Die Young Boys haben knapp einen Monat nach der Trennung von Uli Forte ihren neuen Trainer gefunden. Adi Hütter übernimmt den Fünften der Super League. Nach dem Double-Gewinn mit dem FC Salzburg wird Bern Hütters erste Station im Ausland.
Österreich war in den ersten 45 Jahren seines Lebens das Zuhause von Adi Hütter. In Hohenems wurde er geboren, eine gute halbe Stunde Autofahrt von St. Gallen entfernt, gleich an der Grenze zur Schweiz. Diese Grenze hat Hütter nie überschritten. Zumindest nicht in seinem Berufsleben, das sich abgesehen von internationalen Partien ausschliesslich in Österreich abspielte.
Bis jetzt.
Hütter bricht nun seine Zelte ab, die er zuletzt in Salzburg aufgeschlagen hatte, und zieht um nach Bern. Dort wird er mit einem Vertrag bis Sommer 2017 Trainer des BSC Young Boys, am Montag leitet er das erste Training. Die Nachfolge von Uli Forte ist damit geregelt – knapp einen Monat, nachdem sich YB vom Zürcher getrennt hat.
Nach dem FC Zürich, bei dem am Montag Sami Hyypiä seine Arbeit an der Seitenlinie aufgenommen hat, ist mit YB der zweite designierte Herausforderer des FC Basel auf der Suche nach einem neuen Trainer fündig geworden. Hütter übernimmt ein Team, das mit Forte und zuletzt unter Interimstrainer Harald Gämperle neun Punkte aus sieben Spielen holte und auf dem fünften Platz der Super League rangiert.
Trennung trotz Double-Gewinn
Hütter, der nach Paulo Sousas Weggang in den Medien auch mit dem FC Basel in Verbindung gebracht wurde, bringt aus Österreich mit, was in Bern seit Jahren fehlt: das Wissen, wie man Titel gewinnt. Mit dem FC Salzburg, dem von Dietrich Mateschitz’ Getränkekonzern alimentierten und kontrollierten Verein an der Salzach, gewann Hütter in der Saison 2014/15 das Double aus Meisterschaft und Cup.
Abgesehen von der verpassten Champions-League-Qualifikation zu Beginn seiner Amtszeit ist das ein überzeugender Leistungsausweis für Österreichs Trainer des Jahres.
Die YB-Trainer in den letzten zehn Jahren | ||
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Name | Nationalität | Amtszeit |
Gernot Rohr | Deutschland/Frankreich | 2005–2006 |
Martin Andermatt | Schweiz | 2006–2008 |
Vladimir Petkovic | Kroatien/Bosnien/Schweiz | 2008–2011 |
Christian Gross | Schweiz | 2011–2012 |
Martin Rueda | Schweiz | 2012–2013 |
Bernard Challandes | Schweiz | 2013 |
Uli Forte | Schweiz | 2013–2015 |
Adi Hütter | Österreich | 2015–2017* |
* Vertrag läuft bis Sommer 2017 |
Hütter hatte beim neunfachen österreichischen Meister die Nachfolge von Roger Schmidt angetreten, der nach einem Jahr in Salzburg zu Bayer Leverkusen gewechselt ist. Und wie Schmidt blieb auch Hütter nur eine Saison in Salzburg. Den Vertrag bis 2016 lösten Verein und Trainer «einvernehmlich» auf, wie branchenüblich kommuniziert wurde.
Hütter will kein Ausbildungstrainer sein
Die Gründe waren unterschiedliche Zielsetzungen und Auffassungen zur Kaderplanung sowie Hütters Wunsch, sich neu zu orientieren: «Ich sehe mich in Zukunft nicht als Ausbildungstrainer», sagt er in der «Kleinen Zeitung». Hütter spricht damit den Umstand an, dass Trainer in Salzburg Jahr für Jahr die besten Spieler ziehen lassen müssen.
In Bern soll Hütter für «frischen Wind» sorgen, wie Präsident Werner Müller im Communiqué des Vereins sagt. Neue Ideen braucht es in Bern, gerade in dieser Saison. YB hatte in der Sommerpause das Ziel formuliert, «einen Titel» gewinnen zu wollen. Alles andere hätte angesichts des verstärkten Kaders zu Unverständnis in der öffentlichen Wahrnehmung geführt.
In der Meisterschaft liegt YB zwölf Punkte hinter dem FC Basel zurück. Der nächste Gegner ist der FC Vaduz (12.9.). Den Titel im Championat zu holen ist für die Berner bereits nach sieben Runden nicht mehr das realistischste aller Szenarien. Im Cup treffen die Gelbschwarzen im Sechzehntelfinal auf den FC Chiasso.
Ein Querdenker, der «nicht mit dem Strom schwimmt»
Das Duell mit dem Spitzenteam aus der Challenge League wird Hütters zweites Spiel mit seiner neuen Mannschaft, der er «grosses Potenzial» attestiert.
Es sind die üblichen Worte vor einem Amtsantritt. In Bern, wo die Zeit ohne Titel endlich ein Ende haben soll, könnte aber eine andere Aussage Hütters Erwartungen wecken: «Ich bin kein Trainer, der mit dem Strom schwimmt», sagte der Trainer nach seiner Trennung von Salzburg.
Vielleicht ist Hütter der Querdenker, den Bern braucht, um die titellose Zeit zu beenden.