Nicht dass der FC Basel sein erstes grosses Ziel der Saison verpasst hat, muss den Baslern zu denken geben. Aber die Art und Weise, wie die Mannschaft unter der Latte Champions-League-Qualifikation hindurchgesprungen ist, war unschön.
Kaum hat die Saison begonnen, da hat der FC Basel sein erstes grosses Ziel auch schon verpasst. Die Champions League findet in diesem Jahr ohne die Basler statt, sie müssen in der Europa League kleinere Brötchen backen. Und die finanzielle Einbusse von rund zehn Millionen Franken ist dabei dank der vergoldeten letzten zwei Saisons mit zweimal Königsklasse und Millionen-Transfers noch das kleinere Problem, das sich dem FCB derzeit stellt.
Das grössere: Die Basler haben eine Mannschaft, die sich noch nicht gefunden hat, die auf der Suche nach ihrer Identität ist. Und die wird sie nun in einem Klima finden müssen, das dem Wachstum eines zarten Pflänzchens nicht unbedingt zuträglich ist. Die Chance zum ultimativen Befreiungsschlag haben die Rotblauen beim 0:1 gegen den CFR Cluj jedenfalls mit einer Leistung verpasst, die Fragen aufwirft.
Es wartet viel Arbeit
Natürlich, Sportdirektor Georg Heitz hat Recht, wenn er darauf verweist, dass auch das sogenannte «Jahrhundertteam» der vergangenen Saison zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres ebenfalls alles andere als in Form war: «Ich bin mir nicht sicher, ob jene Mannschaft damals eine Champions-League-Qualifikation gegen Cluj geschafft hätte.» Aber diese hypothetische Feststellung alleine wird den Druck auf den heutigen FCB nicht verringern. Und sie impliziert auch, wie viel Arbeit vor den Baslern steht.
In Cluj jedenfalls präsentierte sich der FCB als eine nicht gefestigte Einheit ohne Balance und Selbstsicherheit. 65 Prozent Ballbesitz hatten die Statistiker der Uefa für den FCB zwar gemessen. Aber was bringt es, wenn man den Ball zwar in den eigenen Füssen hat, damit aber nichts Torgefährliches anzufangen weiss und im Gegenzug bei jedem Konter des Gegners ins Zittern kommt? Heiko Vogel stellte am Ende ernüchtert fest: »Selbst wenn wir 140 Prozent Ballbesitz gehabt hätten, hätten wir Cluj nicht in Verlegenheit gebracht.»
Heiko Vogel darf beweisen, dass er mit Problemen umgehen kann
Und hier kommt der Trainer des FCB ins Spiel. Bislang war er auf einer Welle des Erfolgs gesurft. Jetzt kann er beweisen, dass er in der Lage ist, ein Team aus einer schwierigen Situation zu führen. Denn in einer solchen ist der FCB nach drei Niederlagen in Serie, das sieht auch Sportdirektor Heitz.
Vogel stellt zwar nicht zu Unrecht fest: «Auch in den letzten drei Spielen gab es Szenen, in denen wir angedeutet haben, welches Potential in diesem Team steckt.» Nur nimmt die Anzahl der guten Phasen im Basler Spiel derzeit von Partie zu Partie bedenklich ab. Auf 60 Minuten gegen Cluj im Hinspiel folgten 30 in St. Gallen.
Und beim Rückspiel in Cluj? Nun, da war es mit viel Goodwill vielleicht noch eine Viertelstunde. Spätestens aber nach dem 0:1 in der 20. Minute war der Basler Auftritt einfach nicht gut genug, um sich einen Platz in der Königsklasse zu verdienen.
Auch wenn der FCB als Erklärung für sich in Anspruch nehmen konnte, dass er mit einem Sturm angetreten war, in dem beide Stürmer nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen waren. Und dass mit Mohamed Salah und Valentin Stocker zwei offensiv potente Spieler gar nicht hatten mittun können.
Alex Frei und die fünffache Entschuldigung
Alex Frei, der Mann, der die einzige wirkliche Chance gehabt hatte, den Abend in für die Basler erträglichere Bahnen zu lenken, entschuldigte sich danach öffentlich erst einmal mindestens fünfmal bei seinen Mitspielern für seinen vergebenen Elfmeter. Danach bat er: «Man darf jetzt nicht den Stab über dieser Mannschaft brechen.»
Aber auch Frei spürt mit der ganzen Erfahrung seiner 33 Jahre, in welch delikater Situation der FCB derzeit steckt. «Wir brauchen absolut ein Erfolgserlebnis», stellte er nach Spielschluss fest, «sonst kommen wir in eine Negativspirale.» Und: «Jeder einzelne von uns, mit Ausnahme von Yann Sommer, bringt derzeit die nötige Qualität nicht auf den Platz.»
Damit war auch Frei beim wichtigsten Punkt dieses enttäuschenden Abends in Transsilvanien angekommen. Nicht, dass der FC Basel die Qualifikation zur Champions League verpasst hat, muss ihm am meisten Kopfzerbrechen bereiten. Von einem Schweizer Club darf tatsächlich nicht erwartet werden, dass er drei Jahre hintereinander die Sternenliga erreicht. Aber wie die Basler gescheitert sind, das war unschön.
Intern wird es vorerst ruhig bleiben
Unruhe dürfte deswegen rund um den Club aufkommen – vorerst allerdings kaum intern. Wie oft hatte Bernhard Heusler in den schönen Champions-League-Feiern der vergangenen Saison Demut im Erfolg gepredigt. Jetzt kann der FCB-Präsident Standhaftigkeit im Misserfolg demonstrieren.
Und natürlich gehen beim FC Basel alle davon aus, dass sich diese Mannschaft entwickeln wird. Und zwar zum Guten natürlich, zu einer geschlossenen Einheit. Allzulange sollte sie sich dazu allerdings nicht Zeit nehmen. Am Sonntag kommt der FC Zürich in den St.-Jakob-Park. Das wäre kein schlechter Zeitpunkt für eine markante Leistungssteigerung.