Bärenstarke Basler wollen das Luzerner Bollwerk knacken

Wer nur noch an Manchester United und den kommenden Mittwoch denkt: Am Samstag (17.45 Uhr) gibt es noch den nationalen Schlager FC Basel gegen den FC Luzern im St. Jakob-Park. Vor diesem gibt FCB-Trainer Heiko Vogel ein wenig Einblick in sein Seelenleben.

Irgendwo müssen die Emotionen ja hin: FCB-Trainer Heiko Vogel. (Bild: Keystone)

Wer nur noch an Manchester United und den kommenden Mittwoch denkt: Am Samstag (17.45 Uhr) gibt es noch den nationalen Schlager FC Basel gegen den FC Luzern im St. Jakob-Park. Vor diesem gibt FCB-Trainer Heiko Vogel ein wenig Einblick in sein Seelenleben.

Zwei Fragen beschäftigen Heiko Vogel in diesen Tagen: Wie bekommt er eine Bindehautentzündung in Griff, die ihm seit längerer Zeit zu schaffen macht? Und wie erklärt man neugierigen Journalisten, warum er in Wil erstmals in seiner noch jungen Cheftrainer-Karriere vom Schiedsrichter auf die Tribüne geschickt wurde? Die Busse der Liga ist ausgesprochen, die Höhe kennt Vogel gar nicht genau, er geht jedoch davon aus, dass er sie von seinen erst kürzlich aufgestockten Bezügen vom FCB zu begleichen hat.

Dass er im Wiler Bergholz mit einem Tritt gegen eine Kühlbox auffällig geworden ist, bezeichnet er inzwischen als «relativ ungeschickt». Erstens, weil ihn der Fuss noch Tage danach schmerzte, zweitens, weil er sich im Klaren darüber ist, dass ein Trainer auf der Tribüne der Mannschaft weniger nützt als an der Seitenlinie und drittens, weil sich ein gebührliches Betragen «aus Respekt vor dem Schiedsrichter-Gespann» gebietet.

«Wir würden es nicht besser machen»

Einen Tag vor dem Spitzenkampf gegen den FC Luzern gab der designierte Cheftrainer des FC Basel neben der Vorfreude auf «ein tolles Spiel, dass die letzte Woche eines ereignisreichen Fussballjahres einläutet», auch Einblick in sein Seelenleben. «Ja, ich bin impulsiv, das ist mein Naturell und wahrscheinlich meiner Haarfarbe geschuldet», sagt Vogel. Fussball lebe nun einmal von Emotionen, und auch als Trainer dürfe man selbige doch auch zeigen. Oder?

Und weil er schon einmal dabei war, ergriff Vogel Partei für die Unparteiischen. «Es ist manchmal verdammt schwer, sich in die Lage der Schiedsrichter zu versetzen.» Er plädierte für mehr Nachsicht mit denen, die in Sekundenbruchteilen urteilen müssen: «Wir würden es definitiv nicht besser machen.» Die Konsequenz daraus: Mit den Physiotherapeuten ist verabredet, dass der Eiskübel am Samstag im St.-Jakob-Park weit weg von Vogel deponiert wird. Und das Titelbild des Matchprogramms wird ihn zeigen, wie er hochkochende Emotionen beim letzten Heimspiel gegen YB per Handschlag mit Schiedsrichter Sascha Kever bereinigte.

Von Sieger- und Killerqualität

Noch eines wollte Vogel klarstellen: Seine Temperamentsausbrüche hätten nichts zu tun damit, dass er kurz davor steht, beim FC Basel vom Interimscoach zur Dauerlösung befördert zu werden und dem daraus entstehenden Druck: «Davon distanziere ich mich maximal – und damit meine ich die Entfernung von Erde zu Pluto.» Ganz so weit ist der Abstand zum FC Luzern noch nicht. Genau betrachtet sind es bloss drei Punkte, die den Tabellenführer von den Innerschweizern trennt. Und das ist weniger, als es die jüngste Formkurve der beiden Mannschaften vermuten liesse.

Seine letzte Niederlage in der Meisterschaft kassierte der FCB notabene in Luzern am 20. August (1:3). Seither haben die Basler von zehn Spielen neun gewonnen, sprich 28 von 30 möglichen Zählern eingefahren. Die Luzerner kommen seither auf 19 Punkte (sechs Siege, ein Remis und drei Niederlagen). Seit jener bitteren Pleite in der Swissporarena habe der FCB, so Vogel, «die Kräfteverhältnisse wieder ins rechte Licht gerückt».

Die Ursache für den den Basler Lauf sieht der Trainer im Charakter seiner Mannschaft. «Sie zeigt ihre Qualitäten und ihre Einstellung. Sie unterscheidet nicht zwischen Champions League, Super League oder Schweizer Cup, und sie kann ihre Sieger- und Killerqualität jederzeit abrufen.» Das ist kein schönes Wort und soll Effizienz und Zielgerichtetheit ausdrücken helfen, mit der der FCB eine beachtliche Serie ausgebaut hat: 18 Spiele in drei Wettbewerben seit dem 20. August mit einer einzigen Niederlage (Benfica, 0:2).

Colomba für Sommer, Cabral für Huggel

Für das Spiel gegen den FC Luzern, für das am Freitag 29’600 Tickets abgesetzt waren, nimmt Vogel zwei Änderungen vor: Benjamin Huggel wird mit seinen muskulären Problemen in der Wade geschont und durch Cabral ersetzt. Und den nach Rot im Cup für ein Spiel gesperrten Yann Sommer wird im Tor Massimo Colomba vertreten.«Wir sind froh, mit Colomba eine Nummer 2 zu haben, die bei vielen Super-League-Clubs die Nummer 1 wäre», sagt Vogel über den 34-Jährigen. Der steht am Samstag vor seinem 224. Einsatz in der höchsten Schweizer Liga und dem 18. Super-League-Spiel, seit er 2009 zum FCB gekommen ist. Vogel stärkt seiner Nummer 2 den Rücken: «Was wir an ihm haben, hat er mehrfach gezeigt, und er hat seinen Anteil an den Erfolgen der letzten zwei Jahre.»

Ansonsten sieht der Trainer ein Geduldsspiel auf seine Mannschaft zukommen, um die beste Abwehr der Liga (12 Gegentore in 16 Spielen) zu knacken. «Wir begegnen Luzern mit allem Respekt, aber wir sind physisch und mental bärenstark. Wichtig ist gegen eine gut organisierte Defensive, auf den richtigen Zeitpunkt zu warten. Vielleicht müssen wir sie erst mürbe spielen.»

Dass auf Luzerner Seite das Basler Brüderpaar Yakin gegenübersteht – der eine als Trainer eher stoisch an der Linie, der andere mehr oder weniger in Bewegung auf dem Spielfeld –, dass damit ebenfalls Emotionen verbunden sind, kümmert Heiko Vogel herzlich wenig. «Ich sehe Murat Yakin als hervorragenden Trainer, nicht als Basler. Und dass Hakan Yakin ein Basler ist, ist für mich auch irrelevant. Mich interesssiert: Was macht er auf dem Platz?»

Die voraussichtliche Aufstellung des FC Basel:
Colomba;
Steinhöfer, Abraham, Dragovic, Park;
Shaqiri, Cabral, Granit Xhaka, Fabian Frei;
Alex Frei, Streller

FCB ohne Sommer, Kusunga (gesperrt), Huggel, T. Xhaka, Yapi, Voser (verletzt), Stocker (im Aufbau).

Super League, 17. Runde

FC Basel–FC Luzern        Sa, 17.45
Lausanne-Sport–Xamax  Sa, 17.45
Grasshoppers–FC Thun   So, 16.00
Servette–FC Zürich         So, 16.00
Young Boys–FC Sion       So, 16.00

Die Tabelle

  1. FC Basel 16 10 4   2 36:16 34
  2. FC Luzern 16   9 4   3 24:12 31
  3. FC Sion 16   9 2   5 24:15 29
  4. Young Boys 16   7 4   5 24:15 25
  5. FC Thun 16   6 4   6 20:19 22
  6. Xamax 16   6 4   6 18:20 22
  7. Servette 16   6 3   7 23:27 21
  8. FC Zürich 16   5 2   9 24:24 17
  9. Grasshoppers 16   5 1 10 17:34 16
10. Lausanne 16   2 2 12 13:40   8

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