3:1 – der FCZ besiegt den FCB und einen Fluch

Von wegen Steilvorlage: Der FC Basel kann von der Niederlage der Grasshoppers nicht profitieren und verliert beim FC Zürich mit 1:3 (1:0). Es ist zur grossen Erlösung der Zürcher ihr erster Heimsieg gegen Basel nach secheinhalb Jahren.

Der Zuercher Marco Schoenbaechler freut sich ueber seinen Treffer zum 2-1, im Fussballspiel der Super League zwischen dem FC Zuerich und dem FC Basel, am Mittwoch, 8. Mai 2013, im Letzigrund Stadion in Zuerich. (KEYSTONE/Steffen Schmidt) (Bild: Keystone/STEFFEN SCHMIDT)

Von wegen Steilvorlage: Der FC Basel kann von der Niederlage der Grasshoppers nicht profitieren und verliert beim FC Zürich mit 1:3 (1:0). Es ist zur grossen Erlösung der Zürcher ihr erster Heimsieg gegen Basel nach secheinhalb Jahren.

«Es wird Zeit, dass diese Serie beendet wird.» Sagte Urs Meier vor dem Gastspiel des FC Basel in Zürich. Aber das haben schon etliche FCZ-Trainer vor ihm gesagt, Bernard Challandes, Urs Fischer, Harald Gämperle und auch Rolf Fringer. Alles sind sie daran gescheitert, im Letzigrund den FC Basel zu schlagen.

1:2, 1:5, 0:1, 2:2, 1:4, 1:2, 2:2, 1:3, 0:1, 1:4, 1:1, 2:2, 0:1 lautet die Reihe, sie reicht bis Anfang 2007 zurück und das ausgerechnet gegen den Erzrivalen aus Basel. Aber jede Serie geht einmal zu Ende, und am Mittwochabend in der 31. Runde der Super League war es soweit, weil der FCZ diesen so lange erdauerten Sieg mehr wollte und ihn sich auch verdiente. Gegen einen entkräftet wirkenden FC Basel, der am Ende nicht mehr auf dem Zahnfleisch ging, sondern schon auf dem Kieferknochen.

«Man kann sich Müdigkeit auch einreden», erneuerte FCB-Sportchef Georg Heitz seine Haltung, die er schon auf dem Rückweg vom Europacup letzte Woche geäussert hatte. Das war zur Pause, als der FCB noch in Führung lag. Dann wurde diese Müdigkeit für alle sichtbar. Es herrschte keine Ordnung mehr, die Zweikämpfe gingen an Zürich, die Mannschaft von Murat Yakin schaffte es nicht mehr, den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen. «Nein», sagte der geschlagene FCB-Trainer nach dem Spiel klar und deutlich, «heute haben wir den Sieg nicht verdient und auch nicht einen Punkt.»

Die Restschweiz freut sich

Damit ist aus Basler Sicht im Meisterschaftsrennen nichts kaputt gegangen, man hat lediglich eine dicke Möglichkeit verstreichen lassen, die Grasshoppers vielleicht schon vorentscheidend in der Tabelle zu distanzieren. Und die Restschweiz darf sich freuen über die erhalten gebliebene Spannung und die TV-Macher auf schöne Einschaltquoten.

Ob die Kassierer der Clubs Freude haben, wird sich zeigen. 14’000 Zuschauer im Letzigrund waren jedenfalls eine dünne Kulisse für die Affiche, die wieder einmal einen bevölkerten Gästesektor sah. Im Extrazug angereist – mit Murat Yakins Mutter Emine als Passagierin – verliefen An- und Abmarsch der Basler Fans offenbar entspannt und reibungslos. Dafür zündeten sie im Stadion gewaltige Böller. Das ist ungewöhnlich für Basler Ultras und offenbar eine Reaktion auf die Zürcher, die jüngst im St.-Jakob-Park die Trommelfelle der Zuschauer strapaziert hatten.

Der FCB zahlt Tribut

Wie auch immer: Was auf dem Spielfeld geschah, war aus Basler Perspektive kein Knaller sondern eher ein Rohrkrepierer. Murat Yakins Umstellungen mit Jacques Zoua anstelle von Mohamed Salah und Marcelo Diaz als hängende Spitze hinter Marco Streller zahlte sich nur in der Anfangsphase aus. Ansonsten blieb die Mannschaft einiges schuldig und gab auch ihrem Trainer ein Rätsel auf: «Ich habe die Hektik in unserem Spiel nicht begriffen.»

Überraschend kam diese Niederlage im dritten Auswärtsspiel in sieben Tagen nicht. Dass irgendwann einmal Tribut gezollt werden muss für das Programm der Basler, war abzusehen. Schon gar, wenn sie auf Gegner wie Luzern oder Zürich treffen, die 20 Spiele weniger absolviert haben und es schaffen, den FCB da zu treffen wo es wehtut, die aggressiv nachsetzen und dem Gegenüber zeigen, dass sie gewinnen wollen. Anders also, wie etwa der FC Sion, wo dem FCB noch am Sonntag das 1:0 relativ leicht gefallen ist.

Ein Strohfeuer, das rasch wieder erlischt

Markant war im Letzigrund, dass Murat Yakins Mannschaft die ersten 20 Minuten frisch wirkte, gut kombinierte und verdient durch Valentin Stocker in Führung ging. Unübersehbar war, wie sie anschliessend den Betrieb einstellte respektive dem FCZ überliess. Bemerkenswert war, wie sie nach einigen Druckphasen der Zürcher, einer mirakulösen Paraden von Yann Sommer gegen Yassine Chikhaoui und nach dem Ausgleich durch Milan Gajic (69.) ins Spiel zurückfand und durch Marcelo Diaz‘ Kopfball die grosse Chance zum erneuten Führungstreffer besass (77.).

Aber es war nur ein kurzes Aufflackern, um die 75. Minute herum, ein Strohfeuer, das rasch verlosch. Es reichte nicht für die zweite Luft, für ein Aufbäumen, das den FCB schon so oft so stark gemacht, wenn beim Gegner langsam die Kräfte schwinden. Diesmal powerte der FCZ, bis die Batterien der Basler Notsignale sendeten.

Die Lehre aus dem Chelsea-Spiel nicht gezogen

Und dennoch hätte die Mannschaft sich geschickter anstellen können, sie hätte für einmal nicht ihren Siegeswillen demonstrieren müssen, sondern sie hätte versuchen können, das Unentschieden nach Hause zu bringen. Ein Unentschieden, das unter den gegebenen Umständen als wertvoll gegolten hätte. «Wir haben offensiv zu sehr forciert», empfand auch Murat Yakin.

Doch eine Lehre aus dem Chelsea-Heimspiel, wo sie in der Verlängerung ins Verderben rannte, hat diese Mannschaft offenbar nicht ziehen wollen. Dass es ein missglückter Vorstoss von Innenverteidiger Fabian Schär war, der am Ursprung des 1:2 stand, mag bezeichnend sein. Beim Gegenstoss der Zürcher fiel Schär um, blieb liegen wie ein erschöpfter, geschlagener Krieger und musste mit ansehen, wie der eingewechselte Marco Schönbächler gegen eine ungeordnete FCB-Hintermannschaft zum 1:2 traf und damit zum Matchwinner wurde.

Der Rest war ein – wie man im Eishockey sagen würde: Empty Net Goal. Yann Sommer war für den allerletzten stehenden Ball nach vorne geeilt, Gajic lief den Konter und Pedro Henrique vollendete gegen den auf der Torlinie noch verzweifelt dem Ball hinterher hechtenden Kay Voser.

Des Trainers Fazit: Positiv denken

Sechs Spiele, zwei Siege – beide gegen ein erbarmungswürdiges Sion, ein Unentschieden, drei Niederlagen – das ist die jüngste Bilanz des FCB. «Abhaken», sagt Murat Yakin, und will das Ganze positiv betrachtet wissen: «Wir haben immer noch drei Punkte Vorsprung, und jetzt konzentrieren wir uns auf die nächsten beiden Heimspiele.» Erst kommt Servette Genf am Sonntag in den St.-Jakob-Park, am kommenden Donnerstag dann Lausanne-Sport.

Das Restprogramm im Titelkampf
Runde FC Basel (60 Punkte)
Grasshoppers (57)
FC St. Gallen (53)
31 FCZ-FCB 3:1 YB-GC 4:0 Luzern-St. Gallen 2:0
32 Servette (h) FCZ (h) Sion (h)
33 Lausanne (h) Sion (a) Thun (a)
Cup GC (in Bern) Basel (in Bern)  
34 GC (a) Basel (h) Servette (h)
35 YB (a) St. Gallen (a) GC (h)
36 St. Gallen (h) Lausanne (h) FCB (a)

Gegen Genf wird Marco Streller fehlen, der im Letzigrund für Reklamieren seine vierte gelbe Karte sah. Valentin Stocker (Yakin: «Er war schon zur Pause durch») wurde vorsichtshalber ausgewechselt, ebenso wie Fabian Frei mit verhärtetem Oberschenkelmuskel. Noch keine Diagnose konnte bei Philipp Degen abgegeben werden, der sich ohne gegnerische Einwirkung den rechten Knöchel vertreten hat.

Super League, 31. Runde

FC Zürich–FC Basel 3:1 (0:1)
Letzigrund. – 14’062 Zuschauer. – SR Hänni.

Tore:
8. Stocker 0:1 (schlenzt den Ball aus zwölf Metern mit rechts haarscharf am herausstürzenden Da Costa vorbei, nachdem er nach schöner Kombination über Philipp Degen, Elneny und Diaz von Streller mit einem herrlichen Diagonalball in die Tiefe lanciert wurde).
69. Gajic 1:1 (Schuss aus 16 Metern nach dem er Frei und Diaz ausgetanzt hat; Vorarbeit Schönbächler)
87. Schönbächler 2:1 (Rechtsschuss aus 16 Metern halbhoch in die rechte Ecke nachdem Cabral zu spät eingreift).
94. Pedro 3:1 (Schuss aus zehn Metern ins von Sommer verlassene Tor nach Gegenstoss und Pass Drmic).

Verwarnungen: 30. F. Frei (Unsportlichkeit), 44. Streller (Reklamieren – im nächsten Spiel gesperrt), 61. Gavranovic (Reklamieren), 92. Pedro (Foul), 93. P Koch (Foul).

Zürich (4-2-3-1): Da Costa; Philippe Koch, Raphael Koch, Djimsiti, Benito; Gajic, Kukuruzovic (62. Schönbächler); Mariani, Gavranovic (62. Chikhaoui), Drmic; Chermiti (82. Pedro). – Ersatz: Brecher (T), Glarner, Buff, Jahovic.
Basel (4-1-4-1): Sommer; P. Degen (58. Steinhöfer), Schär, Dragovic, Voser; F. Frei (71. Cabral); Zoua, Diaz, Elneny, Stocker (58. Salah); Streller. – Ersatz: Vailati (T), Sauro, D. Degen, Bobadilla.

Bemerkungen: FCZ ohne Beda, Chiumiento und Kukeli (verletzt); FCB komplett; Park, Serey Die, Adili, Yapi (nicht im Aufgebot, geschont). – 58. Zoua nach Einwechslung Salah auf dem rechten Flügel. – Letzter Heimsieg des FCZ gegen den FCB: 3:2 am 26.11.2006. Seither neun Basler Siege (inklusive Cup), zwei Remis bei 30:13 Toren.

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