Während die Frauen noch in Lake Louise beschäftigt sein werden, setzt der Weltcuptross der Männer den alpinen Skiwinter in Val d’Isère fort. Bei den Rennen an diesem Wochenende stehen die beiden Schweizer Patrick Küng und Beat Feuz im Fokus – und natürlich Marcel Hirscher, dem auch ein sechster Gesamtsieg zugetraut wird.
Gut möglich, dass Patrick Küng dieser Tage in Val d’Isère von den Kollegen und den FIS-Verantwortlichen zum Rapport gebeten wird. Immerhin ist der Abfahrtsweltmeister für den grössten Aufreger dieses noch jungen Winters verantwortlich. Küngs Rundumschlag in einem Interview im Spätherbst brachte ihm viele Schlagzeilen ein – aber auch viel Gegenwind.
Mit seiner Forderung nach höheren Preisgeldern («Dem Skifahrer muss etwas übrig bleiben. Wir riskieren unser Leben und unsere Gesundheit, deshalb müssen wir auch entsprechend entlohnt werden») sprach er der Kollegenschaft zwar aus der Seele, aber andere Aussagen sorgten für Irritationen. «Im Tennis gibt es eine Athleten-Gewerkschaft. Die Spieler setzen sich zusammen und entscheiden, ob gespielt wird oder nicht. Die Skifahrer sind wahrscheinlich zu blöd dafür, dass sie so etwas schaffen. Da bringt man einfach nicht alle zusammen.»
Der 32-Jährige ist mittlerweile zurückgerudert («Ich wollte niemanden beleidigen oder kritisieren») und will endlich wieder mit sportlichen Leistungen im Rampenlicht stehen. Seit seinem WM-Titel 2015 ist für den Glarner nicht mehr viel zusammengelaufen. Im vergangenen Winter reichte es nur zu einem neunten Platz, ehe Küng die Saison vorzeitig wegen Kniebeschwerden beenden musste.
Feuz: Gesichtslähmung und Trainingsrückstand
Verletzungssorgen sind für Beat Feuz nichts Neues. Die Schmerzen sind zu einem ständigen Begleiter des 29-Jährigen geworden, auch vor dieser Saison wurde der schnellste Schweizer Abfahrer wieder durch eine Verletzung gebremst. Diesmal machte ihm eine Lähmung der rechten Gesichtshälfte zu schaffen, ein Problem, das bei Feuz schon einmal in Jugendjahren aufgetaucht war.
» Training in Val d’Isère: Gay der Schnellste, Küng Achter
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Die Lähmung ist mittlerweile soweit abgeklungen, dass der 29-Jährige in Val d’Isère an den Start gehen kann. «Ich habe nicht wirklich einen Trainingsrückstand», erklärt Feuz, auf dessen Schultern die Schweizer Abfahrts-Hoffnungen lasten. Im vergangenen Winter hatte sich der Rennläufer vom SC Schangnau eindrucksvoll nach einer Verletzungspause zurückgemeldet.
Krönung waren seine beiden Siege (Abfahrt, Super-G) beim Weltcupfinale in St. Moritz. «Mit so wenigen Trainingstagen und dieser Vorgeschichte ist es unglaublich, dass es fast in jedem Rennen gut funktioniert hat», erinnert sich der 29-Jährige.
Wer reicht Hirscher das Wasser?
Ähnlich unglaublich ist auch die Siegesserie von Marcel Hirscher. Der 27-jährige Österreicher dominiert den Weltcup seit Jahren nach Belieben und ist nach einem zweiten Platz in Sölden (Riesenslalom) und einem Slalom-Sieg in Levi auch in dieser Saison schon wieder der Gejagte. Auch nach fünf Weltcupgesamtsiegen in Folge ist der Erfolgshunger des Salzburgers noch nicht gestillt.
«Für mich ist wichtig, dass ich die Begeisterung und das Feuer spüre», erklärt der Gewinner von 40 Weltcuprennen, «da ist es gut, wenn man manchmal aus dem Rad ausbricht und etwas anderes macht.»
Hirscher wird, ähnlich wie US-Jungstar Mikaela Shiffrin, in Zukunft noch öfter in den schnellen Disziplinen zu sehen sein. Vor allem der Super-G hat es dem Salzburger angetan, Hirscher kann sich sogar vorstellen, irgendwann sein Glück in der Abfahrt zu versuchen. Immerhin hat er auch schon einen Super-G-Sieg auf seiner Habenseite und ist amtierender Weltmeister in der Kombination. «Es kann schon sein, dass ich etwas Aussergewöhnliches mache, aber es wird nicht heuer passieren, dass ich drei Abfahrten hintereinander fahre. Ich bin nicht der gelernte Allrounder, bei mir ist alles viel Improvisieren.»
Svindal, Kristoffersen und Pinturault
Viele Herausforderer gibt es jedenfalls nicht, die es mit dem Superstar aufnehmen könnten. Der Norweger Aksel Lund Svindal ist nach seinem Kreuzbandriss, den er in Kitzbühel erlitten hat, noch nicht in Topform und wird nicht alle Rennen bestreiten.
Sein jüngerer Landsmann Henrik Kristoffersen, in dem viele einen künftigen Gesamtweltcupsieger sehen, hat gerade einen nervenaufreibenden Vermarktungsstreit mit dem norwegischen Verband hinter sich und hat sogar auf den ersten Slalom in Levi verzichtet. Bleibt eigentlich nur mehr Alexis Pinturault, der französische Sieger beim Auftaktrennen in Sölden. «Für den Gesamtweltcup ist das noch kein Zeichen gewesen», sagt Pinturault und will die Erwartungshaltung dämpfen.
Marcel Hirscher gibt sich ebenfalls zurückhaltend. Sechs Gesamtweltcupsiege sind noch keinem Skiläufer gelungen, der Österreicher könnte in diesem Winter Geschichte schreiben. «Die Statistik spricht definitiv gegen mich. Wir alle wissen, dass es kein Spaziergang ist und keinesfalls eine Selbstverständlichkeit.»
Alle Termine und Ergebnisse im Weltcup im Überblick | ||||
Der alpine Weltcup-Kalender 2016/17 und die Sieger | ||||
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23.10. | Riesenslalom | Sölden/AUT | Pinturault | FRA |
13.11. | Slalom | Levi/FIN | Hirscher | AUT |
26.11. | Abfahrt | Lake Louise/CAN | abgesagt | |
27.11. | Super G | Lake Louise/CAN | abgesagt | |
2.-4.11. | Abfahrt/Super G | Beaver Creek/USA | 3 Rennen abgesagt | |
2.12. | Super G | Val d’Isère/FRA | ||
3.12. | Abfahrt | Val d’Isère/FRA | ||
4.12. | Riesenslalom | Val d’Isère/FRA | ||
10.12. | Riesenslalom | Val d’Isère/FRA | ||
11.12. | Slalom | Val d’Isère/FRA | ||
16.12. | Super G | Val Gardena/ITA | ||
17.12. | Abfahrt | Val Gardena/ITA | ||
18.12. | Riesenslalom | Alta Badia/ITA | ||
19.12. | Parallelslalom | Alta Badia/ITA | ||
22.12. | Slaom | Madonna di Campiglio/ITA | ||
28.12. | Abfahrt | Santa Caterina/ITA | ||
29.12. | Kombination | Santa Caterina/ITA |