Arbeitssieg in Zug – der FC Basel erreicht dank eines Treffers von Daniel Hoegh die dritte Runde

Gegen tief mauernde Gastgeber muss sich der FC Basel einen knappen Sieg richtiggehend erleiden. In einem auf 11 Positionen veränderten Team erzielt Daniel Hoegh per Kopf den einzigen Treffer einer Partie, für die Urs Fischer nach Abpfiff deutliche Worte fand.

(Bild: Keystone / TagesWoche)

Gegen tief mauernde Gastgeber muss sich der FC Basel einen knappen Sieg richtiggehend erleiden. In einem auf 11 Positionen veränderten Team erzielt Daniel Hoegh per Kopf den einzigen Treffer einer Partie, für die Urs Fischer nach Abpfiff deutliche Worte fand.

Während die letzten Sekunden vom Totomaten tropften, durfte Jean-Paul Boëtius doch noch einen Freistoss treten. Linke Strafraumkante, keine schlechte Position. «Endlich etwas Platz», dürfte der Holländer mit dem kurzen Antritt vor Standards gedacht haben – Sekunden später glitschte sein Schuss um Haaresbreite am rechten Torpfosten vorbei.

Pfiff, aus, Spiel vorbei. Auch mit etwas Platz konnte das Score dieser verkorksten Partie nicht mehr aufgehübscht werden.

Wie begossene Pudel trottete das Basler Kollektiv danach in den Kabinengang, wissend, dass die zahllosen Selfiewünsche zwar dem Starstatus einzelner Spieler, nicht aber der Leistung derselben schmeichelten. Denn die, so befand auch Trainer Fischer nach der Partie zähneknirschend, war vor allem in der zweiten Halbzeit schlicht schlecht.

Elf neue Spieler in der Startformation

Inmitten heisser englischer Wochen und angesichts eines Kontrahenten, der eine Spielklasse unter dem Erstrundengegner Rapperswil-Jona rangiert, bediente sich Fischer seines Kaders in Anlehnung an das Rezept eines gewissen britischen Agenten. Geschüttelt und gerührt präsentierte sich die Startformation vor Spielbeginn – in Zug kamen im Vergleich zum Razgrad-Spiel elf neue Spieler zum Zug.

Das hatte es zuletzt vor elf Monaten gegeben, damals rotierte Fischer im Cup-Spiel gegen Muttenz kräftig durch. Einer der damaligen Profiteure war Daniel Hoegh, der auf Vorlage Shkelzen Gashis sein erstes Tor für Basel erzielte – per Kopf. Und eben dieser Hoegh war auch gegen Zug 94 per Kopf erfolgreich, als er in der 45. Minute am langen Pfosten einen Eckball Boëtius’ einnickte.

Fehlende Übersicht

Für den zweiten Pflichtspieltreffer des Dänen brauchte es schon eine Standardsituation, nachdem die Basler zuvor Mal um Mal am betonierten Zuger Abwehrbollwerk, oft auch am eigenen Unvermögen gescheitert waren. Zum beinahe prototypischen Spielzug entwickelte sich der engagierte Rush eines Basler Spielers in Richtung Zuger Tor. Weiter und immer weiter führten diese Dribblings in den weissen Stulpenwald, bis aus dem Engagement erst fehlende Orientierung und daraus schliesslich Verzweiflung wurde.

Spätestens im letzten Stadium dieser Vorstösse stand dann ein Zuger bereit, um dem überforderten Basler Angreifer den Ball vom Fuss zu spitzeln – die Chance war vertan und der Spielaufbau musste wieder von vorne beginnen.   

Die Zuger versuchten dem Basler 4-2-3-1 auf dem Matchblatt mit zwei Viererketten und zwei hintereinander gestaffelten Stürmern zu begegnen, ein 4-4-1-1, das auf dem Spielfeld regelmässig zu zwei Fünferketten eingedampft wurde. Dazwischen versuchten in der Startphase vor allem Elyounoussi und Boëtius Räume aufzureissen, während dahinter Rückkehrer Serey Die mit der Captainbinde am Arm den Ballverteiler gab.

Druckloses Flügelspiel

Die und Elyounoussy gehörten ganz sicher zu den besseren Basler Spielern weil sie entweder für Torgefahr (Elyounoussi), oder Ballbesitz (Die) besorgt waren. Der Ivorer schickte die Kugel mal nach links zu Debütant Blas Riveros, mal nach rechts zu Omar Gaber, immer in der Hoffnung, dadurch das Zuger Zentrumsmassiv auseinanderzuziehen. Allein, es nutzte nichts.

Denn Gaber und Riveros enwickelten über die Seiten ungefähr so viel Druck wie das Zuger Steuergesetz auf Besserverdienende, entsprechend darbten davor die Flügel Boëtius und Bua, der ebenfalls zu seinem Pflichtspieldebüt im FCB-Dress kam. Immerhin durften Bua und Boëtius einige Freistösse treten, bis der Corner des Letzteren schliesslich die Basler Führung erzwang.



Der Basler Trainer Urs Fischer beim Fussball 1/16-Final Cup Spiel zwischen dem FC Zug und dem FC Basel, am Sonntag, 18. September 2016, in Zug. (KEYSTONE/Urs Flueeler)

Diese Mannschaftsleitung habe ihm die Aufstellungs-Entscheidung vor dem nächsten Spiel wieder einfacher gemacht, sagte ein «angesäuerter» Urs Fischer nach dem Spiel (Bild: URS FLUEELER)

Einer wenig geglückten Leistung in Halbzeit eins liessen die Basler danach 45 wirklich schwache Minuten folgen, die von offensiv weniger harmlosen Mannschaften zweifellos ausgenutzt worden wären. So aber blieb ein knapper Basler Sieg und einige Fischer-Zitate, die aufhorchen liessen:

«Mit dieser zweiten Hälfte kann ich gar nicht leben», sagte ein sichtlich genervter Urs Fischer nach dem Spiel und dann: «So eine Leistung gibt einem halt auch wieder Argumente, wenn es um die Plätze in den nächsten Spielen geht.»

Die Chance, auf der vermeintlichen Zuger Schaubühne Werbung in eigener Sache zu betreiben, blieb also von den meisten Ersatzspielern ungenutzt. Beim «Sporttalk» vor dem Stadion konnte sich der Moderator – angestachelt von der Basler Selbstkritik – eine letzte Frage nicht verkneifen. Was Fischer auf diesem  Ausflug in die Fussballprovinz empfunden habe, so kurz nach den Gänsehautmomenten in der Champions League.

«Na, ich hatte auch Gänsehaut», sagte Fischer trocken, «nur eben aus ganz anderen Gründen als noch am Dienstag.»

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