Ach, wie schön ein schwaches Spiel doch sein kann!

Nach dem erknorzten 1:0-Sieg des FC Basel gegen Erstligist BSC Old Boys im Cup waren alle zufrieden. Auch die Verlierer waren nicht einmal dem Schiedsrichter wirklich böse. Dafür waren sie viel zu stolz.

Basels Assistenztrainer Marco Walker beobachtet beim Wuehrt Schweizer Cup Fussballspiel der ersten Runde am Samstag, 17. August 2013 zwischen dem BSC OLD Boys Basel und dem FC Basel im Stadion Schuetzenmatte in Basel. (KEYSTONE/Patrick Straub) (Bild: Keystone/Patrick Straub)

Nach dem erknorzten 1:0-Sieg des FC Basel gegen Erstligist BSC Old Boys im Cup waren alle zufrieden. Auch die Verlierer waren nicht einmal dem Schiedsrichter wirklich böse. Dafür waren sie viel zu stolz.

Das Spiel war – na ja. Der FC Basel schwach, die unterklassigen Old Boys für ihre Verhältnisse gut, sehr gut sogar, im Abschluss aber doch zu wenig kaltblütig. Und dann kam noch das Pech dazu, ein Schuss landete am Pfosten, ein anderer an der Latte und auch der Schiedsrichter meinte es nicht gut mit dem Kleinen. Die gelb-rote Karte in der 62. Minute gegen Diren Akdemir war – vorsichtig ausgedrückt – umstritten.

Nach dem Schlusspfiff waren trotzdem alle zufrieden. Die FCB-Spieler, weil sie gewonnen hatten, die Old Boys, weil sie gut waren. An diesem Tag war der Verlierer der eigentliche Gewinner. Das gibt es heutzutage nur noch im Cup. Schön!

Applaus für einen Rotsünder? Einmalig!

Akdemir konnte sich darüber freuen, dass er nach seinem angeblichen Foul an David Degen und dem Platzverweis mit Applaus vom Feld verabschiedet wurde. «So etwas habe ich noch nie erlebt», sagte er.

Der Applaus war seiner Ansicht nach allerdings verdient – im Gegensatz zum Feldverweis. Akdemir erlebte die umstrittene Szene so: «Da war höchstens ein leichter Kontakt – mehr nicht.» Das reichte allerdings schon, damit Degen fiel, Schiedsrichter Gut pfiff und dem armen Akdemir nach der gelben Karte auch noch die rote vor die Nase streckte.

Damit verlor Old Boys seinen Abwehrchef, der bis zu diesem Zeitpunkt stark gespielt hatte.

Und damit wurde aus einer sehr, sehr schwierigen Aufgabe eine schon fast unmögliche.

Müde, müde, müde

«Im Spiel elf gegen elf waren wir gleich gut wie der FC Basel, wenn nicht sogar besser», sagte OB-Verteidiger Vincent Leuthard nach dem Spiel: «Danach mussten wir noch mehr laufen als zuvor schon und wurden bald einmal müde.» Die rote Karte war auch für ihn ein Fehlentscheid. Das änderte aber nichts an seiner Zufriedenheit. «Wir können stolz auf uns und unsere Leistung sein», sagt er.

Solz waren auch die Fans, OB-Junioren vor allem. Entsprechend viele Autogramme musste Leuthard verteilen. Schon fast auf zwanzig war er kurz nach dem Spiel gekommen. Vor dem Cup-Knaller gegen den FC Basel hatte Leuthard seinen Namen noch nie in irgendwelche Fan-Blöcke und Matchzeitungen schreiben dürfen. Nur auf ihren Leibchen wollten die kleinen Fans Leuthards Gekritzel nicht sehen. Das dann doch nicht.

Positiv denken

Ebenso zufrieden wie die Old Boys waren selbstverständlich auch die FCB-Spieler und Betreuer. Nach einem Sieg lässt sich auch eine schwache Leistung problemlos schönreden.

Bei Co-Trainer Marco Walker klang das so: «OB hat das gut gemacht, stand hinten kompakt, wir waren aber dennoch dominant und kamen zu vielen Chancen. Wir hätten sie nur verwerten müssen.»

Taten sie aber nicht, zumindest bis zur 95. Minute und Ivanovs erlösendem Kopfball nach einem Corner von Delgado.

Einen entsprechend ungemütlichen Abend erlebte FCB-Präsident Berhard Heusler. Nach den 120 unerfreulichen Minuten hielt allerdings auch sich ans Positive. An die Stimmung auf der Schützenmatte. «Sie war wunderbar, auch wenn ich sie nicht wirklich geniessen konnte», sagte Heusler.

Alles kein Problem

Positiv Denken ist im harten Fussball-Business offenbar fast so wichtig wie die viel zitierte Kompaktheit auf dem Platz. Nicht nur der Präsident machte das vor, sondern auch der Aushilfs-Captain Fabian Frei. Das Spiel des FC Basel? War doch gut!, sagte Frei. Die kräfteraubende Verlängerung – kein Nachteil vor der wichtigen Champions-League-Qualifikation gegen Ludogorets Razgrad? Überhaupt nicht! «Warum auch? Die Spieler, die sonst wenig zum Einsatz kommen, waren doch froh, dass sie noch 30 Minuten länger spielen konnten», sagte Frei.

Damit hatte er sogar noch recht. Mit Ausnahme von Frei und Philipp Degen wird am kommenden Mittwoch in Sofia wohl keiner des heutigen FCB-B-Teams spielen. Durchaus verständlich, nach diesem Auftritt.

Chance nicht genutzt

Etwas schade ist es für den FCB dennoch, dass kein Spieler aus der zweiten Reihe die heutige Chance genutzt und sich für weitere Einsätze aufgedrängt hat. Und fast schon bedenklich war, wie ungeschickt sich Ivanov auch gegen unterklassige Gegner phasenweise anstellte. Der Neuzugang, der doch die Basler Abwehr nach dem Abgang von Dragovic wieder zu einem Bollwerk machen soll, auch im Spiel gegen Topmannschaften.

Aber warum sich darüber den Kopf zerbrechen, nachdem Ivanov eben doch noch das entscheidende Tor geschossen hatte? In den schönen Momenten nach dem Spiel, als alle so zufrieden waren. Und die FCB-Spieler eben doch wieder die wahren Stars? Als Fabian Frei am Spielfeldrand stand, erst den Journalisten Auskunft gab und sich danach den vielen Kindern zuwandte, die ihn umlagerten?

Ihm Gegensatz zu Leuthard durfte er ihre T-Shirts auch mit seinem Namen zieren.

Yakin ist gewarnt

Ludogorets Razgrad, der Gegner des FC Basel in der Champions-League-Qualifikation hat sein Spiel am Samstag ebenfalls gewonnen: in der bulgarischen Meisterschaft 1:0 auswärts gegen Lokomotiv Plovdiv. Es ist der vierte Sieg der Mannschaft im sechsten Meisterschafts-Spiel. FCB-Trainer Murat Yakin hat den Sieg live vor Ort miterlebt – und liess deswegen die Cuppartie gegen OB sausen.

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