2:4 – ein Basler Sonntag zum Vergessen in Bern

Im Spitzenspiel, zu dem er nie den Zugang findet, unterliegt ein schwacher FC Basel den Berner Young Boys mit 2:4 (0:2). Der Vorsprung in der Tabelle schmilzt auf fünf Punkte, und die Meisterschaft versprüht wieder den Hauch von Spannung.

YBs Alexander Gerndt aus Schweden, Mitte, erzielt an Basels Fabian Schaer, rechts, und Marek Suchy vorbei das 2:0 im Fussball Super League Spiel zwischen dem BSC Young Boys Bern und dem FC Basel, am Sonntag, 22. Februar 2015, im Stade de Suisse Wankdorf in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle) (Bild: Keystone/ALESSANDRO DELLA VALLE)

Im Spitzenspiel, zu dem er nie den Zugang findet, unterliegt ein schwacher FC Basel den Berner Young Boys mit 2:4 (0:2). Der Vorsprung in der Tabelle schmilzt auf fünf Punkte, und die Meisterschaft versprüht wieder den Hauch von Spannung.

Man traut es sich ja fast nicht zu sagen: Wäre ein Spur mehr Rotation für einmal angebracht gewesen nach dem Porto-Spiel? Hätte ein Breel Embolo dem Spiel in Bern gut getan? Oder ein Matias Delgado? Und was ist eigentlich mit Yoichiro Kakitani los?

Vielleicht sind solche Fragen obsolet, wenn sogar der Trainer nach der Partie bedingungslos kapituliert. «Ich gratuliere der Mannschaft von Uli Forte zu diesem Sieg», sagt Paulo Sousa, «YB war in jeder Hinsicht viel besser.» Für den Portugiesen war es die vierte Niederlage in der Super League, und erstmals musste er mit ansehen, wie sein Team vier Gegentore kassiert. Ein Umstand, der dem FCB letztmals vor viereinhalb Jahren widerfuhr, damals in einem Heimspiel unter Thorsten Fink gegen den von Murat Yakin trainierten FC Luzern.

Ein erstaunlich uninspirierter FCB

Diesmal tauchte der FCB in einem Spitzenkampf Zweiter gegen Erster, in Bern, wo er seit 2010 und der Finalissima ein einziges Mal verloren hatte und im Stade de Suisse in der Folge eine beachtliche Bilanz von drei Siegen und fünf Remis gegen YB vorzuweisen hatte. Er verlor diesmal nach einer über weite Strecken erstaunlich uninspirierten Leistung, gegen einen Gegner, der ihm in Sachen Lauf- und Zweikampfbereitschaft und Aggressivität einiges voraus hatte, und das, obwohl die Young Boys nach ihrem 1:4 in der Europa League einen Tag weniger Regenerationszeit hatten als die Basler.

Mindestens so bemerkenswert ist es, dass es an diesem kalten Februar-Nachmittag die Young Boys waren, die mehr Entschlossenheit ausstrahlten, mehr Präzision und schliesslich auch mehr Effizienz demonstrierten. Sie wollten diesen Sieg mehr – und das ist etwas, was der FCB normalerweise für sich reklamieren kann. 

Wie auch immer: Paulo Sousa vertraute neun der zehn Feldspieler, die am Mittwoch Champions League gespielt hatten. Einzig Mohamed Elneny pausierte, für ihn kam Philipp Degen in die Startformation und deshalb rückte Taulant Xhaka ins Mittelfeld vor. Das war der einzige Wechsel abgesehen davon, dass Tomas Vaclik die ungerechtfertigte rote Karte gegen Sion mit der obligatorischen Spielsperre zusätzlich bezahlen musste.

Für den Tschechen stand Germano Vailati im Tor, und ausser dass Vailati auf den Fernschuss zum 1:0 im Bahnschrankentempo reagierte, kann man dem Routinier im FCB-Tor noch am wenigsten anhängen bei dieser Niederlage.

Die süsse Genugtuung des Alexander Gerndt

Ansonsten war es auf dem Berner Kunstrasen ein durchs Band schwacher Basler Auftritt, vor allem eine schlechte erste Halbzeit des Tabellenführers. Doppeltorschütze für die Young Boys war Alexander Gerndt, wobei dem Führungstreffer in der zehnten Minute der Makel anhaftet, dass Milan Vilotic im passiven Abseits im Sichtfeld Vailatis stand.

Nichts auszusetzen gibt es am 2:0, das Gerndt nach Vorarbeit von Renato Steffen in der 27. Minute erzielte. Behrang Safari sah dabei gegen Assistgeber Renato Steffen ebenso schlecht aus wie Marek Suchy, der in seinem Rücken den Torschützen entwischen liess.

Für Alexander Gerndt sind diese beiden Treffer eine süsse Genugtuung. Im Februar 2014 hatte sich der Schwede gegen den FC Basel bei einem rüden Tackling von Taulant Xhaka schwer am Knöchel verletzt. Zwei Operationen und ein Jahr später kehrte er ausgerechnet gegen Basel erstmals wieder in der Startelf zurück. «Ich denke schon, dass das eine Motivationsspritze für ihn war», sagt YB-Trainer Uli Forte über den gelungenen Coup, «er hat sehr gut im Pressing gearbeitet und ist dabei cool as ice geblieben.»

Fortes mutige Taktik geht auf

Fortes mutige Taktik – mit Nuzzolo und Steffen auf den Flügeln, mit Hoarau im Zentrum und dahinter Gerndt – zahlte sich aus. Auch deshalb, weil Gajic und Sanogo, der Aggressivleader im Mittelfeld, die Mehrzahl an Zweikämpfen gewannen, die sogenannten zweiten Bälle magisch anzuziehen schienen – und der FCB darauf keinerlei Antwort fand. So zusammenhanglos, so drucklos, so ungefährlich im letzten Drittel hat man den Meister lange nicht gesehen – vielleicht am Mittwoch gegen Porto, aber das ist eine andere Geschichte.

Das alles gepaart mit der Fehlerhaftigkeit in der Verteidigung mündete in den vier Gegentoren. Der Höhepunkt war das vorentscheidende 3:0, als Xhaka vor dem eigenen Stafraum ins Dribbling gehen wollte, den Ball an Gajic verlor und dem Serben der Weg zum Tor anschliessend offen stand.

Ein Basler Tag zum Vergessen

Dass sich der FCB nicht gänzlich hängen liess, dass er gegen einen nachlassenden, nun müder werdenden Gegner die Ergebniskorrektur suchte und fand, war dem Team immerhin anzurechnen. Breel Embolo und Mohamed Elneny brachten frischen Wind, und Adama Traoré feierte in der 67. Minute als Linksverteidiger ein Debüt unter undankbaren Umständen und machte seine Sache nicht schlecht.

Erst traf Shkelzen Gashi in der 71. Minute mit einer Diagonalflanke, die den Weg ins Tor fand, ohne dass Embolo noch den Ball berührt hätte. Dann lenkte Marco Streller mit dem Kopf einen weiten Ball von Elneny ins Netz. Da waren jedoch schon zwei Minuten der Nachspielzeit verstrichen. Auf den Anstoss der Berner und dem verzweifelten letzten Aufbäumen liefen die Basler in einen Befreiungsschlag von Steve von Bergen, der zur Vorlage für Guillaume Hoarau und vom Franzosen in der 93. Minute vollstreckt wurde.

Es war der Schlusspunkt unter einen Tag zum Vergessen aus Basler Sicht. Ein Tag, dem man auch etwas Gutes abgewinnen kann, denn nach der 22. von 36 Runden ist dem Titelrennen in der Super League immerhin wieder eine Portion Spannung eingehaucht worden.

 

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