Alex Frei: «So einfach ist das»

Fünf Spiele lang wurde er von Trainer Murat Yakin als unfit deklariert und gar nicht erst aufs Matchblatt genommen. Im Cup-Viertelfinal beim FC Thun wirkt Alex Frei als Matchwinner dann ziemlich munter und konditionsstark.

FC Basel's Alexander Frei celebrates after scoring the second goal against FC Thun during their Swiss Cup quarter final soccer match in Thun February 27, 2013. REUTERS/Pascal Lauener (SWITZERLAND - Tags: SPORT SOCCER) (Bild: Reuters/Pascal Lauener)

Fünf Spiele lang wurde er von Trainer Murat Yakin als unfit deklariert und gar nicht erst aufs Matchblatt genommen. Im Cup-Viertelfinal beim FC Thun wirkt Alex Frei als Matchwinner dann ziemlich munter und konditionsstark.

Erst am Morgen des Spieltages, so will es die Erzählung von Murat Yakin, hatte sich der Trainer des FC Basel entschieden, Alex Frei im Cup-Viertelfinal gegen den FC Thun von Anfang an auf den Kunstrasen zu schicken.

«Ich habe mir überlegt, dass Alex zentral spielen könnte», schilderte Yakin nach der Partie, «und ich hatte so eine Vision, dass es aufgehen könnte.» Der Thuner Trainer Urs Fischer sass daneben und murrte mit einem trockenen Lachen: «Eine Scheiss-Vision war das.»

Yakin und Frei können sich bestätigt fühlen

Denn: Yakins Plan ging auf – zumindest im Bezug auf Alex Frei. Er ging so gut auf, dass sich danach Trainer und Stürmer zugleich als Sieger fühlen durften. Und das, nachdem Yakins Umgang mit dem 33-jährigen in dessen letztem Vierteljahr vor dem Rücktritt zuletzt auch in der Mannschaft für Irritationen gesorgt hatte.

Nach den zwei Toren gegen Thun kann Yakin weiterhin für sich reklamieren, alles richtig gemacht zu haben. Ist der FCB 2013 nicht weiterhin ungeschlagen? Und präsentierte sich Frei nicht ungeheuer fit nach den von Yakin verordneten zusätzlichen Trainingseinheiten während der Zeit, in der das Team die Reise nach Dnipropetrowsk unternommen hatte?

Umgekehrt gilt für Frei: Er hat die Bewährungsprobe, die ihm der Trainer gestellt hat, bestanden. Er hat mit seinen zwei Toren und als Captain eine Mannschaft in den Halbfinal des Schweizer Cup geführt, die in dieser Zusammenstellung kaum mehr so spielen wird.

Ob das allerdings reicht, um auch in den kommenden Spielen in der Startaufstellung zu stehen? Der Zweifel bleibt bestehen.

Alex Frei, zwei Tore im ersten Pflichtspiel, das Sie in diesem Jahr spielen durften. Das muss eine besondere Genugtuung für Sie bedeuten?
Genugtuung verspüre ich keine. Ich habe immer gesagt, dass ich mich in den Dienst der Mannschaft stelle, wenn es mich braucht. Und heute Abend hat es mich gebraucht. So einfach ist das.

«Es ist nicht so, dass ich Theater brauche, damit ich meine Tore erziele.»

Aber ein kitschigeres Drehbuch hätte man kaum schreiben können. Erst die lange Wartezeit – und dann gleich zwei Tore.
Ich habe ein paar intensive Wochen hinter mir. Ich habe nach meiner Rücktrittsankündigung zwei Tore zwei Tore gegen GC geschossen. Jetzt war wieder ein bisschen Theater und ich schiesse wieder zwei Tore. Aber es ist nicht so, dass ich Theater brauche, damit ich meine Tore erziele (lacht).

Nach dem 1:0 ist die ganze Mannschaft praktisch nach vorne gesprintet, um Ihnen zu gratulieren. Ein Zeichen der Verbundenheit, das Sie besonders gefreut haben dürfte?
Sicher. Das war vielleicht auch, weil wir als Team gespielt haben, das so wohl eher nie mehr zusammen auf dem Feld stehen wird. Da geht jeder für den anderen, auch wenn sich jeder in den Vordergrund spielen will. Aber ich glaube schon, dass sie sich auch enorm für mich gefreut haben – und nicht nur ich für mich selbst.

Eine lange Anlaufzeit schienen Sie nicht gebraucht zu haben – obwohl Sie in diesem Jahr noch keine Spielgelegenheit erhalten haben.
Es war sicher so, dass ich wenig Matches in den Beinen hatte in diesem Jahr. Also besser gesagt: gar keinen. Darum habe ich einfach versucht, ein wenig von dem abzurufen, was ich in meiner Karriere auf meiner Festplatte abgespeichert habe. Und es ist nicht so schlecht aufgegangen.

Sie haben in Abwesenheit von Marco Streller die Captainbinde getragen. Welche Worte haben Sie vor dem Spiel an die Mannschaft gerichtet?
Nicht viele. Wir hatten die Chance in den Halbfinal des Cups einzuziehen. Das heisst, jetzt braucht es noch einen Sieg und dann steht uns wieder ein wunderbares Ereignis bevor. Also war jeder motiviert genug. Die Ansprache ist einfach etwas länger gegangen, weil ich sie in verschiedene Sprachen übersetzen musste.

«Unnötig war, dass wir nicht schon vorher den Sack zugemacht haben.»

Trotzdem hat der FCB in den zweiten 45 Minuten das Spieldiktat während langer Zeit aus der Hand gegeben und es fiel das Thuner 1:1.
Das Gegentor war vielleicht etwas unglücklich, weil die Zuteilung nicht gestimmt hat. Aber du kannst nicht erwarten, dass du gegen ein Thun, das voller Selbstvertrauen aufgetreten ist, zu null spielst. Unnötig war, dass wir nicht schon vorher den Sack zugemacht haben. Der Goalie hat ein paar Bälle sehr gut abgewehrt. Ich glaube sogar in der 88. Minute (einen Schuss von Alex Frei; Anm. d. Red.). Da steht also ein Goalie im Tor, der sein Geld verdient hat.

Sie haben heute schon beim Warmlaufen viel gelächelt. Irgendwie wirkten Sie gelöster als auch schon.
Ich bin auf der Zielgeraden meiner Karriere. Ich habe noch drei Monate, in denen ich das Beste für den Verein und für uns alle will. Dann bringt es nichts, wenn man zu verbissen ist. Konzentriert ist gut, aber man muss aber auch mit einer gewissen Lockerheit an die Sache gehen.

Am Sonntag geht es zu einem weiteren Ihrer Ex-Clubs, zum Servette FC. Ein besseres Bewerbungsvideo für die Startelf als die Partie gegen Thun hätten Sie kaum abgeben können?
Ich glaube nicht, dass ich mit 33 Jahren noch Bewerbungsvideos verschicken muss.

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