Alter schützt vor Leistung nicht – die Einzelkritik

Die über 30-Jährigen haben massgeblichen Anteil am 3:0 des FC Basel in Luzern: Der bald 32-jährige Matias Delgado als Doppeltorschütze, der 33-jährige Marco Streller als kongenialer Zuarbeiter – und Walter Samuel, der mit seinen 36 Jahren «il muro» gibt und erst noch ein paar gepflegte Pässe auspackt.

Luzern, 06.12.14, Fussball Super League, FC Luzern - FC Basel, Walter Samuel (FCB) (Maria Schmid/EQ Images)

(Bild: Maria Schmid/EQ Images)

Die über 30-Jährigen haben massgeblichen Anteil am 3:0 des FC Basel in Luzern: Der bald 32-jährige Matias Delgado als Doppeltorschütze, der 33-jährige Marco Streller als kongenialer Zuarbeiter – und Walter Samuel, der mit seinen 36 Jahren «il muro» gibt und erst noch ein paar gepflegte Pässe auspackt.

Tomas Vaclik | 4,5
Musste keine Grosstaten vollbringen, wenn es ihn aber brauchte, war er parat, wie etwa bei Marco Schneuwlys Direktabnahme aus spitzem Winkel (24.). Ein Missverständnis mit Philipp Degen blieb folgenlos, zwei, drei Bälle bekam er erst im Nachfassen in den Griff, mit dem Fuss geriet nur ein Ball ins Seitenaus, und was an hohen Bällen in den Strafraum segelte, war eine sichere Beute für den Tschechen.

Fabian Schär | 4,5
Schonte sich nicht und bezahlte dafür mit zwei harten Checks, die ihn auf den feuchten Rasen bodigten. Verliess deshalb in der 52. Minute vorsichtshalber den Platz und war zuvor ein sicherer, aber eher unauffälliger Wert in der von seinem Nebenmann Walter Samuel dominierten Innenverteidigung.

Walter Samuel | 5,5
Was hat man sich nicht das Maul zerrissen über den Argentinier – und anfangs kam der Oldie ja auch schwer in die Gänge, wurde in Madrid wie die Kollegen auch überrollt, verletzte sich und tauchte in Luzern seit jenem September-Abend in Madrid erstmals wieder in der Startelf auf. Und siehe da: «Il muro» machte seinem Namen alle Ehre, zeigte Marco Schneuwly, was eine harte, präsente Verteidigung ist, war stark im Kopfballspiel und demonstrierte dem staunenden Betrachter erst noch seine Qualitäten in der Spielauslösung, so beim Führungstor, an dessen Ursprung einer jener mittellangen Pässe auf Delgado stand, für die der 36-Jährige hinterher explizit von seinem Trainer gelobt wurde. Kleine Einschränkung: Eine gelbe Karte für Reklamieren und Ball-nicht-Herausrücken früh in der 19. Minute vermeidet ein ausgefuchster Spieler eigentlich.



06.12.2014; Luzern; Fussball Super League - FC Luzern - FC Basel; FCB Fans und Spieler jubeln nach dem Tor zum 0:2 (Andreas Meier/freshfocus)

Kollektiver Basler Jubel in Luzern. (Bild: Andreas Meier/Freshfocus)

Naser Aliji | 4
Auch mal wieder von Beginn an dabei. Spielte einen ganz soliden Part und deckte Ridge Mobulu auf dem rechten Luzerner Flügel zu.

Philipp Degen | 4
Jede Wette: Mit ein paar Fasern und einigen Gedanken war er schon beim Dienstag und dem Showdown in der Champions League bei seinem Ex-Club. Man mag es ihm daher nachsehen, dass er nicht den Einfluss aufs Spiel hatte wie auch schon – wahrscheinlich hat er sich alles für Liverpool aufgehoben. Agierte allerdings auch betont defensiv mit Ahmed Hamoudi vor sich am Flügel.

Davide Calla | 4,5
War lange nicht zu sehen und in der 40. Minute der erste Basler, der sich ein Herz fasste und Zibung mal mit einem Schuss aufs Tor auf den Zahn fühlte. Schien Gefallen daran zu finden und suchte unmittelbar danach in der 43. und 45. Minute gleich noch zweimal den Abschluss. Den Abend aus persönlicher Sicht krönte er mit der Vorarbeit zum 3:0, eine scharfe Hereingabe, die Embolo vollendete.

Mohamed Elneny | 4,5
Vom Dauerläufer hätte man am ehesten erwartet, dass er für einen Grosseinsatz am Dienstag an der Anfield Road geschont werden könnte. Ganz im Gegenteil absolvierte er jedoch in Luzern die volle Distanz, was entweder auf eine Pferdelunge oder andere Schlachtpläne von Paulo Sousa schliessen lässt. Jedenfalls war der Ägypter in Luzern immer da zu finden, wo der Ball war und rackerte fürs Team, ohne selbst Glanzlichter setzen zu können.

Taulant Xhaka | 4,5
Trotz Absenz in der Abwehr (Suchy gesperrt, Safari auf der Bank) kam er im Mittelfeld zum Zug und hielt wirkungsvoll dagegen, solange bei den Luzernern noch grössere Gegenwehr vorhanden war. Schaltete sich auch einige Male ganz vorne ein, so wie beim zweiten Tor, das er mit ordentlich Zug und Biss und einem Pass auf Streller einleitete.

Matias Delgado | 5,5
Alter (wird am 15. Dezember 32) schützt vor Leistung nicht, oder: das dicke Ausrufezeichen von IHM. Nachdem er in der ersten Halbzeit noch Standschwierigkeiten auf dem seifigen Geläuf und hartes Brot gegen die da noch aufsässigen Gastgeber zu knabbern hatte, lenkte er mit zwei brillanten Treffern – Nummer 2 und 3 in dieser Saison nach einem Tor in der 4. Runde gegen den FCZ – die Partie in die gewünschte Richtung. Toller Doppelpass mit Streller beim 1:0 und ein Abschluss zum Niederknien beim 2:0. Technisch alles auf allerhöchstem Niveau. War, das am Rande bemerkt, neben Walter Samuel der einzige Basler, der bei 4 Grad Celsius kurzärmlig spielte, was für argentinische Härte spricht – oder die beiden haben mit Buenos Aires telefoniert, wo es am Samstag im südamerikanischen Sommer 32 Grad hatte.



CORRECTS IDENTITY - Ahmed Hamoudi, links, von Basel, im Spiel gegen Oliver Bozanic, Mitte, von Luzern, im Fussball Meisterschaftsspiel zwischen dem FC Luzern und dem FC Basel, am Samstag, 6. Dezember 2014, in Luzern. (KEYSTONE/Urs Flueeler)

Zwischen Irrwisch und Irrlicht – Ahmed Hamoudi (links). (Bild: Keystone/URS FLUEELER)

Ahmed Hamoudi | 4,5
Mal Irrwisch, mal Irrlicht – der flinke Ägypter durfte sich 93 Minuten lang präsentieren, und man muss ihm attestieren, dass er versucht, das Spiel seiner Neben- und Hinterleute zu adaptieren. Das gelingt mal mehr und mal weniger, unermüdlich aber Hamoudis läuferischer Einsatz – und schliesslich belohnt mit einem Beitrag zum dritten Tor, dem Pass in den Lauf von Calla.

Marco Streller | 5,5
Der Rücken hält – das ist die eine gute Nachricht vor dem Dienstag in Liverpool. Die Rückkehr nach der Diskushernie erfolgt nach Plan: eine Stunde in Zürich, nun 73 Minuten. Zeit genug, um erneut zu entlarven, welch höchst durchschnittlicher Innenverteidiger François Affolter ist. Was in der ersten Halbzeit noch nicht in zählbaren Erfolg mündete, wurde nach Seitenwechsel höchst sehenswert nachgeholt: das blinde Verständnis des Oldies Streller mit dem Oldie Delgado. Ein Doppelpass, eine Ballweiterleitung fast schon im Sitzen: Streller ist parat für Liverpool.

Fabian Frei | 4,5
Ersetzte in der 52. Minute Fabian Schär und machte mal wieder als vielseitig verwendbare Allzweckwaffe auf sich aufmerksam. Es war sicher nicht einfach, in ein umkämpftes Spiel zu kommen – keine drei Minuten später wars schon nicht mehr so schwer, als die Luzerner in Rückstand gerieten.

Luca Zuffi | 4
Wurde in der 65. Minute für Xhaka eingewechselt und spielte in einer Phase, als der FCB das Spiel weitgehend kontrollierte, keine auffallende Rolle  mehr.



Breel Embolo, rechts, von Basel, im Spiel gegen Francois Affolter, links, von Luzern, im Fussball Meisterschaftsspiel zwischen dem FC Luzern und dem FC Basel, am Samstag, 6. Dezember 2014, in Luzern. (KEYSTONE/Urs Flueeler)

Die Ästhetik eines Ausfallschritt: Breel Embolo (rechts) wird in Luzern eingewechselt und setzt seinen Torreigen fort. (Bild: Keystone/URS FLUEELER)

Breel Embolo | 4,5
Saisontor Nummer 11 und das fünfte in der Liga – der junge Mann setzt seinen erstaunlichen Weg fort, auch wenn er wie in Luzern erst in der 73. Minute (für Streller) ins Spiel eintritt. Vergab erst noch eine Riesenchance (88.), dann wuchtete er Callas scharfe Hereingabe in der 93. Minute ein, und sah dabei aus, als ob er nicht mehr ausweichen konnte.

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Bewertungsdurchschnitt: 4,6
Nicht eingesetzt beim FCB: Vailati (T), Safari, Gonzalez, Kakitani

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