«Auf dem Kieferknochen»

Ein bisschen gefeiert wurde nach dem 1:0-Sieg bei den Young Boys, das schon. Aber die grosse Sause haben sich die Spieler des FC Basel aufgespart für den Samstag, wenn sie endgültig den vierten Meistertitel in Serie begiessen dürfen.

Basels Marco Streller springt ueber die Bande nach dem Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem BSC Young Boys Bern und dem FC Basel am Mittwoch, 29. Mai 2013, im Stade de Suisse in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer) (Bild: Keystone/Peter Klaunzer)

Ein bisschen gefeiert wurde nach dem 1:0-Sieg bei den Young Boys, das schon. Aber die grosse Sause haben sich die Spieler des FC Basel aufgespart für den Samstag, wenn sie endgültig den vierten Meistertitel in Serie begiessen dürfen.

Um 22 Uhr 50 zahlte sich die kluge Planung der Verantwortlichen im Stade de Suisse aus. Dicke Rauchschwaden zogen aus dem Kabinentrakt des FC Basel. Doch die Basler Meisterzigarren lösten die Sprinkleranlage nicht aus.

Meisterzigarren? Ja, irgendwie schon. Auch wenn FCB-Pressesprecher Josef Zindel alle Anfragen über einen eventuellen Besuch des Barfüsserplatzes kategorisch abschmetterte. Und auch wenn die Grasshoppers den FCB bei einer Basler Niederlage gegen St. Gallen und einem historisch hohen Sieg über Lausanne noch rein theoretisch einholen könnten.

«Ja, wir sind Meister», brachte Captain Marco Streller die leicht irritierende Situation auf den Punkt, «und doch. Eine gewisse Blockade habe ich noch in mir drin.» So blieb die exzessive Feier mit Bierdusche und Champagnerspritzen in Bern noch aus. Der FCB hat sie sich nur für nach dem Spiel gegen St. Gallen am Samstag aufgehoben.

Was drei Tage ausmachen können

Vielleicht aber waren die Basler auch ganz einfach viel zu müde, um noch gross auf den Putz zu hauen. «Auf dem Kieferknochen» habe er die letzten Meter der Meisterschaft absolviert, erklärte ein sichtlich erleichterter Streller.

Erst drei Tage zuvor war er in ganz anderem Auftrag vor den Journalisten gestanden, hatte er erklären müssen, warum er in jener verflixten 93. Minute gegen GC die Meisterschaft nicht entschieden hatte.

«Diese Szene ist mir lange im Kopf herumgeschwirrt», konnte Streller nach dem für ihn glücklichen Ausgang in Bern unumwunden zugeben. Nervös aber will der 32-Jährige trotzdem nicht geworden sein: «Weil ich wusste, dass wir uns den Titel im letzten Spiel Zuhause gegen St. Gallen nicht hätten nehmen lassen.»

Vor der Partie in Bern hatten die Basler Anhänger ihren nunmehr seit 12 Spielen torlosen Captain mit Chören und einem Spruchband aufzumuntern versucht. Und die Botschaft ist angekommen. «Dass die Kurve meinen Namen skandiert hat, hat mich sehr berührt», erzählte Streller, «ich glaube, die Fans merken, dass ich für den Club alles gebe.»

Die beste Saison der FCB-Geschichte?

Noch ein Spiel steht nun auf dem Basler Programm. Es ist das 62. dieser Saison. Einer Saison, die Streller mit Meistertitel und Qualifikation für den Halbfinal der Europa League flugs «zu einer der besten in der Geschichte des FCB» ernannte: «Wenn es nicht gar die beste überhaupt war.»

Die Basler Spieler werden trotzdem nicht böse sein, wenn die Spielzeit ein Ende findet. Anfangs Frühjahr mögen sie sich in einen Rausch gespielt haben. Gegen Schluss aber ging es nur noch darum, sich über die Ziellinie zu retten.

Und das nicht nur, weil der Körper endlich eine Pause einfordert, findet Philipp Degen: «Der Kopf ist der Körperteil, der die Müdigkeit am stärksten spürt. Es ist ein enormer Druck, der auf uns lastet, weil die ganze Schweiz ausser Basel gehofft hat, dass wir stolpern.»

Unter diesen Umständen sei es nicht einfach, locker aufzutreten. «Um so mehr Komplimente an die Mannschaft, dass wir hier gewonnen haben», klopfte Degen Kollegen – und sich selbst auch ein wenig – auf die Schultern. Und blickte voraus auf die kommende Grossparty in Basel: «Das haben wir uns verdient.»

In diesem Sinne:


Grooveminister – Verdient.

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