Dreimal trifft Xherdan Shaqiri gegen Honduras. Damit steht er auf einer Stufe mit Seppe «Goldfiessli» Hügi. Und die Schweiz ist im Achtelfinal der WM, wo sie auf Argentinien trifft.
Wie war die Kritik auf ihn nieder geprasselt nach den ersten beiden Spielen der Schweiz an dieser Weltmeisterschaft. Und welch eine Reaktion von Xherdan Shaqiri. 3:0 gewinnt die Schweiz ihr letztes Gruppenspiel gegen Honduras. Alle drei Tore erzielt Shaqiri, dieser 22-Jährige, der noch immer irgendwie wie ein Lausbub wirkt, wenn ihn mal die Freude am Spiel packt.
Und wie ihn gegen die Mittelamerikaner die Freude am Spiel packte! Das erste Tor, das schon wegweisend war, erarbeitete er sich eigentlich ganz alleine. Am rechten Eck des honduranischen Strafraums angespielt zog er in die Mitte, schüttelte seinen Bewacher einfach ab, die Augen stets auf dem Ball. Just, als sich ihm der Innenverteidiger entgegen stellen wollte, zog Shaqiri ab. Ein wunderbarer Schuss ins aus seiner Sicht hohe linke Eck. 1:0 in der 6. Minute – die Schweiz war auf dem Weg in Richtung Achtelfinal.
Und von diesem liess sie sich nicht mehr abbringen. Mit der Führung im Rücken verlegten sich die Schweizer zunächst einmal darauf, die Defensive abzusichern und dann auf schnelle Konter zu setzen. Angesichts des tropischen Klimas in Manaus sicher nicht die falsche Variante.
Nach der Pause brauchte es auch Glück
Honduras, das sowieso einen hohen Sieg gebraucht hätte, um noch eine Chance auf den Einzug in die K.-o.-Runde zu haben, setzte früh alles auf die Offensive. Und das rächte sich nach einer halben Stunde. Gökhan Inler schickte Josip Drmic auf die Reise, der bediente ideal Shaqiri – 2:0.
Vielleicht ging das alles etwas gar einfach. Vielleicht wollten die Schweizer auch einfach noch einmal testen, ob es an einer WM auch mit halber Kraft geht. Geht es natürlich nicht. Nicht einmal gegen einen äusserst bescheidenen Gegner wie Honduras.
Gleich nach der Pause musste erst Ricardo Rodriguez auf der Linie klären, dann hatte Johan Djourou einfach nur Glück, dass sein ungeschicktes Einsteigen im Strafraum keinen Penalty nach sich zog. Ein Pfiff hätte den Anschlusstreffer für Honduras nach sich ziehen können – und hätte Djourou ganz sicher die rote Karte eingebracht.
Möglich, dass die Schweizer so nicht nur der hohen Luftfeuchtigkeit ins Schwitzen gekommen wären. Doch Schiedsrichter Nestor Pitana pfiff nicht.
Shaqiri wie Seppe Hügi
Und so beruhigte Shaqiri, natürlich wieder er, die Schweizer Nerven endgültig. Sein 3:0 in der 71. Minute entstand wieder nach einem langen Ball aus der eigenen Abwehr heraus. Diesmal war es Rodriguez, der den selbstlosen Drmic lancierte, und der legte den Ball Shaqiri einschussbereit hin.
Drei Tore in einem WM-Spiel, das war bislang erst einem Schweizer gelungen. Dem legendären Basler Seppe «Goldfiessli» Hügi, 1954 in der Hitzeschlacht gegen Österreich (5:7), im bis heute torreichsten Spiel der WM-Geschichte.
Es war eine merkliche Leistungssteigerung, die den Schweizern im Vergleich zum 2:5 gegen Frankreich, aber auch mit Blick auf den 2:1-Startsieg über Ecuador gelang. Doch es half dabei auch, dass mit Honduras das weitaus limitierteste Team dieser WM-Gruppe den Gegner gab.
Wie gut die Schweizer wirklich sind, werden sie spätestens nach ihrem Achtelfinal gegen Argentinien wissen. Sind sie offensiv so zielstrebig und effizient, wie sie vorab in der ersten Halbzeit gegen Honduras wirkten, wenn sie mal den Weg nach vorne suchten? Sind sie so zweikampfschwach wie sie gegen Frankreich aussahen? Oder gibt es noch eine Schweizer Mannschaft irgendwo in der Mitte?
Die Antwort gibt es am 1. Juli ab 18 Uhr in der Arena Corinthians in São Paulo.