Das Wetter, der tiefe Platz, ein motivierter Underdog – alles kein Thema beim Viertelfinal im Schweizer Cup. Nach Toren von Yoichiro Kakitani, der einen Dreierpack schnürt, Ahmed Hamoudi, Breel Embolo und Matias Delgado per Penalty zieht der FC Basel beim überforderten, viertklassigen FC Münsingen souverän in die Halbfinals ein.
Doch, doch, ein paar Dinge wären schon so gewesen, wie sie sein müssen, wenn ein viertklassiger Schweizer Verein einer Mannschaft ein Bein stellen will, die im Achtelfinal der Champions League steht. Der Rasen im Stadion Sandreutenen war vielleicht nicht ganz so morastig wie jener in Le Mont, auf dem 2013 die Young Boys ausgerutscht waren.
Aber der Boden, er war sicher so schlecht, wie ihn sich der Trainer des FC Münsingen, Kurt Feuz, vor der Viertelfinal-Partie des Schweizer Cup gewünscht hatte. Dazu leichtes Schneetreiben bei Spielbeginn, das den komfortablere Umstände gewohnten Profis des FC Basel durchaus die Lust auf einen Fussballabend hätte nehmen können. Und schliesslich immerhin 3999 Zuschauer plus ein Bundesrat Ueli Maurer, die trotz Huddelwetters und keinem Meter gedeckter Tribüne gekommen waren.
«Wir hätten einen sehr schlechten FCB gebraucht»
Doch das Entscheidende, das fehlte dem FC Münsingen an diesem Fussballabend, das musste Feuz neidlos anerkennen: «Wir hätten einen sehr schlechten FC Basel gebraucht, um hier eine Sensation zu schaffen.» Doch der FCB war nicht in der Laune, auch nur die Nagelspitze des kleinen Fingers zu einer Sensation zu reichen.
Die Basler zogen das Ding von A bis Z durch. Gut, vielleicht von A bis X, schliesslich gewährten sie den Gastgebern noch einen Ehrentreffer zum 1:6-Endresultat. Doch eigentlich gehörte das auch schon wieder zum professionellen Auftritt des FCB: Dass er dem Erstligisten noch die Chance gab, sich ehrenvoll von seinen Zuschauern zu verabschieden.
So konnte Feuz nach Spielschluss einigermassen erleichtert berichten, er habe seiner Mannschaft zur Pause ins Gewissen geredet: «Wenn wir nicht aufpassen, dann steht es schnell 0:10, dann verlieren wir unser Gesicht.»
«Alles, was wir erwartet haben, war da»
Fünf Tore hatte der FCB bis zum Seitenwechsel erzielt. Und er war dabei genau so aufgetreten, wie sich das Trainer Paulo Sousa vorgestellt hatte. Ein paar kürzere Pässe, bis das Spiel in die Hälfte der Münsinger verlagert war, dann die Suche nach dem weiten Diagonal- oder dem Steilzuspiel. «Alles, was wir erwartet haben, war da», sagte ein zufriedener Sousa.
Das erste Tor etwa fiel auf diese Weise. Und es war die Ironie der Geschichte, dass der schlechte Rasen in der 7. Minute dem Favoriten zupass kam – und nicht dem Underdog. Mohamed Elneny hatte einen Diagonalball geschlagen, Breel Embolo per Kopf verlängert, Münsingens Goalie Lars Müller war über die hoppelnde Kugel drüber geflogen – und so stand Ahmed Hamoudi plötzlich mutterseelenallein vor dem leeren Tor.
Auch das zweite Basler Tor entstand auf ein weites Zuspiel. Dieses Mal hatte Davide Calla Yoichiro Kakitani lanciert, der um Müller kurvte und traf. 2:0 nach 24 Minuten. «Da wurde es für uns natürlich schwer», meinte Müller nach Spielschluss.
Viel schwerer jedenfalls als 2013, als sich die Basler bei ihrem letzten Auftritt in Münsingen und einem 1:0 vor allem darum gekümmert hatten, sich nicht für das folgende Spiel gegen Chelsea zu verletzen.
Eine Offensive mit wenig Einsatzminuten
Angst vor Verletzungen hatten den FCB zwar auch an diesem Tag nach Münsingen begleitet, und Sousa freute sich, dass «zum Glück alle gesund geblieben sind.» Doch die Sorge um den eigenen Körper hatte die Basler nicht von einem durch und durch konzentrierten und vor allem auch stilsicheren Auftritt abgehalten.
Und Letzteres, obwohl ihre gesamte Offensive mit Hamoudi, Matias Delgado, Breel Embolo und Kakitani aus Männern gebildet wurde, die zuletzt wenig oder gar keinen Auslauf erhalten hatten.
Zum Spielende hatten sie alle mindestens ein Tor erzielt. Kakitani sogar deren drei (wobei mindestens ein viertes noch drin gewesen wäre). Und so durfte sich der Japaner, der 2015 noch keine Sekunde gespielt hatte, die warmen Worte des Trainers («Er konnte seine guten Trainings in Tore ummünzen.») und des Mitspielers Fabian Frei abholen: «Ich wusste immer, dass er Tore schiessen kann.»
Die warmen Worte für den Langzeit-Trainer Feuz
Nach der Pause dann hatte sich nicht nur grob geschätzt ein Drittel der Zuschauer bereits wieder auf den Heimweg gemacht. Die Basler drosselten das Tempo auch so weit, dass die Münsinger immerhin die zweite Halbzeit mit 1:1 ausgeglichen gestalten konnten.
Paulo Sousa lobte noch den seit über 30 Jahren beim FC Münsingen tätigen Trainerkollegen Feuz, «weil er so lange im selben Club arbeitet». Dann war der Pflichttermin für den Portugiesen und den FC Basel abgehandelt, während Feuz noch hoffte, im nächsten Jahr wieder im Cup-Viertelfinal auf den FCB zu treffen. Erst einmal aber geht es für die Münsinger am Wochenende mit dem Rückrundenstart der 1. Liga weiter.
Die Einstellung kann auch in der Champions League helfen
Auf den FCB seinerseits wartet am Samstag mit dem FC Thun der zweite Teil seiner kurzen «Berner Oberländer Woche», ehe es am Dienstag beim FC Porto um den Einzug in die Viertelfinals der Campions League geht.
Die Gegenspieler dann werden fünf bis sechs Klassen besser sein als jene in Münsingen. Seine eigene Einstellung zum Spiel aber, die darf der FC Basel durchaus vom Sportplatz Sandreutenen mit ins Estadio do Dragao nehmen.
Ich sage mal: ein Platz für Techniker auf der Sandreutenen in Münsingen. #rotblaulive #fcbasel pic.twitter.com/lclDf5Y9zc
— Florian Raz (@razinger) 4. März 2015