Alexander, der Prinz

Und plötzlich ging alles ganz schnell: der Meistertitel in der Heimat, ein Telefongespräch von Schweden nach Mexiko, eine Flugreise, ein Besuch beim FC Basel und eine Unterschrift unter das Arbeitspapier bis 2020. Am Samstag wird Alexander Fransson 22 Jahre alt.

Alexander Fransson, FC Basel, Mittelfeld, Schweden

(Bild: ALEXANDER PREOBRAJENSKI)

Und plötzlich ging alles ganz schnell: der Meistertitel in der Heimat, ein Telefongespräch von Schweden nach Mexiko, eine Flugreise, ein Besuch beim FC Basel und eine Unterschrift unter das Arbeitspapier bis 2020. Am Samstag wird Alexander Fransson 22 Jahre alt.

Er weiss noch genau, in welchem Moment er seine Jugend aufgab. Es war im Dezember 2015, als Alexander Fransson am Flughafen Stockholm mit seiner Freundin die Maschine in Richtung Basel bestieg. «In diesem Augenblick hat mein Leben als Erwachsener begonnen.» Da wusste der 22-Jährige, dass er möglicherweise in die Schweiz auswandern würde. «Ich mochte dieses Gefühl, diese spezielle aber schöne Empfindung.»

Wenige Tage zuvor hatte der Schwede noch Urlaub in Mexiko genossen. Dort erreichte ihn der Anruf seines Agenten. Basel habe sich gemeldet. «Ich dachte, der FCB habe lediglich Interesse. Und jeder weiss, dass Interesse in diesem Geschäft nicht viel bedeutet. Eigentlich nichts.»

Es war mehr. Basel verlor Mohamed Elneny an Arsenal und die Premier League, ein Transfer, der «doch etwas überraschend kam und dessentwegen wir vorwärtsmachen mussten», wie Sportchef Georg Heitz rund drei Monate danach zurückblickt. Der FC Basel brauchte Ersatz im defensiven Mittelfeld, ging einem Hinweis seines ehemaligen Spielers Daniel Majstorovic nach und begann, Fransson im Herbst beim IFK Norrköping zu scouten.

Alexander Fransson, FC Basel, Mittelfeld, Schweden

Vor drei Jahren hat Fransson das Gymnasium abgeschlossen. Einen universitären Werdegang zog er nie in Erwägung. Denn der Fussball war schon immer Teil seines Lebens. Sein Grossvater Örjan Martinsson, der verstarb, als Fransson drei Jahre alt war, spielte in den 1960er-Jahren in der schwedischen Nationalmannschaft und wie Fransson, dessen Vater, Onkel und Bruder für Norrköping.

Der Vater, Franssons Trainer bei den Junioren, schaffte es im Gegensatz zum Onkel nicht bis zum Berufsfussballer. Der Bruder habe diesen Weg aufgrund diverser Verletzungen ebenfalls aufgeben müssen. Und so hinterlässt der Jüngste einen stolzen Vater, einen stolzen Bruder und er zog aus für den nächsten Karriereschritt im Ausland – um der bekannteste Name in dieser Fussballfamilie zu werden.



Le joueur balois Alexander Fransson, a gauche, et le joueur valaisan Leo Itaperuna, a droite, luttent pour le ballon lors de la rencontre de football de Super League entre le FC Sion et le FC Bale ce dimanche 20 mars 2016 au stade de Tourbillon a Sion. (KEYSTONE/Olivier Maire)

Die neue sportliche Heimat: Alexander Fransson im Dress des FC Basel. (Bild: Keystone/OLIVIER MAIRE)

Als Einwechselspieler gab Fransson im Letzigrund gegen die Grasshoppers sein Debüt, er schoss gegen Vaduz sein erstes Tor und stand bisher achtmal im Einsatz. «Mehr, als er wohl selbst gedacht hat», sagt Sportchef Georg Heitz, der «einen überlegten, intelligenten und sehr ruhigen» Spieler kennengelernt hat. Fransson profitierte davon, dass Taulant Xhaka für vier Partien gesperrt war. Aber Fransson profitiert auch dann, wenn Xhaka spielt – denn im Schatten der Stammkräfte Xhaka und Luca Zuffi kann sich der Schwede im defensiven Mittelfeld ohne lähmenden Druck entwickeln.

«Diese Situation ist fast das Optimalste, was einem jungen Spieler passieren kann», sagt Urs Fischer. Basels Trainer begrüsste im Wintertrainingslager einen «sehr angenehmen und zurückhaltenden Zeitgenossen mit grossen fussballerischen Qualitäten. Am Anfang hat man ihn kaum wahrgenommen. Inzwischen ist er eine Weile bei uns und ich kann sagen: Dieser Bursche, der lebt. Und er lebt vor allem auf dem Platz. Da kommen die Emotionen in ihm hoch. Inzwischen hat Alex den Respekt ein wenig abgelegt, er kennt seine Mitspieler und sein Umfeld, er weiss, wo seine Position ist und wie er sich verhalten muss».

Das Treffen mit Zlatan Ibrahimovic blieb noch aus

Jetzt, da er seine ersten Einsätze mit Basel bestritten hat, müsse er den nächsten Schritt machen, um richtig anzugreifen, sagt Fischer. Noch steht Fransson in der zweiten Reihe, und mit dieser Rolle kann er umgehen. «Ich habe mir beim Wechsel nach Basel gesagt, dass ich den Druck nicht spüren werde, immer spielen zu müssen. Für vermehrte Einsätze wird es die Zeit brauchen, die es eben braucht.»



Alexander Fransson, FC Basel, Mittelfeld, Schweden

Seine neue fussballerische Heimat bleibt ihm keineswegs verschlossen: Alexander Fransson vor den Toren des St.-Jakob-Parks. (Bild: ALEXANDER PREOBRAJENSKI)

Grosse Worte sind nicht seine Welt. «Oh nein!», sagt Fransson, die Europameisterschaft 2016 mit dem schwedischen Nationalteam komme zu früh für ihn. Obwohl er seit Kurzem zwei Länderspiele im Portfolio hat.

Fast gleichzeitig mit der Unterschrift in Basel erhielt Fransson ein Aufgebot für das Trainingscamp in Abu Dhabi und debütiert dort im Januar gegen Estland. Aber Fransson relativiert: «Da waren nur Spieler aus den skandinavischen Ligen dabei.» Über die Ostertage reiste er wieder zur U21-Auswahl und erzielte gegen San Marino sein erstes Tor. Auf die vollständige Integration in das A-Team mit all seinen Söldnern in den Ligen von Russland bis Portugal muss Fransson weiter warten.

Er hat sie also noch nicht kennengelernt, die schwedische Überfigur, den alle überstrahlenden Zlatan Ibrahimovic, über den Fransson sagt: «Zlatan ist der König.» Und man stellt sich diesen Moment vor, wie der schüchterne Fransson auf die Reizfigur Ibrahimovic trifft, wie sich der Neue in das Umfeld des Rabauken integriert.



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Szenen aus einem U21-Länderspiel im September 2015 – als Alexander Fransson noch keinen Vertrag beim FC Basel hatte. (Bild: Imago)

Mit der Integration in Basel hatte Fransson keine Schwierigkeiten. «Man hat mir immer wieder gesagt, dass der Auszug aus Schweden schwierig ist. Aber in Basel bin ich auf Menschen gestossen, die es mir einfach machen. Es ist ähnlich wie in meinem Heimatland: Jeder schaut auf den anderen und man kommt schnell ins Gespräch mit den Leuten.»

Behrang Safari, die grosse Integrationshilfe

Eine grosse Hilfe sei für ihn Behrang Safari, sein Landsmann, der im Sommer den umgekehrten Weg geht und nach Schweden zurückkehrt. «Behrang hat mir die Ankunft in Basel leicht gemacht. Und er spricht so viele Sprachen», sagt Fransson begeistert, «er ist das Genie!»

Zlatan der König. Behrang das Genie. Und Fransson? «Der Prinz», sagt dieser.

Ein Nachfolger also, einer, der beerbt. Fransson trifft es damit genauer, als es ihm bei der spontanen Antwort möglicherweise bewusst ist: In der Fussballerfamilie folgt Alexander auf seinen Grossvater und Onkel. Und beim FC Basel beerbt er als dritter Schwede der Vereinsgeschichte seine Vorgänger Majstorovic und Safari. 

Der eine hat Fransson den Job verschafft. Der andere hilft ihm vor seinem Abgang aus Basel, sich hier zurechtzufinden.



Alexander Fransson, FC Basel, Mittelfeld, Schweden

(Bild: ALEXANDER PREOBRAJENSKI)

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