Auch Wawrinka draussen

Stanislaw Wawrinka hatte Rafael Nadal am elften Turniertag in Paris nichts entgegenzusetzen. Letzterer sprach nach dem 6:2, 6:3 und 6:1 gar von seinem «bisher besten Spiel».

A combination of three photographs shows Stanislas Wawrinka of Switzerland breaking his racket by throwing it against the court following a lost point to Rafael Nadal of Spain during their men's singles quarter-final match at the French Open tennis tourna (Bild: Reuters/GONZALO FUENTES)

Stanislaw Wawrinka hatte Rafael Nadal am elften Turniertag in Paris nichts entgegenzusetzen. Letzterer sprach nach dem 6:2, 6:3 und 6:1 gar von seinem «bisher besten Spiel».

Genau einen Tag hatte Stanislas Wawrinka das ziemlich exklusive Vergnügen, noch bei einem Major-Turnier beschäftigt zu sein, bei dem Roger Federer bereits ausgeschieden ist. Doch endlich einmal aus dem grossen Grand Slam-Schatten des Maestros herauszutreten, war schlichtweg eine unmögliche Mission für den 28-jährigen Professional, es gab keine Gunst der Stunde, keine Chance des Augenblicks. Es gab stattdessen auf der anderen Seite des Netzes an diesem elften Turniertag einen Mann namens Rafael Nadal, der seit der kleinen Ewigkeit von neun Jahren der Konkurrenz unter dem Eiffelturm noch fast jeden Spass verdirbt.

2:6, 3:6 und 1:6 stand schliesslich nach einer Stunde und 56 Minuten auf der Anzeigetafel des Centre Court geschrieben, das Ergebnis einer Viertelfinal-Deklassierung, für die sich der unverdrossene Kämpfer Wawrinka keinesfalls schämen musste – vergleichbare Niederlagen gegen den mallorquinischen Matador haben schon ganz andere Tenniskaliber einstecken müssen.

«Mein bisher bestes Spiel. Mit Abstand.»

Rafael Nadal

«Es war mein bisher bestes Spiel in diesem Jahr. Mit Abstand», sagte Nadal später, der seine fabelhafte Bilanz unter dem Eiffelturm auf 57:1-Siege schraubte. Wawrinka sprach hinterher davon, es sei «die grösste Herausforderung überhaupt, hier in Paris gegen Nadal anzutreten». «Du musst schon unglaublich spielen, um da zu gewinnen.» Er sei «enttäuscht», so Wawrinka, «weil ich einfach nicht die richtigen Lösungen gefunden habe.»

Spektakulärer Zweikampf am Freitag

Nun kommt es am Freitag zum wohl spektakulärsten Zweikampf des bisherigen Turniers – zwischen Wawrinka-Bezwinger Nadal und dem Frontmann der Szene, Novak Djokovic. Also zwischen der langjährigen Nummer 1 in Paris, dem siebenmaligen Champion, und der Nummer 1 der Welt. «Das wird natürlich eine mörderische Aufgabe», sagte Djokovic, der den rüstigen deutschen Tennis-Alterspräsidenten Tommy Haas mit 6:3, 7:6 (7:5) und 7:5 niedergerungen hatte.

Immerhin: In einer anderen Sandplatz-Domäne Nadals, nämlich in Monte Carlo, brach Djokovic in dieser Saison schon erfolgreich ein. Dort beendete der Belgrader die lange Siegesserie Nadals, der acht Mal hintereinander im mondänen Country Club gewonnen hatte. «Dieser Erfolg gibt mir schon Mut», befand Djokovic, «ich gehe raus im Glauben, gegen Rafa zu gewinnen.»

Nadal nimmt Fahr auf

Andererseits hat Nadal spätestens mit seinem Triumph über Wawrinka wieder so richtig Fahrt aufgenommen in seinem Pariser Tennis-Paradies – auf den geliebten Roten Plätzen, auf denen er die eindrucksvollsten Spuren aller Profis zeichnet. Der überwältigenden Wucht und Dynamik des «Kannibalen» (L’Equipe) hatte Wawrinka in seinem fünften Turnierspiel nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Fast immer war der 28-jährige in die Defensive gedrängt, fand keine passablen und passenden Antworten auf die tückischen Spinbälle des Spaniers. Kurz vor Ende des ersten Satzes zerhackte der Romand vor lauter Frust sogar seinen Schläger und kassierte dafür eine Verwarnung.

Besser wurde es allerdings nach dem Aggressionsabbau nicht für Wawrinka, auch nicht, nachdem seine Fans mit dem 3:3-Break im zweiten Satz einen Silberstreif am Horizont entdeckt zu haben glaubten und die Hoffnung keimte, im zehnten Duell mit Nadal wenigstens einmal einen Satz zu gewinnen. Doch es war nur ein flüchtiger Zauber, ein kurzes Vergnügen für das Wawrinka-Lager, denn nach seinem kleinen Fauxpas drehte Nadal erst so richtig auf dem Grand Slam-Hauptplatz auf – ein nicht mehr aufzuhaltender Tennis-Krieger, der dem Schweizer sofort wieder den Aufschlag abnahm und dann zum 6:3 und einer 2:0-Satzführung davonstürmte.

Vom Naturereignis überrollt

Wawrinka verfiel fast zwangsläufig in einen Zustand der Resignation, doch eine Kapitulation gab es auch nicht – er wehrte sich anhaltend, allerdings mit zunehmend weniger Erfolg. 1:0, 3:0, 5:0, wie ein Naturereignis überrollte der Abonnements-Champion den Aussenseiter. Am Ende konnte «Stan, the Man» noch froh sein, dass ihm die Null im Schluss-Akt erspart blieb und er beim 1:5 noch einmal einen Ehrenpunkt erzielen konnte.

Kurze Zeit später war seine Grand Slam-Reise dann allerdings beendet, bei den Internationalen Französischen Meisterschaften 2013, die in der Gesamtabrechnung gleichwohl ein Gewinn blieben für Wawrinka. Vor allem, so Wawrinka, «weil ja lange Zeit nicht mal klar war, ob ich hier überhaupt antreten kann. Jetzt freue ich aber auch richtig auf die Rasensaison, auf das Turnier in Hertogenbosch und dann Wimbledon.»

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