Nach dem 3:0-Sieg gegen den Valencia CF steht für den FC Basel das Meisterschaftsspiel gegen den FC Thun an (Sonntag, 13.45 Uhr, St.-Jakob-Park). Doch die Partie, für die Gaston Sauro wegen eines Fingerbruchs ausfällt, ist nur eine Zwischenstation vor dem Rückspiel in Spanien: Dabei könnte der FCB zum zweiten Mal in Folge einen europäischen Halbfinal erreichen – und eine Antwort auf die Frage eines Chansonniers geben.
Rund dreizehn Stunden nach dem 3:0-Sieg im St.-Jakob-Park gegen den Valencia CF gibt Murat Yakin bereits wieder Auskunft über das Befinden beim FC Basel. Der Fokus liegt dabei nicht mehr auf der Europa League, in welcher der FCB die Tür zum zweiten europäischen Halbfinal in Folge weit aufgestossen hat, sondern beim nächsten Gegner in der Meisterschaft: dem FC Thun.
Doch ein wenig wirkt das Geisterspiel in der Europa League am Freitag noch nach, wenn auch nur indirekt: Yakin beschreibt den nächsten Gegner in der Liga (Sonntag, 13.45 Uhr, #rotblaulive) als gut organisiert, gefährlich bei Standardsituationen und als eine Mannschaft, die wenig Chancen zulässt. Drei Qualitäten, die Valencia in Basel vermissen liess.
Klare Worte für Valencias Leistung: ein «absolutes Desaster»
Das führte dazu, dass der Auftritt Valencias in der spanischen Presse unter anderem als «absolutes Desaster» bezeichnet wurde. Dies erstaunt insofern nicht, als der klamme Verein am Mittelmeer seit der Saison 1998/1999 immer für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert war – und dies heuer mutmasslich weder über die Meisterschaft, noch über die Europa League schaffen wird. Dazu müsste der Neunte der Primera Division die kleine Schwester der Champions League gewinnen.
Nicht einmal den im Vorfeld viel zitierten 6:2-Erfolg aus der Champions League 2002/2003, als die Spanier die Basler im Regen von Valencia überrannten, führt die Presse als Hoffnungsschimmer an. Denn Valencia sei nicht mehr das Team von dazumal, das 2000 gegen Real Madrid und 2001 gegen Bayern München erst im Final der Champions League gestoppt wurde – und die Basler Mannschaft sei auch nicht mehr mit damals zu vergleichen.
Delgado, einer der drei kreativsten der letzten Jahre
Bezeichnend ist auch, dass Yakin gar vermutet, Matias Delgado werde bei seinen Abschlussversuchen gegen Thun wohl weniger Raum haben als gegen Valencia. Der Argentinier, der innert rund vier Minuten mit zwei Toren so etwas wie seine Auferstehung erlebte, sei zusammen mit Hakan Yakin und Ivan Ergic einer der drei kreativsten Spieler der letzten Jahre beim FCB, sagt Yakin.
Gegen Valencia habe er Delgado sehr präsent und ballsicher erlebt. Zudem seien abgesehen von den Toren ein paar gute Pässe von ihm ausgegangen und Yakin erhofft sich, dass die Treffer beim Rückkehrer aus der Wüste den Knoten nun gelöst haben. Der Trainer könnte den Argentinier gegen Thun an der Seite von Davide Callà aufstellen – hinter Giovanni Sio, der gegen Valencia gelbgesperrt war.
Callà, in der Europa League nicht spielberechtigt, kehrt ebenso ins Kader zurück wie der wiedergenesene Behrang Safari. Ob der Schwede gegen Thun bereits wieder zum Einsatz kommt, ist aber insofern fraglich, als der junge Naser Aliji seine Sache auf der linken Abwehrseite momentan zur Zufriedenheit Yakins erledigt.
Entwarnung bei Degen und Schär, Fingerbruch bei Sauro
Auf zwei anderen Positionen in der Defensive gibt der FCB derweil Entwarnung: Die muskulären Probleme von Fabian Schär und Philipp Degen, die deswegen beide gegen Valencia hatten ausgewechselt werden müssen, haben sich nicht als gravierend herausgestellt. Sie werden gegen Thun einsatzbereit sein.
Insbesondere der positive Befund über Schärs Muskulatur dürfte Yakin freuen, denn neben Arlind Ajeti und Ivan Ivanov fällt mit Gaston Sauro inzwischen ein dritter Innenverteidiger verletzungsbedingt aus: Der Argentinier zog sich gegen Valencia einen Bruch der Basis des linken Zeigefingers zu und wird gegen Thun nicht spielen. Für das Rückspiel in Spanien sollte aber wieder einsatzbereit sein.
Daneben vermeldet Yakin, dass Kay Voser am Montag wieder ins Training einsteigen werde und Marco Streller in rund zehn Tagen wieder mittun könne.
Über den müden Stocker soll beim Frühstück befunden werden
Strellers üblicher Partner in der Offensive, Valentin Stocker, erzielte im Hinspiel gegen Valencia den dritten Treffer; zu einem Zeitpunkt, als seine Kräftereserven bereits aufgebraucht schienen. Sein Lupfer über Vicente Guaita zum 3:0 und der Assist zum 2:0 waren einmal mehr der Beweis für Stockers Wert innerhalb der Mannschaft.
Möglicherweise wird Yakin dem Krienser gegen Thun eine Pause gönnen, worauf er sich aber nicht festlegen möchte. Stockers Verfassung beim Frühstück am Sonntagmorgen soll Aufschluss über einen Einsatz geben.
Beim Tabellensiebten aus Thun ist seit kurzem klar, dass Marco Schneuwly zum FC Luzern wechselt und Benjamin Lüthi, Sohn des Präsidenten Markus Lüthi, seinen Vertrag nicht verlängern wird. Gegen die Berner Oberländer, die auf mehrere Verletzte verzichten müssen, gab es für den FCB in dieser Saison zwei Siege und zuletzt beim 2:2 eines der 13 Unentschieden des Meisters.
Die Gedanken bei Thun und die Chance, einem Chansonnier auf die Sprünge zu helfen
Die lediglich drei Punkte Abstand der Basler auf die Grasshoppers auf Platz zwei lassen nicht zu, dass der FCB gedanklich bereits beim Rückspiel gegen Valencia vom Donnerstag ist; zu wichtig ist der Meistertitel angesichts der sehr wahrscheinlichen direkten Qualifikation für die Champions League.
Doch wenn die 90 Minuten vorbei sind, werden sich nicht nur Spieler und Trainer, sondern auch die Zuschauer auf die Partie in Valencia freuen. Und die spanische Zeitung AS weist darauf hin, dass am 10. April im Stadion Mestalla möglicherweise auch die Frage beantwortet wird, die der Chansonnier Joaquín Sabina in einem seiner Lieder stellt: «Wer hat mir den Monat April gestohlen?» Die Antwort könnte lauten: Basel.
Joaquín Sabinas Stück ¿Quién me ha robado el mes de abril?