Die Hochs und Tiefs beim FC Basel wechseln in rascher Folge, gerne auch während eines Spiels. «Wir müssen uns alles hart erarbeiten», hat selbst schon der Novize Fabian Schär erkannt, und Valentin Stocker sagt: «90 Minuten auf den Platz zu bringen, was in uns steckt – das schaffen wir im Moment einfach nicht.»
Fabian Schär bekommt in den Anfangsmonaten bereits einen tiefen Einblick in die Bandbreite der Anforderungen und Emotionen, die das Leben als Profifussballer bietet. Gegen Servette lief der Verteidiger, der im Juli vom FC Wil geholt worden war, erst zum vierten Mal für den FCB auf.
In Cluj gab Schär als Einwechselspieler ab der 84. Minute sein Debüt in Rotblau, das gleichzeitig mit dem bitteren Aus in der Champions-League-Qualifikation verbunden bleibt. In Lausanne spielte der Ostschweizer vor einer Woche erstmals über die volle Distanz und durfte sich hinterher mit seinen neuen Kollegen darüber ärgern, wie man ein Spiel unnötigerweise aus der Hand gibt Und fünf Tage später, eingewechselt für den verletzten Aleksandar Dragovic, erlebte er gegen Genk hautnah mit, wie seine Mannschaft einen 0:2-Rückstand aufholte.
Alles muss hart erarbeitet werden
Wieder nur drei Tage später, als er jetzt gegen Servette erstmals in der Startelf und mit einem Kind an der Hand in den St.-Jakob-Park einlief, stand das Kopfballtor des 1,86 Meter grossen Athleten zu 1:1-Ausgleich am Beginn der Wende gegen die Genfer. «Natürlich ist das ein schönes Gefühl, im ersten Spiel von Anfang an im Joggeli gleich zu topfen», sagt Schär, der vergangene Saison in Wil mit einem kuriosen Treffer, einem Schuss aus 60 Metern Entfernung für Furore gesorgt hatte.
Aber Schär hat gute Sensoren, sein Einzelschicksal steht hinter den Schwierigkeiten zurück, die der FC Basel derzeit auf dem Spielfeld offenbart. Schär sagt: «Man hat es uns ja angesehen: Wir spielen nicht so, wie man den FCB von der letzten Saison kennt. Wir tun uns schwer und müssen uns alles hart erarbeiten. Deshalb sind wir extrem erleichtert, dass wir die drei Punkte gewonnen haben.»
Wofür der Trainer da ist
Auch wenn Heiko Vogel lobende Worte hat für den jungen Verteidiger, der im Dezember 22 Jahre alt wird, so registrierte Schär sehr wohl, wie der Trainer schon früh in der ersten Halbzeit von seiner Coachingzone aus dirigierte, mehrmals anzeigte, dass ihm Abwehr und Mittelfeldreihe zu tief standen und die beiden Innenverteidiger zu weit auseinander. «Wir haben versucht das umzusetzen. Es war das erste Mal, dass wir in dieser Konstellation zusammengespielt haben, und da harmoniert noch nicht alles wie es sollte», sagt Schär, «aber dafür ist der Trainer ja auch da: dass er uns hilft und versucht zu verbessern.»
Es ist einiges an Arbeit, was Heiko Vogel bleibt. Die Länderspielpause wird erneut nur sehr bedingt dazu taugen, die Abläufe einzuschleifen und das Spielverständnis zu verbessern. Marcelo Diaz und Mohamed Salah, für die jede taktisch geprägte Trainingseinheit Gold wert wäre, sind wie eine ganze Reihe anderer Spieler mit ihren Nationalmannschaften unterwegs. Auch U21-Auswahlspieler Fabian Schär, der sich auf zwei spannende EM-Ausscheidungsspiele gegen Deutschland freuen darf.
Stocker will nicht mit Diaz und Park tauschen
Valentin Stocker rückt am Montagnachmittag zur A-Nationalmannschaft in Feusisberg ein, und man rechnet nicht damit, dass der Basler für die WM-Qualifikationsspiel am Freitag in Bern gegen Norwegen und am Dienstag darauf auf Island an Tranquillo Barnetta vorbei kommen wird.
Für den einen oder anderen, sagt Stocker, sei es ganz gut, bei der Nationalmannschaft auf andere Gedanken zu kommen, mit Kollegen wie Diaz oder Jo Hoo Park und deren Weltreisen zu den Länderspielen will er aber nicht tauschen. Ihm reichen Mittwoch kommender Woche schon die vier Stunden Flug zurück von Reykjavik.
Auch Stocker rätselt, warum es im FCB-Trikot so schwer fällt, einen Gegner zu dominieren wie in den zurückliegenden drei Jahren. «Wir sollten zuhause gegen das Tabellenschlusslicht sicher anders auftreten. Zuversichtlich stimmen mich die Tore, bei denen man sieht, was in uns steckt. Aber das 90 Minuten auf den Platz zu bringen – das schaffen wir im Moment einfach nicht.»
Hochs und Tiefs, dicht beieinander
Stocker macht sich nichts vor, sieht auch, dass es vor allem eher Efforts einzelner sind, die hinter den Erfolgserlebnissen dieser Saison stehen und weniger eine harmonisch auftretende, kompakte Einheit. «Aber wir können immer noch punkten. Das spricht für die individuelle Qualität. Die Hochs und Tiefs liegen bei uns im Moment dicht beieinander. Ich hoffe, die Hochs werden mehr und die Tiefs weniger.»