Vor 100 Jahren reiste der FC Basel auch schon in ein Wintertrainingslager nach Spanien. Damals in den Wirren des Ersten Weltkrieges. In Barcelona traf er nicht nur mit dem ehemaligen Basler und Barcelona-Gründer Hans Gamper zusammen – er brachte den Katalanen angeblich auch die erste Heimniederlage bei. Ein kleine Zeitreise.
Der Erste Weltkrieg brachte den organisierten Fussballbetrieb in vielen Ländern Kontinentaleuropas zum Erliegen. Anders in der Schweiz. Hier fand die Meisterschaft ununterbrochen statt. Nach Kriegsausbruch 1914 startete der Meisterschaftsbetrieb allerdings mit mehreren Wochen Verspätung und mit wesentlich weniger Teams.
Viele Vereine mussten den Spielbetrieb einschränken, oder ihn ganz einstellen, weil ihre Spieler in die Armee eingezogen wurden. Und der Bund konfiszierte viele Plätze für die landwirtschaftliche Produktion. Auch der FC Basel musste kurz bangen, denn «zu einer gewissen Zeit schien sogar unser Landhof zu einem Kriegsopfer werden zu müssen, indem ihm das Los anderer Plätze – Kartoffelanbau – zugedacht war», wie Joseph Büttiker in der Clubgeschichte von 1928 schrieb.
Ernst Kaltenbach (Bild: «35 Jahre FC Basel»)
So konnte der Stadtclub während des ganzen Krieges – allerdings ohne grosse Stricke zu zerreissen – an der Meisterschaft teilnehmen. Ein herausragendes Ereignis gab es trotzdem im Jahr 1916: Zum einen gründete der FC Basel seine Juniorenabteilung und zum anderen reiste er erstmals zu einem Trainingslager nach Spanien. Ernst Kaltenbach, der Captain der ersten Mannschaft, verfasste dazu einen längeren Bericht.
Finanziell war die Reise kein Risiko. Denn der FC Barcelona zahlte für zwei vereinbarte Freundschaftsspiele 3500 Franken. Schliesslich fanden insgesamt fünf Begegnungen statt. Aber wie gefährlich war die Reise?
Der FC Basel war nicht der einzige Schweizer Verein, der 1916/1917 die Feiertage in Spanien verbrachte. Der damalige Spitzenclub FC Etoile aus La Chaux-de-Fonds, in der Saison 1918/1919 Schweizer Meister, reiste mit seinen Nationalspielern Paul und Charles Wyss auf die iberische Halbinsel.
In den Spielen gegen Atletic Bilbao und Real Madrid erreichte Etoile immerhin zweimal ein 2:2-Unentschieden. Und auch der Stadtrivale FC La Chaux-de-Fonds, der seine Blütezeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hatte, wagte den abenteuerlichen Trip. Auf Anregung des FC Basel traten die beiden Schweizer Teams zu einem «Propagandaspiel» an, das die Basler etwas unverdient 2:1 gewannen.
«Wunder waren es, die wir hier geniessen durften und wohl kaum hat eine Fussballreise so in jeder Beziehung Herrlichschönes geboten.»
Zum Abschluss seiner Spanienreise spielten die Basler noch zweimal gegen den FC Tarrasa (heute Terrassa FC), den damaligen spanischen Meister der Serie B. Im ersten Match am Silvestertag 1916, das «durch starken Wind und starkes Sonnenlicht beeinflusst» war, führte Tarrasa bis zur 89. Minute mit 1:0. Dann gelang Ernst Kaltenbach «nach prachtvoller Einzelleistung der verdiente Ausgleich» (SFZ). Bereits am Neujahrstag 1917 stand man sich ein weiteres Mal gegenüber. In seinem besten Spiel auf spanischem Boden gelang dem FCB am Vortag der Abreise ein 4:3-Sieg.
Hundert Jahre später ist das aktuelle Fanionteam des FC Basel wieder in Spanien unterwegs, diesmal weiter im Süden. Vom 11. bis 21. Januar wird fast schon traditionell in Marbella die Wintervorbereitung absolviert. Ein schwärmerischer Reisebericht wie jener von Ernst Kaltenbach ist nicht zu erwarten:
«Wunder waren es, die wir hier geniessen durften und wohl kaum hat eine Fussballreise so in jeder Beziehung Herrlichschönes geboten, wie diese Reise nach Spanien, die jedem Teilnehmer ohne Zweifel die schönste Erinnerung in seinem Fussballerleben und vielleicht in seinem Leben überhaupt ist und wohl bleiben wird.»
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Der Beitrag unseres Autors Mike Gosteli (siehe auch Hintergund zum Artikel) kam mit Unterstützung durch das Sportmuseum Schweiz in Basel zustande.