Albert Bunjaku und der FC St. Gallen verpassen FCB eine kalte Dusche

Der FC St. Gallen entzaubert den FC Basel: Von einem Doppelschlag von Albert Bunjaku kurz vor der Pause erholt sich der vor fünf Tagen noch gefeierte Tabellenführer nicht mehr und kassiert nach einer enttäuschenden Vorstellung die erste Niederlage im fünften Spiel unter Trainer Paulo Sousa.

Der St. Galler Albert Bunjaku jubelt ueber sein Tor im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC St. Gallen, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Donnerstag, 14. August 2014. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Der FC St. Gallen entzaubert den FC Basel: Von einem Doppelschlag von Albert Bunjaku kurz vor der Pause erholt sich der vor fünf Tagen noch gefeierte Tabellenführer nicht mehr und kassiert nach einer enttäuschenden Vorstellung die erste Niederlage im fünften Spiel unter Trainer Paulo Sousa.

Die Basler haben es diesmal einfach umgekehrt als in in den ersten vier Spielen gemacht: Sie nahmen sich ihre Dämmerphase vor und nicht nach der Pause. Die St. Galler oder besser gesagt: Albert Bunjaku nahmen das Angebot dankend an: Innert vier Minuten gelang dem ehemaligen Nationalspieler, im Sommer aus der Bundesliga in die Schweiz zurückgekehrt, ein Doppelschlag.

Der Unterschied zu den ersten vier, mehr oder weniger souverän gewonnenen Spielen: Der bessere zweite Teil fehlte diesmal, und deshalb verlor der FCB in der Super League nach 17 Partien erstmals wieder zu Hause. Der FC St. Gallen dagegen feierte einen fast schon historisch anmutenden Erfolg: Der letzte Sieg im Joggeli datiert aus der Finalrunde im Jahr 2002.

Entsprechend euphorisch machten sich die Ostschweizer auf den Heimweg. Trainer Jeff Saibene ist «unglaublich glücklich» über diesen Sieg: «Das war von der ersten bis zu letzten Minute sehr diszipliniert gespielt. Die Mannschaft hat clever gespielt und war effizient. Das ist möglich, wenn man einen Stürmer wie Albert Bunjaku hat. So ein Spieler hat uns vergangene Saison gefehlt.»   

Der Basler Kollaps

Der FC St. Gallen profitierte dabei von einem Kollaps im Basler System und zwei individuellen Schnitzern der Sonderklasse.

Erst befreite Fabian Frei in der 40. Minute in einem Stil, bei dem er als Trainer seine Junioren von Amicitia Riehen an den Ohren ziehen würde. Der Ball landete bei Dzengis Cavusevic und von dem bei Bunjaku, der von Taulant Xhaka ungenügend gestört wurde.

Aus sieben Metern traf Bunjaku, und es war ein Gegentreffer, der sich zwar nicht angekündigt hatte, der aber auch nicht aus dem Nichts fiel. Nach gutem Beginn, einer Phase, in der die Platzherren unendlichen Ballbesitz aber keine klare Torchance besassen, war der FCB in Lethargie verfallen. Zu pomadig waren die Angriffe, als dass sie die St. Galler in Bedrängnis gebracht hätten.

Zu wenig Tempo, zu wenig Präzision

Die Erklärung von Paulo Sousa dafür lautet: «Gegen einen Gegner, der die Räume geschlossen hat, hat uns die Genauigkeit und das Tempo gefehlt. Und wir haben nicht genügend riskiert, zum Beispiel mit vertikalen Pässen.» Auf vier Positonen hatte der FCB-Trainer sein gegen Zürich auftrumpfendes Team geändert: Marco Streller sass angeschlagen auf der Tribüne, Philipp Degen gemeinsam mit Marcelo Diaz und Shkelzen Gashi auf der Bank.

Zu seiner Aufstellung sagte der Portugiese: «Wir treffen Entscheidungen, und manchmal trifft man nicht die richtige Entscheidung.» Seine Wechsel nach der Halbzeitpause waren nur bedingt nachzuvollziehen, da Naser Aliji und Derlis Gonzalez noch zu den Aktivposten gezählt hatten. Sousa hatte zumindest keine glückliche Hand mit der Einwechslung von Giovanni Sio, der sich seinen WM-Blues nicht von der Seele schiessen konnte, sondern im Gegenteil mit einer Handvoll vergebener Chancen sein Team und das Publikum – immerhin 27’500 an einem vorherbstlich kühlen Donnerstagabend – zur Verzweiflung brachte.

So musste Sousa eine Heimniederlage und die ersten Niederlage seiner Ägide kommentieren: «So etwas kann passieren – hoffentlich passiert es nicht zu oft.» Der Rest der Liga wird es mit einiger Erleichterung registrieren: Dieser FCB, der dank des besseren Torverhältnisses Tabellenführer bleibt – ist nicht unantastbar. Und das hat der Trainer ja im Nachgang der ersten vier Siege betont.

Der FCB ist fragiler als angenommen

Keine vier Minuten nach dem Rückstand, kurz vor dem Seitenwechsel, doppelten die beherzt kämpfenden Ostschweizer nach: Diesmal leitete Xhaka mit einem krassen Fehlpass den Gegenstoss ein. Geoffrey Tréand fand mit seinem Querpass Bunjaku, und der traf mit einer trockenen Direktabnahme von der Strafraumkante. «Wir sind auch nur Menschen, wir dürfen Fehler machen», sagte Xhaka zu seinem kapitalen Lapsus.

Eine ganze zweite Halbzeit blieb dem FC Basel dennoch, um eine Reaktion zu zeigen, um das Spiel und das Ergebnis zu korrigieren. Doch der Spannungsabfall zum Samstag und dem Klassiker gegen den FCZ, der in einem rauschenden Fest geendet war, war nicht zu übersehen. Die Mannschaft ist fragiler, als man angenommen hatte, was im vielbemühten Umbauprozess nicht überraschen darf. Aber bei allem Respekt vor starken Sankt Gallern: Der Auftritt war eine Enttäuschung und die erste Heimniederlage ohne eigenes Tor seit einem 0:3 gegen Luzern im April 2013.

Schär: «Haben den Gegner zu den Toren eingeladen»

Das wenige, was die Basler auf das Tor der St. Galler brachten, war eine Beute von Marcel Herzog. Gegen Yoichiro Kakitani, der ein Schatten seines Auftritts gegen den FCZ blieb, rettete er in der 72. Minute unorthodox mit einer halben Pirouette: «Es war ein Reflex», sagte der Bubendorfer, der zweiter Mann beim FCB gewesen war, eher er nach St. Gallen wechselte, wo er jetzt im Konkurrenzkampf mit Daniel Lopar steht. Mit seiner Leistung in Basel sammelte der 34-Jährige Argumente für sich und freute sich diebisch über den Coup: «Es ist was Besonderes, in Basel zu gewinnen und das auch noch zu null.»

Fabian Schär, in Sousas Dreierkette rechts neben Xhaka und Marek Suchy aufgeboten, musste dagegen einräumen: «Das war definitiv nicht unser Match. Die Abstimmung war nicht da. Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht und den Gegner zu den Toren eingeladen.» Viel Zeit, um ins Grübeln zu geraten, ist nicht: Schon am Sonntag zur Mittagszeit wird der Meisterschaftsfavorit im Wallis erwartet und vom FC Sion auf eine nächste Probe gestellt werden.

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