Alex Wilson schrammt um drei Hundertstel am EM-Final vorbei

Der junge Basler Sprinter Alex Wilson gehörte mit seinen gestrigen Leistungen zu den bisherigen Lichtblicken aus Schweizer Sicht. Trotzdem war er «bitter enttäuscht». 

Drei Hundertstelsekunden zu langsam. Der Basler Alex Wilson (l.) verpasst in Helsinki den Finallauf über 200 Meter. (Bild: Reuters/YVES HERMAN)

Der junge Basler Sprinter Alex Wilson gehörte mit seinen gestrigen Leistungen zu den bisherigen Lichtblicken aus Schweizer Sicht. Trotzdem war er «bitter enttäuscht». 

Schwer atmet Alex Wilson noch Minuten nach seinem Einsatz von knapp 21 Sekunden im Olympiastadion von Helsinki. Immer wieder schüttelt der Läufer des BSC Old Boys den Kopf. «Das kann gar nicht sein. Was soll ich auch sagen? Was soll ich tun?» Der 20-jährige Basler kann die Welt nicht verstehen. Erstmals an internationalen Titelkämpfen war er mit der inneren Anspannung zu Recht gekommen. Trotzdem glückte ihm nicht jene Leistung, die er sich zugetraut hatte.

Und die avisierte Belohnung in Form der Finalqualifikation an den Europameisterschaften verpasste er – obwohl er mit seinen 20,87 Sekunden im Halbfinal mit der achtbesten Zeit geführt wurde. Der Vorstoss in den Endlauf der besten acht aber gelang ihm trotdem nicht. Der Grund: Wilson belegte in seiner Serie Rang drei und zählte somit nicht zu den beiden Direktqualifizierten. Und zu den beiden über die Zeit Qualifizierten gehörte er auch nicht. Wilson scheiterte um die Winzigkeit von drei Hundertsteln. «Das ist bitter», sagte er.

Wilson gibt sich selbstkritisch

Pech als Erklärung wollte er hingegen nicht gelten lassen. Vielmehr sagte er selbstkritisch: «Das war kein guter Lauf.» Nachdem er eine herausragende Kurve gelaufen war, glückte ihm der Übergang auf die Zielgerade nicht wunschgemäss. «Mir fehlte die Lockerheit beim Kurvenausgang», sagte er. Kraft und Energie habe er dabei liegen lassen – das, was er auf den letzten Metern benötigt hätte, um sein klar formuliertes (hohes) Ziel dieses Einzeleinsatzes zu realisieren.

Als Nummer 11 der Meldeliste war er mit einer Saisonbestmarke von 20,62 Sekunden ins Rennen gestiegen. Diesem Wert entsprach die Zeit von 20,84 Sekunden in etwa: 1,9 m/s Gegenwind und kühle 16 Grad waren alles andere als prädestiniert für Topzeiten.

Doch Wilson argumentierte anders: «Ich tat meinen Job, das reichte aber nicht.» Und sofort folgerte er, was er tun will: «Für meine grosses Ziel, die Heim-Europameisterschaften von 2014 in Zürich, heisst es, weiterarbeiten, noch härter trainieren und immerzu an die eigenen Möglichkeiten glauben.»

Amaru Schenkel mit Kurvenproblemen

Wenig tröstlich: Wilson war immerhin bester Schweizer über 200 Meter. Den höher eingestuften Amaru Schenkel – Vierter der Meldeliste – liess er klar (14. Schlussrang) hinter sich. Der Zürcher konnte seine Möglichkeiten in der Kurve nicht wunschgemäss ausschöpfen.

Deswegen stand für Schenkel fest, dass die Staffel-Aufstellung für heute Samstag umgestellt werden sollte. «Besser als Alex hat die Kurve keiner gelaufen. Folglich müsste er in der Kurve zum Einsatz kommen und nicht ich.» Für Diskussionen war gestern Abend also nochmals gesorgt, obwohl die Staffel-Nomination eigentlich bereits festgestanden hatte.

In diesem Zusammenhang sei daran erinnert: Vom Sprint-Quartett sind Topleistungen erforderlich, will es sein klar formuliertes Ziel der Olympia-Qualifikation umsetzen. Entwarnung zumindest scheint bezüglich Schenkels Oberschenkel-Verletzung gegeben: Nach dem Vorlauf war der Standartläufer mit einem Eispaket um den Oberschenkel aus dem Stadion gehumpelt. «Nur eine Verhärtung», konnte er am Abend Entwarnung geben.

Léa Sprunger verblüfft sich selbst

Für das erste wahre Ausrufezeichen dieser EM aus Schweizer Sicht sorgte am dritten Wettkampftag Léa Sprunger. Die 22-Jährige Waadtländerin spurtet die 200 M im Vorlauf in 23,08 Sekunden: Schweizer U23-Rekord und die drittbeste Leistung einer Schweizerin überhaupt nach Regula Anliker (22,88) und Mireille Donders (23,06), die diese Zeiten vor knapp 25 und 12 Jahren erreicht hatten. Léa Sprunger unterbot so den A-Wert zur Olympiaqualifikation.

Entsprechend jubelte die vielseitig talentierte Athletin – sie hat erst auf diese Saison den Siebenkampf zur Seite geschoben und sich auf die Schweizer Sprint-Staffel konzentriert. Mit dieser strebt(e) sie die Olympia-Qualifikation an. Zur eigenen «Verblüffung» ist sie nun als Einzelathletin mit von der Partie beim Saisonhöhepunkt von Anfang August in London.

«Ich bin perplex», sagte sie und erklärte: «Alle sagten, diese Piste sei schwierig und langsam.»Im Halbfinal verpasste sie die Bestätigung (23,45) und schied aus. «Jetzt kann ich mich voll und ganz auf die Staffel konzentrieren», sagte sie.

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