«Alle wollen gegen den FC Basel gewinnen, auch bei den Frauen»

Die Frauen des FC Basel bestreiten am Sonntag als Titelverteidiger ihren dritten Cupfinal in Folge. Gegner dort ist der FC Zürich, der Dominator des Schweizer Frauenfussballs. Dass die Zuversicht in Basel dennoch gross ist, hat nicht zuletzt mit dem neuen Trainer Kaan Kahraman zu tun.

Die Baslerinnen vor dem Schweizer Cup-Halbfinal der Frauen zwischen dem FC Basel und den Femina Kickers Worb auf dem Kunstrasenfeld des Nachwuchs-Campus in Basel am Sonntag, 13. April 2014. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Die Frauen des FC Basel bestreiten am Sonntag als Titelverteidiger ihren dritten Cupfinal in Folge. Gegner dort ist der FC Zürich, der Dominator des Schweizer Frauenfussballs. Dass die Zuversicht in Basel dennoch gross ist, hat nicht zuletzt mit dem neuen Trainer Kaan Kahraman zu tun.

Mittagspause auf den Trainingsplätzen des Joggeli. Die Spielerinnen der ersten Mannschaft duschen und ziehen sich um, bevor es zum gemeinsamen Mittagessen geht. Ein beinahe alltägliches Ritual auf dem FCB-Campus, nicht nur bei den Profis, auch bei den Frauen. Trainer Kaan Kahraman bittet sein Team sechs mal in der Woche zum Training. Ein Pensum, das sich auszahlt: Das Frauenteam bestreitet am Sonntag seinen dritten Cupfinal in Folge.

Der Final steigt in Rapperswil-Jona im Stadion Grünfeld. Anpfiff ist um 13:00 Uhr. Die Partie wird live übertragen auf www.football.ch (ohne Kommentar).

Dort wartet ein Gegner, der den Schweizer Frauenfussball seit Jahren dominiert: Die Frauen des FC Zürich haben soeben ihren 19. Meistertitel ins Trockene gebracht, gegen ihre ersten Verfolgerinnen aus Basel resultiert in dieser Saison ein Torverhältnis von 8:1 aus zwei Spielen. Zahlen, die in Basel eigentlich für Verunsicherung sorgen müssten.

Von Zweifeln keine Spur

Aber davon ist nichts zu spüren. «Wir sind auf allen Positionen mindestens gleich gut besetzt wie Zürich, wenn nicht sogar besser» sagt Cheftrainer Kahraman und fasst den für ihn entscheidenden Faktor über Sieg oder Niederlage knapp zusammen: «Die Tagesform». In der Finalrunde sei sein Team noch einmal enger zusammengewachsen, die Stimmung vor dem Cupspiel sei «riesig», das Selbstvertrauen ist da.



Die Worber Torhueterin Johanna Bruegger, rechts, im Zweikampf gegen die Baslerin Eseosa Aigbogun, links, im Schweizer Cup-Halbfinal der Frauen zwischen dem FC Basel und den Femina Kickers Worb auf dem Kunstrasenfeld des Nachwuchs-Campus in Basel am Sonntag, 13. April 2014. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Die Stürmerin Eseoa Aigbogun in Aktion. Die treffsicherste Baslerin hat in der laufenden Saison bereits 28 Scorerpunkte auf dem Konto. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Zum Beispiel in Person von Eseoa Aigbogun, die laut Kahraman ihre beste Saison spielt, seit sie 2010 zum FC Basel stiess. 13 Tore hat die Stürmerin bereits auf dem Konto, ihre Leistung katapultierte sie direkt ins Nationalkader der Frauen und damit in jenes Team, das im Sommer als erste Schweizer Frauen-Auswahl an eine WM fährt (6. Juni bis 5. Juli in Kanada). Natürlich habe sie die Nominierung riesig gefreut, sagt Aigbogun, aber die WM sei noch weit weg. «Erstmal bin ich voll fokussiert auf den Cupfinal».

«Wir können besser spielen als Zürich»

Mit Videobildern habe man das Spiel der Zürcherinnen nochmals genau analysiert, schildert die 21-Jährige, aber sie weiss bereits aus den jüngsten Matches gegen Zürich, «dass wir besser spielen können. Was Zürich auszeichnet, ist ihre Effizienz – wir müssen einfach die Tore schiessen».

Der Cupsieg der FCB-Frauen vom letzten Jahr (2:1 Sieg gegen Kriens) war der erste Titel überhaupt, seit die Frauen 2009 vom FC Concordia gelöst und in die FCB-Nachwuchsabteilung eingegliedert wurden. Dass die Baslerinnen ein Jahr nach dem Titelgewinn später schon wieder im Cupfinal stehen, ist allerdings keine Selbstverständlichkeit, denn: Der Titel-Trainer Beat Naldi verliess den FCB und wurde durch Kaan Kahraman ersetzt.



Die Frauen des FC Basel feiern den Titelgewinn nach dem Frauen Fussball Schweizer Cup Finalspiel zwischen Kriens und Basel am Samstag, 7. Juni 2014, in Wohlen AG. (KEYSTONE/Sigi Tischler)

Da wollen sie wieder hin: Die Spielerinnen des FC Basel bejubeln den Cupsieg gegen den FC Kriens im Jahr 2014. (Bild: Keystone/SIGI TISCHLER)

Der 34-Jährige hatte zuvor die Frauen des FC Solothurn trainiert, in Basel war auch für ihn erst einmal alles eine Dimension grösser. Doch Kahraman zeigte keine Integrationsschwierigkeiten und vermochte sein Potenzial bald in Resultate umzumünzen. «Kaan ist ein sehr ambitionierter Trainer, der bereits über viel Erfahrung verfügt», sagt Benno Kaiser, Leiter der Abteilung Frauenfussball beim FC Basel, «er stellt stets das Team in den Mittelpunkt und arbeitet eng mit den anderen Nachwuchsabteilungen zusammen. Sein Engagement ist sehr wertvoll für uns.»

Kaan Kahraman, mit den Fussballerinnen des FCB erfolgreich unterwegs.

Kaan Kahraman, mit den Fussballerinnen des FCB erfolgreich unterwegs.

Bei der Generalversammlung des Vereins am Montag dieser Woche warb Kaiser für den Frauenfussball in Basel: «Die Zukunft liegt in der kontinuierlichen Entwicklung von Nachwuchsspielerinnen.» Das lässt sich der FCB auch etwas kosten und betreibt einen Nettoaufwand von fast einer halben Million Franken. Gleichzeitig steigt die Aufmerksamkeit für den Frauenfussball: Auf die neue Saison hin wurde ein Sponsor für den Trikotrücken gefunden, der 65’000 Franken bringt.

«Ich war überrascht, mit welcher Vehemenz die Gegner hier in Basel gewinnen wollen.»
Kaan Kahraman, Cheftrainer FCB-Frauen

Trainer Kahraman geniesst nicht nur in der Chefetage einen guten Ruf, auch beim «Personal» ist der Trainer beliebt. «Wir trainieren zwar oft, aber dafür auch oft mit dem Ball», sagt die Abwehrspielerin Valentina Mühlebach, «das Training macht richtig Spass». Vor den Einheiten erhalten die Spielerinnen detaillierte Trainingspläne. Somit wissen sie, was auf sie zukommt und können sich darauf einstellen.

Auch Kahraman selbst zieht eine positive Bilanz seines bisherigen Engagements und hält einen Gewinn der Meisterschaft in der kommenden Saison durchaus für realistisch. Was ihn nach seinem Wechsel am meisten überraschte, war die Vehemenz, mit der die Gegner hier in Basel auftreten.

Rapperswil erwartet ein Cup-Fest

«Der FC Basel hat so eine immense Präsenz im Schweizer Fussball, dass alle gegen diesen Club gewinnen wollen. Egal, ob das nun bei den Profis ist, ob bei den Frauen oder bei den D-Junioren.» An diese starke Gegenwehr musste er sich erst gewöhnen, wie er zugibt, «aber jetzt gefällt mir dieses Gefühl derjenige zu sein, den es zu schlagen gilt».

Der Gegner im Cup-Final, für den bereits 900 Tickets abgesetzt sind, ist denn auch ein Musterbeispiel der institutionalisierten Rivalität mit dem FC Basel. Die Zürcherinnen wollen alles daran setzen, das Double zu holen. Die Baslerinnen wollen ihren Titel verteidigen. Diese Affiche darf mit gutem Gewissen als Cup-Schlager bezeichnet werden.

Impressionen vom letzten Duell (0:4) der Frauen des FC Basel gegen den den FC Zürich vom 21. Februar 2015:

» Zum Interview mit dem Assistenztrainer Dominique Beljean, das unsere Partner von rotblauapp.ch geführt haben: «Die Girls bringen eine unglaubliche Leistung»

FCB-Frauen: Erfolgreiche Nachwuchsarbeit

Neben Eseoa Aigbogun, deren Kaderplatz für die WM in Kanada bereits fix ist, hat auch Fabienne Bangerter (Mittelfeld) grosse Chancen, in Kanada dabei zu sein. Zum erweiterten Kreis Basler Nationalmannschaftskandidatinnen gehören ausserdem noch Nadine Böni (Tor) und die derzeit verletzte Samira Susuri (Mittelfeld). Aus den Nachwuchsteams der Frauen stellt der FC Basel weitere neun Spielerinnen für die jeweiligen Nationalteams.

» Das komplette Aufgebot von Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg für die WM-Vorbereitung auf der Artikel-Rückseite

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