Der FC Basel tut sich schwer, gerät in Rückstand, gewinnt dann aber noch standesgemäss mit 4:1 (1:1) gegen den FC Thun. Kay Voser bringt mit dem ersten Tor im FCB-Dress seine Farben in Führung. Stocker, Streller und Andrist in der Nachspielzeit erzielen die weiteren FCB-Tore.
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Was mit einem Feuerwerk der Muttenzerkurve zum 120-Jahr-Jubiläum des FC Basel begann, war fussballerisch aus Basler Perspektive erst einmal Schall und Rauch.
Germano Vailati, der für den grippekranken Yann Sommer sein Super-League-Debüt im FCB-Dress gab, musste nach einem Kopfballgegentor aus einer Standardsituation schon nach zwölf Minuten hinter sich greifen.
Zwar korrigierte der Meister und Tabellenführer den frühen Rückstand rasch, doch danach fand er gegen die gut gestaffelten Thuner fast keine Lücken, spielte er so attraktiv wie das Wetter war im nasskalten St.-Jakob-Park. 0:3 Eckbälle bis zum Pausenpfiff sind nur ein kleiner, ungewöhnlicher statistischer Wert der ersten 45 Minuten, in denen der FCB zu keinen weiteren Torchancen kam.
Lange tut sich der Meister schwer
«Der Trainer musste in der Pause nicht viel sagen», berichtet Fabian Frei aus der Kabine, «das Team wusste selbst, woran es gefehlt hat.» Nämlich: an schnellerer Spielverlagerung, an Bewegung, an direkterem Spiel.
Es war bis in die zweite Halbzeit hinein ein Spiegelbild vieler Partien im St.-Jakob-Park in jüngerer Vergangenheit: Ein FCB, der sich spielerisch schwer tut, der Mühe hat, «Positionen und Räume zu finden», so FCB-Trainer Murat Yakin. Und auf der anderen Seite ein engagierter Gegner. Dem allerdings irgendwann die Luft ausgeht.
Thuns Einladung an den FCB
Warum das so war, darüber nachzudenken hätte Urs Fischer nach dem Spiel gerne mehr Zeit gehabt. Die spontane Analyse des Thun-Trainers fiel für die erste Halbzeit schwärmerisch aus: «Wir hatten einen sehr guten Start und haben dem FC Basel das Leben mehr als schwer gemacht.» Für die zweite Halbzeit fand er vor allem ein Wort: enttäuschend.
«Wir haben Leidenschaft und aggressives Zweikampfverhalten vermissen lassen und haben es nur mit fussballerischer Mitteln versucht. Das war eine Einladung an den FC Basel», so Fischer, der sein Team am Ende mit den vier Gegentoren noch gut bedient sah.
Voser tolles Tor und toller Assist
Der Wendepunkt der Partie war ein fein und bis zur Vollendung fertig kombinierter Angriff in der 51. Minute. Mit Marco Strellers Zuspiel an der Strafraumkante kam Valentin Stocker in den Rücken der Thuner Abwehr und sein idealer Rückpass von der Grundlinie fand Kay Voser freistehend am Elfmeterpunkt.
Aus Mittelstürmerposition traf Verteidiger Voser, der eigentlich ein Rechtsfuss ist und sich nicht scheute, mit links den direkten Abschluss zu suchen. Sein ausgelassener Jubel vor der Muttenzerkurve unterstreicht die Freude über ein seltenes Ereignis: Es war Vosers erstes Tor für den FC Basel und sein zweites in der Super League nach mehr als sechs Jahren.
Die Krönung der hervorragenden Partie des kleinen Aussenverteidigers war die Vorbereitung des 3:1 in der 75. Minute: eine Flanke aus vollem Lauf, mit Saft und Schnitt auf den sich sehr hoch schraubenden Marco Streller, der mit seinem Kopfball aus gut und gerne 13 Metern in die hohe Torecke traf.
Das jubiläumswürdige Schlussbouquet
Damit hatte der FCB die Partie dort, wo er sie ergebnistechnisch haben wollte: Er steuerte nach zwei Unentschieden in der Meisterschaft jenen «Dreier» an, den der Trainer von seinem Team gefordert hatte.
Der FCB profitierte dabei einerseits von erlahmendem Thuner Widerstand, von den Umstellungen beim Gegner nach dem Rückstand und den daraus resultierenden neuen Gestaltungsmöglichkeiten. Und die Rotblauen schwangen sich andererseits gegen Ende noch zu einer Vorstellung auf, die dem inoffiziellen Jubiläumscharakter – am 15. November 1893 wurde der Club gegründet, auf den 26. November 1893 wird das erste Spiel datiert – angemessen war.
Strellers plötzlicher und lohnender Einsatz
«Nach dem 2:1 hatten wir mehr Raum. Da hat man gesehen, zu was dieses Team fähig ist», sagte Marco Streller, für den erst am Freitagabend durch einen Urteilsspruch der Liga plötzlich der Weg frei geworden war für diesen Einsatz. Ein lohnender mit zwei Assists und einem Tor. Der Captain merkte ausserdem an: «Der Funken muss von uns aufs Publikum überspringen – das ist uns in der zweiten Halbzeit gelungen.»
Am Ende konnte Murat Yakin unwidersprochen von einer – auf die zweite Halbzeit bezogen – «tollen Leistung» reden. Die Position an der Spitze der Super League untermauert, wird der FCB nun mit einer kleinen Brise Rückenwind die Partie gegen Chelsea vorbereiten, die am Samstag noch nicht ausverkauft war (Vorverkauf: rund 35’000; Restkarten zu 135 bis 160 Franken).
Als Underog ins Chelsea-Spiel
Am Dienstag geht es darum, aus eigener Kraft – sprich: der FCB darf nicht verlieren – das letzte Gruppenspiel gegen Schalke 04 zum eigentlichen Endspiel um die Achtelfinals in der Champions League zu machen. «Wir freuen uns auf ein Fussballfest», sagt Murat Yakin, und sein Captain meint: «In der Champions League kommt es uns entgegen, wenn wir der Underdog sind.»
Angesichts der Formkurve von Chelsea kommt dem FC Basel am Dienstag diese Rolle wieder zu – ungeachtet des Überraschungscoups an der Stamford Bridge zu Beginn der Kampagne. Seither haben die Londoner ihre folgenden drei Gruppenspiele zu Null gewonnen und am Samstag auch ihre Premier-League-Partie bei West Ham mit 3:0.
Was es vor dem Anpfiff im St.-Jakob-Park zu sagen, warum Marco Streller plötzlich wieder zur Verfügung steht und Yann Sommer fraglich ist – die Vorschau.