Alex Frei: «Das ist schon eine grossartige Leistung»

Alex Frei über das Projekt FC Basel, seine Tore, die Festhütte Basel und wie Heiko Vogel vom coolen Assistenten zum coolen Trainer wurde. Ein Interview aus der Meisternacht.

Der Torjäger und der Tätschmeister: Alex Frei (links) und Benjamin Huggel auf dem Casino-Balkon. (Bild: Sacha Grossenbacher)

Alex Frei über das Projekt FC Basel, seine Tore, die Festhütte Basel und wie Heiko Vogel vom coolen Assistenten zum coolen Trainer wurde. Ein Interview aus der Meisternacht.

Ein Bier gönnte er sich, als die frisch gebackene Meistermannschaft des FC Basel in der Nacht auf Montag vom rauschenden Fest auf dem Barfüsserplatz zur internen Party im ehemaligen Wasserwerk am Nachtigallenwäldeli disloziert war. Alex Frei stiess auf den Titel-Hattrick an, zu dem er bis dato 22 Tore bei 27 Einsätzen beigesteuert hat.

Am 15. Juli wird der Goalgetter 33 Jahre alt, um diesen Zeitpunkt herum wird er auch zum ersten Mal Vater werden. Ein Fussballprofi, der in seiner Karriere für Servette Genf, Rennes und Borussia Dortmund viele Tore erzielt hat. Und der seit seiner Rückkehr 2009 an den Ursprung seiner Karriere in Basel für den FCB in 81 Ligaspielen auf 64 Treffer kommt und ausserdem zu 31 weiteren die Vorlage gab. Wohl dem, der einen Stürmer mit solcher Garantie in seinen Reihen weiss.

Alex Frei, Sie mussten in Ihrer Karriere lange auf Titel warten, und nun haben Sie im dritten Jahr nach der Rückkehr zum FCB neben einem Cupsieg bereits den dritten Meistertitel gewonnen. Was bedeutet Ihnen dieser Hattrick?
Die Frage ist nicht, was es für mich bedeutet, sondern für die Region. Das sieht man jedes Mal, wenn man diese Titel feiern kann. Man könnte sagen: Mit diesem Kader muss der FC Basel Meister werden. Aber nein: Es ist immer schwer, und die Fans tragen uns, sie feiern diese Titel immer unglaublich mit. Und ich bin im Ausland ja nicht Titeln hinterhergerannt. Es kommt darauf an, in welcher Mannschaft man spielt. Ist ein vierter Platz mit Rennes und die Direktqualifikation zur Champions League nicht auch sehr hoch zu bewerten?

Das schon, aber kein wirklicher Ersatz für Titel im Palmarès.
Ich bin nach Basel gekommen, weil ich mit Bernhard Heusler, Georg Heitz und Adrian Knup ein sehr gutes Verhältnis aufgebaut hatte. Sie haben ein Projekt, und ich bin Teil davon, wie viele andere auch, und ich versuche, meinen Teil beizutragen, damit es aufgeht.

Ihr Anteil ist wieder einmal, dass Ihnen die Krone des Torschützenkönigs erneut niemand mehr wird nehmen können. Wieder sind es über 20 Tore – überraschen Sie sich manchmal auch noch selbst?
Nein, ich weiss, dass ich meinen Sport und meinen Beruf liebe, und dafür mache ich alles. Ich gehe jeden Tag mit der selben Freude ins Training wie noch vor zehn Jahren, und ich versuche immer noch, mich jeden Tag zu verbessern, mich in den Erholungsphasen so vorzubereiten, damit mein Körper parat ist für den nächsten Match.

Hat denn diese überlegen eingefahrene Meisterschaft einen besonderen Stellenwert?
Man kann Titel nicht vergleichen. Jeder ist gleich wichtig. Der letztjährige war mit der Direktqualifikation für den Club, für seine Finanzplanung der wichtigere. Aber wenn man in die Geschichte des FC Basel schaut und sieht, dass es noch keiner Mannschaft gelungen ist, dreimal hintereinander Meister zu werden, dann ist es schon eine grossartige Leistung, die wir vollbracht haben.

Wie war es für Sie emotional?
Emotional ist vielleicht das falsche Wort. Wir haben uns Spiel für Spiel vor Augen geführt, was noch passieren kann: Kann uns Luzern noch einholen, oder Sion mit den 36 Punkten. Wir haben nie nachgelassen und jetzt ist der Moment gekommen, in dem wir Meister sind. Jetzt fällt erst einmal Ballast ab, wir können runterfahren, wenn auch nur kurz. Denn jetzt müssen sich die Spieler für die nächste Saison präsentieren, für den Cupfinal aufdrängen – es gibt also genügend Argumente, nicht locker zu lassen.

Welchen Anteil hat Heiko Vogel an diesem Erfolg?
Er hat sich mit uns als Trainer etabliert. Dass er ungemeine Fachkenntnis hat, das wussten wir schon, seit er ein richtig geiler Assistenztrainer war. Und dass Thorsten Fink einmal gehen würde, war absehbar und auch auf unsere Leistungen zurückzuführen gewesen, darauf, dass wir unter ihm nicht alles schlecht gemacht haben. Aber wenn alle ehrlich sind: Man hat Heiko Vogel gesagt, jetzt bist du für die nächsten paar Spiele mal Trainer, und wir schauen, wie es sich entwickelt. Wenn eine Mannschaft Charakter hat, dann gibt sie Heiko Vogel die Chance. Und das haben wir gemeinsam genutzt. Mehr als das: Er hat den Übergang vom coolen Assistenten zum coolen Trainer geschafft.

Hat sich im Verhältnis etwas verändert?
Eine gewisse Distanz muss vorhanden sein. Man kann nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und zum Cheftrainer die gleichen Sprüche machen wie zum Assistenztrainer.

Basel hat die erste Festnacht hinter sich. Feiert Basel auch am 16. Mai, nach dem Cupfinal in Bern gegen den FC Luzern das Double?
Ich will es hoffen, dass ist unser Ziel nebst anderen. Man hat am Sonntag erlebt, wie die Stadt festen kann. Aber ich bin überzeugt, dass diese Stadt explodieren wird am 23. Mai.

Dann wird im letzten Spiel der Meisterkübel überreicht werden. Welche anderen Ziele meinen Sie denn?
Wir haben noch eine Serie auszubauen und eine Heimspielserie. Es gibt genügend Gründe, nicht nachzulassen.

Es wird einen nicht unerheblichen personellen Umbruch geben im Sommer. Kann der FCB einen vierten Titel in Angriff nehmen?
Ja gut, die anderen Vereine schlafen nicht und werden sich sagen: Jetzt ist genug! Basel steht jedes Jahr auf dem Barfüsserplatz und wir schauen nur zu. Kader werden aufgestockt, es gab Trainerwechsel…

…apropos: Was sagen Sie zur Entlassung von Christian Gross in Bern?
Ich kann mir nicht anmassen, mich zur Personalpolitik bei YB zu äussern. Dafür bin ich zu weit weg, und das geht mich auch nichts an. Es ist so: Wir stehen vor einer ungemein interessanten, aber auch schweren Saison. Der Verein hat aber oft genug bewiesen, auf Veränderungen vorbereitet zu sein. Und es liegt an uns erfahrenen Spielern, gewisse Dinge wieder in die Hand zu nehmen.

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