Mit der dritten Meisterschaft hintereinander schaut nun auch Maccabi Tel Aviv auf eine stolze Serie. Und mit dem Gewinn der beiden nationalen Cupwettbewerbe holte Maccabi zum ersten Mal das Triple. Der israelische Meister weist, was Kontinuität in der Führung und Trainerwechsel anbelangt, Parallelen zum Playoff-Gegner FC Basel auf.
Immerhin sechs Spieler standen für Maccabi am Mittwoch auf dem Platz, die schon im letzten Aufeinandertreffen mit dem FC Basel in den Sechszehntenfinals der Europa League gespielt haben. Damals, am 27. Februar 2014, zog Maccabi nach einem 0:0 in Tel Aviv im St.-Jakob-Park klar den Kürzeren: Valentin Stocker (17. Minute) sowie zweimal Marco Streller (60. und 71. Minute) sicherten einem souveränen FCB das Weiterkommen.
» Die bisherigen Aufeinandertreffen FCB-Maccabi – das Dossier der TagesWoche
Dass es nun zum dritten Mal innert zwei Jahren zu einem Kräftemessen mit Basel auf internationaler Ebene kommt, hat Maccabi einem Effort in Pilsen zu verdanken. Dem tschechischen Meister war Tel Aviv im Hinspiel vor 13’000 Zuschauern im Bloomfield Stadium mit 1:2 unterlegen. Nach dem Maccabi durch einen Doppelschlag in der 17. und 21. Minute in Rückstand geraten war, hielt Barak Itzhaki mit seinem Tor in der 79. Minute die Hoffnungen auf die Playoffs minimal am Leben.
Neben Itzhaki sind auch Torhüter Juan Pablo, Altmeister Gal Alberman, Eitan Tibi sowie Omar Ben Harush noch aus jener Elf dabei, die der FCB schon kennt. Und natürlich Eran Zahavi. Der Captain führte sein Team im Rückspiel in Pilsen zum 2:0-Sieg, er verwandelte in der 76. Minute einen Penalty und traf in der 85. Minute zum späten Glück der Israelis. Mit von der Partie war auch Avi Rikan, der auf diese Saison vom FC Zürich zurückgekehrt ist in sein Heimatland.
Jokanovic – der vierte Trainer seit 2012
Angeleitet wird Maccabi seit dieser Saison vom Serben Slavisa Jokanovic. Der knapp 48-jährige Ex-Nationalspieler aus Novi Sad mit Hintergrund als Spieler in Spanien (unter anderem La Coruña) und in England bei Chelsea, ist der vierte Trainer seit 2012 – eine verblüffende Parallele zum FC Basel, der sich ja selbst in Tel Aviv bedient hat.
Der Reihe nach verlief die jüngste Trainergeschichte von Rekordmeister Maccabi so: 2013 beendete Oscar Garcia die lange Durststrecke Maccabis und holte nach zehn Jahren den Titel zurück in die Stadt am Mittelmeer. Dann zog es den Katalanen überraschend nach England zu Brighton & Hove Albion. Maccabi verpflichtete Paulo Sousa aus Ungarn, und der folgte nur ein Jahr und einen zweiten Meistertitel später dem Lockruf des FC Basel.
Maccabi holte Oscar Garcia zurück, doch im August 2014, unmittelbar vor einem Europacup-Spiel, gab der Spanier seinen Rücktritt und erklärte dies mit der Sicherheitslage in Israel. Sein Landsmann Pako Ayestaran ersetzte ihn, ein Mann, der beim FC Valencia und beim FC Liverpool Assistent von Rafael Benitez war. Auch mit ihm wurde Maccabi Meister; zwei Runde vor Schluss war die Mannschaft nicht mehr einzuholen, und beendete die Finalrunde schliesslich mit sechs Punkten Vorsprung.
Auf die neue Saison hin erfolgte dann der nächste Wechsel zu Jokanovic, der zuletzt beim FC Watford tätig gewesen war.
Das Erfolgsgespann Goldhar/Cruyff
In der Clubführung von Maccabi herrscht dafür weiter grosse Kontinuität – auch das ganz ähnlich wie in Basel. Der kanadische Multimillionär Mitchell Goldhar ist nach wie vor Präsident und Eigentümer des Clubs und Jordi Cruyff der Sportdirektor.
Sie schauen auf eine historische Saison mit dem ersten Double seit 1996 zurück, und mit dem Gewinn des Liga-Cup sowie dem 6:2 gegen Hapoel Be’er Sheva im Endspiel um den prestigeträchtigen Staatspokal hat Maccabi erstmals das Triple geschafft.
Derby-Abbruch und Europacup-Aus
Überschattet wurde das vergangene Jahr durch den Abbruch des Derbys gegen Hapoel im November. Maccabi-Captain Zahavi, früher für Hapoel tätig, wurde, nachdem er den Ausgleich erzielt hatte, von einem Zuschauer angegriffen, er wehrte sich, sah vom Schiedsrichter Rot und danach kam es zu einem gewaltigen Tumult. Der Punktabzug für beide Teams änderte an der aktuellen Vormachtstellung Maccabis im israelischen Fussball jedoch nichts.
Nachdem Maccabi 2013/14 zweimal innert Jahresfrist am FCB abgeprallt war, scheiterten die Israels auch vergangene Saison im Europacup: In der Champions-League-Qualifikation war Maribor (0:1, 2:2) Endstation, und in den Playoffs zur Europa League entschied gegen die Griechen von Asterias Tripolis (0:2, 3:1) die Auswärtstorregel.
Der FCB – der schwerste Gegner
Die neue Meisterschaft der Ligat ha’Al startet am Wochenende zwischen den beiden Playoff-Spielen gegen den FC Basel. Maccabi hat aber bereits fünf Pflichtspiele hinter sich, setzte sich in der zweiten Qualifikationsrunde gegen den maltesischen Meister FC Hibernians durch (2:1 auswärts, 5:1 daheim) und gewann im Liga-Cup das Derby bei Hapoel Tel Aviv mit 3:1.
Der FC Basel, darüber ist man sich im Club einig, ist der schwerste Gegner, der im Lostopf lag. Aber Trainer Jokanovic teilt über seinen Twitter-Account mit, dass er seiner Mannschaft alles zutraut:
We respect @FC_Basel, they’re strong. But we’ve already shown what we’re capable of, if we play as a team. #UCLdraw https://t.co/V0I8CTcti9
— Slavisa Jokanovic (@Jokanovic) August 7, 2015
» Champions League, Qualifikation 2013: Mit einem dünnen 1:0-Polster nach Tel Aviv
» Das 3:3 im Rückspiel: Der FCB steht in den Playoffs
» Europa League 2014, Sechzehntelfinal: 0:0 in Tel Aviv – der Basler Beton hält
» Das 3:0 im Rückspiel: Streller wird Teil der FCB-Geschichte – und Sousa hat genug von Basel
» Das Millionenspiel – vor dem ersten Aufeinandertreffen des FCB mit Maccabi
» Die heikle Dienstreise nach Tel Aviv – Mohamed Salah, der FCB und die Politik
» «Der Fussball wurde nicht in Israel erfunden» – ein Interview mit Maccabi-Sportdirektor Jordi Cruyff
» Zwischen Stimmung und Skandalen – wie die Ligat ha’Al in Israel funktioniert