitierte aber davon, dass Luzern dem grossen physischen Aufwand offenbar Tribut zollte. Der FCB war noch zu keiner klaren Chancen gekommen, als das 1:1 in der 61. Minute wie aus dem Nichts heraus fiel: Steinhöfer legte ins einer besten Szene quer für Alex Frei auf, der im Fallen mit seinem schwächeren linken Fuss traf.

Das kleine Glück währte aber nur kurz. Auch die neuerliche Führung der Luzerner fünf Minuten darauf hatte sich allerdings nicht abgezeichnet. Es war ein neuerlicher Vorstoss von Sarr, ein neuerliches Zögern von Kovac, eine Flanke und ein neuerlicher Fehler von Steinhöfer. Lezcano erbte den Ball und verwandelte ungerührt.

Diaz‘ Freistoss zu Strellers Ausgleich

Weil der FCB nun zu einem druckvolleren Spiel fand, zu mehr Präzision in den Aktionen, weil die Einwechslung von Jacques Zoua frischen Wind brachte, und weil Marcelo Diaz bei seiner Heimpremiere nach schwachem Beginn zu jenem Einfluss auf Spiel fand, den man von ihm erwartet, kam der FCB zum verdienten Ausgleich. Es war Diaz‘ Freistoss, den Marco Streller mit dem Kopf aus sechs Metern erwischte – vor dem nicht gut aussehenden Zibung.

So sehr der FC Luzern im zweiten Durchgang abbaute, so sehr der FCB aufdrehte, so sehr musste er noch einmal zittern. Sommers fantastische Parade gegen den Kopfball von Sorgic in der 86. Minute rettete das Unentschieden. Und am Ende eines intensiven Spiels mit gehörigem Unterhaltungswert wäre der FCB beinahe noch über Gebühr belohnt worden.

Live-Tweets zum Spiel Direktlink zu Twitter

Super League, 2. Runde
FC Basel–FC Luzern 2:2 (0:1)
St.-Jakob-Park. – 29‘256 Zuschauer. – SR Bieri.
Tore: 18. Lezcano 0:1 (Kopfball, Flanke Sarr), 61. Alex Frei 1:1 (Linksschuss im Fallen aus zehn Metern auf Vorarbeit Steinhöfer), 66. Lezcano 1:2 (Schuss aus sechs Metern auf Flanke Sarr und Fehler Steinhöfer), 81. Streller 2:2 (Kopfball auf Freistoss von Diaz).
Verwarnungen: 21. Muntwiler (Foul), 25. Kovac (Reklamieren), 30. Steinhöfer (Foul), 44. Kryeziu (Unsportlichkeit), 76. Puljic (Foul).

FCB: Sommer; P. Degen (5. Park), Kovac, Dragovic, Steinhöfer; D. Degen (68. Zoua), Yapi (83. Cabral), Diaz, Stocker; A. Frei, Streller. – Ersatz: Vailati (T), Park, Cabral, Sauro, Andrist, Vuleta, Zoua.
FC Luzern: Zibung; Sarr, Stahel, Puljic, Lustenberger; Renggli, Kryeziu, Muntwiler; Winter (71. Ruiz), Rangelov (78. Sorgic), Lezcano. – Ersatz: Wüthrich (T), Gygax, Sorgic, Bühler, Urtic.

Bemerkungen: FCB ohne F. Frei, Schär, Salah (Olympiaauswahl), Ajeti (verletzt), Pak (Probetraining in Braunschweig), Voser, Jevtic (im Aufbau). – Luzern ohne Hyka (krank), Thiesson (verletzt), Hochstrasser, Wiss (Olympia). – 46. FCB-Trainer Heiko Vogel auf die Tribüne verwiesen. – 70. Tor von Streller wegen Offside aberkannt. – 91. Pfostenschuss Alex Frei.

 


 

Der Torverteiler – präsentiert von weltfussball.de
Alles über Fußball oder direkt zur Super League (CH)


Nächster Artikel