Alex Wilson ist verblüfft über sich selbst

Alex Wilson gelingt beim Meeting auf der Schützenmatte in 10,16 Sekunden ein Exploit über die 100 Meter. Beim Briten Floyd Cohan hat der Basler Sprinter eine neue, herausfordernde Trainingsgruppe gefunden und sich vorgenommen: «Ich gehe wieder, wenn ich diesen Sommer nicht auf 10,05 komme.»

Alex Wilson; Leichtathletik - Sprint- und Hürdenmeeting Old Boys Basel am 20.05.2017 in Basel, Stadion Schuetzenmatte, Schweiz

(Bild: Ulf Schiller)

Alex Wilson gelingt beim Meeting auf der Schützenmatte in 10,16 Sekunden ein Exploit über die 100 Meter. Beim Briten Floyd Cohan hat der Basler Sprinter eine neue, herausfordernde Trainingsgruppe gefunden und sich vorgenommen: «Ich gehe wieder, wenn ich diesen Sommer nicht auf 10,05 komme.»

Wenig hatte auf ein Feuerwerk von Alex Wilson hingedeutet an diesem kühlen, windigen und feuchten Samstag im Mai auf der Basler Schützenmatte. Es war kein Sprinterwetter, und die mässigen Zeiten der ersten Entscheidungen bestätigten die Annahme. Auch über 100 Meter. 

In 10,43 Sekunden wurde Alex Wilson gestoppt – Saisonbestzeit zwar, aber ein Wert, der nicht den Qualitäten des 26-Jährigen entspricht. Für James Dasaolu, den britischen Europameister von 2014 und Staffel-EM-Goldmedaillengewinner vom letzten Sommer, hielt die Uhr bei 10,72. Doch das ins Programm eingeschobene Einlage-Rennen sollte den Eindruck nachhaltig korrigieren.

Jetzt gab es kein Zurückhalten mehr. Vor allem bei Alex Wilson nicht. Mit Zug, Kraft, höchster Konzentration durchsprintete er die Gerade. Bei 10,16 Sekunden stoppte die Uhr. Dasaolu hatte klar das Nachsehen. Verwunderung, ein Raunen, dann herzlicher Applaus von der Tribüne.

Und Wilson strahlte, hob die Arme, liess sich feiern. Minutenlang. «Ich wusste, dass ich schnell laufen kann. Trotzdem bin ich überrascht, dass es nun derart rasch ging», sagte er.

Das neue, herausfordernde Umfeld

Vor bald vier Jahren riss der Basler mit jamaikanischen Wurzeln den Schweizer Rekord über die prestigeträchtige Distanz an sich. Um vier Hundertstel auf 10,12 Sekunden drückte er die alte Bestmarke von Dave Dollé aus dem Jahr 1995. Mit zwei weiteren Zeiten unter 10,20 bewies er 2015, dass es sich um keinen Ausreisser nach oben handelte.

Weiter aufwärts ging es allerdings nicht. Wilsons Weg kam ins Stocken. Verletzungen bremsten ihn. Letztes Jahr musste er sich mit 10,30 begnügen.

Nun ist der Optimismus zurückgekehrt beim sensiblen Mann. Vom deutschen Trainer Sven Rees ist er weitergezogen zur britischen Gruppe um Floyd Cohan. Und das neue Umfeld beflügelt ihn. «Wir sind eine grosse, leistungsstarke Gruppe, da bin ich in jedem Training herausgefordert», sagt Wilson. Zuvor war er oft sein eigener und einziger Gradmesser gewesen.

10,05 als Herausforderung der Saison

Dass ihm die 100-Meter-Premiere derart gut gelingen würde, vermutete Wilson dennoch nicht. Erst Dienstag vergangener Woche war er aus dem zweieinhalb monatigen Trainingslager aus Orlando, Florida zurückgekehrt. Die Zeitumstellung und der «Temperaturschock» (Wilson) setzen ihm noch immer zu.

Aber er wusste: «Ich bin gesund, und darum bin ich schnell.» Erstmals beweisen wollte er dies bereits Anfang Mai bei seinem Start in die Wettkampfsaison in Gainesville (USA). Doch über 100 Meter wurde er wegen eines Fehlstarts disqualifiziert. Über 200 Meter resultierten immerhin ansehnliche 20,95 Sekunden.

Und in Basel fühlte er sich müde. Darum auch ist Wilson selbst überrascht vom Exploit, der für ihn auch ein Aufsteller ist: «Ich muss mein Selbstvertrauen aufbauen, und das ist mir vorzüglich gelungen.» Am Montag ist er nach London gereist. Weiterarbeiten, weiterfeilen, weiterkommen will er. Lachend sagt er: «Mit meinem Coach habe ich vereinbart, dass ich die Gruppe verlasse, wenn ich diese Saison nicht auf 10,05 komme.»

Zbären nicht so stark, Sprunger enttäuscht

Beim Meeting auf der Schützenmatte fielen die Resultate über die Hürdendistanzen nicht ganz so erstklassig aus. Noemi Zbären, die sich vor einer Woche nach Kreuzbandriss und einjähriger Pause mit 13,17 Sekunden zurückgemeldet hatte, verpasste eine Bestätigung in Basel mit 13,63 klar. Trotz ihres Sieges über 200 Meter Hürden in 26,43 ging die Gesamtwertung an die U18-Europameisterschaftszweite Yasmin Giger, die zwar über 200 Meter 41 Hundertstel hinter Zbären blieb, dafür über die selten gelaufenen 300 Meter (40,85) punktete.

Enttäuscht war Léa Sprunger. Die letztjährige EM-Dritte über 400 Meter peilte nach guten 17,38 über die 150-Meter-Distanz über die 300 Meter ihre eigene Schweizer Bestleistung an (38,94). Mit 39,29 scheiterte sie jedoch.

Der Nachwuchs setzt Duftmarken

Von den regionalen Athleten deuteten die Nachwuchskräfte Jason Joseph (LC Therwil) mit 13,69 Sekunden über die 110 Meter Hürden sowie Salome Lang mit 1,81 Metern im Hochsprung ihre Ambitionen an. Er erfüllte die Limite für die U20-EM dieses Sommers, sie jene für die U23-EM.

Das gelang auch zwei Baselbieter Mehrkampf-Hoffnungen in Landquart. Nach langer Durststrecke hat Celine Albisser mit 5281 Punkten knapp die geforderte Limite für die U23-Titelkämpfe im polnischen Bydgoszcz übertroffen. Die 21-Jährige vom LV Frenke, dem Zuaammenschluss aus dem Waldenburgertal, stellte im abschlissenden 800-Meter-Lauf in 2:17,71 eine persönliche Bestzeit auf. 2011 hatte Albisser zu den grossen Versprechungen gehört, ehe sie durch eine Zerrung, einen Ermüdungsbruch, das Pfeiffer’sche Drüsenfieber und einen Bänderriss immer wieder zurückgebunden wurde.

Der Liestaler Finley Gaio totalisierte in Landquart 7234 Punkte und damit 284 Punkte mehr als gefordert bei der U20-EM. Der Sohn einer US-Amerikanerin und eines Italieners hat seit diesem Jahr den Schweizer Pass und nun auch die ersten internationalen Titelkämpfe in der Tasche. (gg)

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