Das Skispringen in Innsbruck musste wegen der Windverhältnisse abgebrochen werden. Das breiteste Grinsen trug dabei Simon Ammann davon.
Die Gefühlslage der Springer änderte sich so schnell wie die Windrichtung. Kaum hatte am Bergisel in Innsbruck ein Adler im Auslauf einmal euphorisch die Siegerfäuste geballt, da ging wenige Sekunden später der nächste Springer schon wieder richtig in die Luft und liess ordentlich Dampf ab.
Jubel und Ärger, Lust und Frust, Glück und Pech – alles wechselte sich munter ab in diesem turbulenten dritten Tournee-Wettkampf, der völlig zurecht im Finaldurchgang vor den besten acht Springern abgebrochen wurde. Denn sonst wären die Ergebnislisten durch den Wind möglicherweise noch wilder durcheinander gewirbelt worden. So aber tauschten nur die Verfolger hinter dem österreichischen Überraschungsleader Thomas Diethart die Position.
Simon Ammann überholte mit seinem zweiten Platz am Bergisel den Österreicher Thomas Morgenstern (in Innsbruck Achter) und liegt vor dem Tourneefinale in Bischofshofen (Montag, 6. Januar) nur mehr 9,4 Punkte hinter Diethart, der auf seiner Hausschanze Fünfter wurde.
Loitzls Hüpfer auf 70 Meter
Simon Ammann war in Innsbruck wohl der Springer mit dem breitesten Grinsen neben dem finnischen Sensationssieger Anssi Koivuranta. «Ich darf mich nicht beschweren», schmunzelte der 32-Jährige nach dem Wettbewerb. Wohl wissend, dass er bei seinem Versuch durchaus Hilfe von oben bekommen hatte.
Unmittelbar vor ihm hatte der Österreicher Wolfgang Loitzl, immerhin Tourneesieger von 2009, bei heftigem Rückenwind noch einen Totalabsturz fabriziert und mit 70 Metern den kürzesten Hüpfer der gesamten Konkurrenz gestanden. Die 12,3 Punkte, die er dabei auf Grund der widrigen Verhältnisse gut geschrieben bekam, waren nichts als Hohn.
Dann kam Simon Ammann und flog nur einige Sekunden später bei Aufwind zur Tageshöchstweite (133,5 Meter). Dass der Toggenburger wegen der perfekten Bedingungen 12,5 Zähler abgezogen bekam, konnte er leicht verschmerzen.
Morgenstern zieht Niete in Windlotterie
Auch Thomas Morgenstern zog in der Windlotterie eine Niete und ärgerte sich masslos über seinen achten Rang und die Entscheidungen der Jury. Von allen Stars hatte der Kärntner den schlechtesten Wind, «andere hatten Aufwind, bei mir war Rückenwind. Das sind im Skispringen Welten. Das ist so, als würde Sebastian Vettel mit 200 PS weniger fahren müssen», polterte Morgenstern, der mit einem starken Sprung aber genauso Schadensbegrenzung betrieb wie Tournee-Leader Thomas Diethart, der sich auch bei den widrigen Verhältnissen keine Blösse gab. «Mir gefällt es daheim zu springen. Das ist für mich Zusatzmotivation, kein Druck.»
So zufrieden Simon Ammann war, so ausgelassen jubelte auch Anssi Koivuranta. Der 25-Jährige sorgte nicht nur für den ersten finnischen Skisprung-Erfolg seit knapp vier Jahren, Koivuranta hat am Bergisel auch Geschichte geschrieben. Als Nordischer Allrounder, der sowohl in der Nordischen Kombination (7 Siege) als nun auch bei den Spezialspringern gewinnt.