Barças 22-Sekunden-Schock und die Demonstration

Einmal mehr zeigte sich der variantenreiche Fussball des FC Barcelona dem von Real Madrid überlegen. Die Katalanen gewinnen im Bernabeu nach Toren von Sanchez, Xavi und Fabregas mit 3:1 – und das, nachdem sie im 248. Clasico schon nach 22 Sekunden in Rückstand geraten waren.

Auch ein Künstler braucht mal Glück: Xavi traf mit einem abgefälschten Distanzschuss zum 2:1 für Barca. (Bild: Keystone)

Einmal mehr zeigte sich der variantenreiche Fussball des FC Barcelona dem von Real Madrid überlegen. Die Katalanen gewinnen im Bernabeu nach Toren von Sanchez, Xavi und Fabregas mit 3:1 – und das, nachdem sie im 248. Clasico schon nach 22 Sekunden in Rückstand geraten waren.

Am Ende war es fast wieder so niederschmetternd für Jose Mourinho wie vor einem Jahr, als der FC Barcelona den Erzrivalen vor eigenem Publikum mit 5:0 gedemütigt hatte: Der egozentrische Trainer von Real Madrid musste mit ansehen, wie Barcelona seine Führung leichtfüssig zu Ende spielte, während die Königlichen hilflos und resigniert wirkten. Wer sich vom Clasico eine Vorentscheidung zugunsten der Madrilen versprochen hatte, muss wieder mit dem Titelverteidiger rechnen, der bei einem Spiel mehr punktgleich mit Real die Tabellenführung in der Primera Division übernommen hat.

Dabei hatte das Gipfeltreffen des spanischen Fussballs und gleichzeitig aufregendste Duell im Clubfussball der Gegenwart einen  unfassbaren Verlauf genommen. 22 Sekunden waren vorüber, als Karim Benzema die Führung für Real erzielte. Barca-Torhüter Victor Valdez hatte einen kapitalen Fehlpass gespielt, di Maria schnell geschaltet, Özil geschossen und der Franzose Benzema den abgefälschten Ball geerbt.

Barças Spielkultur setzt sich durch

Madrid war beflügelt, die Katalanen waren verwirrt, aber Kapital konnten die Hauptstädter daraus nicht ziehen. Es entwickelte sich wie jedes der jünsten Kräftemessen ein extrem intensives, auf höchstem Tempo geführtes Spiel, bei dem sich die katalanische Spielkultur Zug um Zug durchzusetzen begann. Einen Steilpass von Lionel Messi münzte Alexis Sanchez, der 26-Millionen-Euro-Sommereinkauf von Udinese, zum 1:1 um.

Die beiden Superstars Cristiano Ronaldo und Messi, mit jeweils 17 Toren in der Liga führend, blieben im Abschluss zwar stumpf, Messi drehte mit seinen Kurzpassfreunden Xavi und Iniesta nach dem Seitenwechsel jedoch auf. Die Führung war glücklich, denn Xavis Schuss aus über 25 Metern wurde von Marcelo unhaltbar für Iker Casillas abgefälscht.

Die jüngsten Clasicos

29.11.2010 Liga Barcelona–Real 5:0
16. 4.2011 Liga Real–Barcelona 1:1
20. 4.2011 Pokalfinal Real–Barcelona 1:0
27. 4.2011 CL-Halbfinal Real–Barcelona 0:2
  3. 5.2011 CL-Halbfinal Barcelona–Real 1:1
14. 8.2011 Supercup Real–Barcelona 2:2
17. 8.2011 Supercup Barcelona–Real 3:2
10.12.2011 Liga Real–Barcelona 1:3

 

Eine Reaktion von Real blieb aus, die Wechsel, die Mourinho vornahm, verpufften und Cristiano Ronaldo ging völlig unter. Messi aber stand auch am Ursprung zum 1:3. Dani Alves schlug eine perfekte Flanke, die Cesc Fabregas mit einem Hechtkopfball erzielte. Nach 66 Minuten war die Partie so gut wie entschieden, Real hatte nichts mehr zuzusetzen und verlor nach 15 Siegen wettbewerbsübergreifend erstmals wieder. Für Barca war es der 103. Sieg im Clasico bei 90 Niederlagen und 55 Unentschieden.

Das gute Omen für den Sieger

Nach sechs Heimsiegen und 28:7 Toren und einem glänzenden Saisonverlauf bedeutet diese neuerliche Demonstration für die Königlichen einen herben Rückschlag, vor allem in psychologischer Hinsicht. Seit 2005 wurde jeweils der Hinspielsieger im ewigen Duell zwischen Madrid und Barcelona später auch Meister. Und Mourinho, der bei Real alles nach seinen Vorstellungen hergerichtet hat und skeptische Stimmen wie den ehemaligen Generaldirektor Jorge Valdano aus dem Weg geräumt hat, muss mit dem teuersten Fussballkader dieser Welt Erfolg haben.

Eine vierte Meisterschaft Barcelonas in Folge würde einiges vom Zauber kosten, mit dem sich der Portugiese so gerne umgibt. Seit 2003 und der ersten Meisterschaft mit dem FC Porto hat Mourinho in acht Jahren fünf weitere Meisterschaften (mit Porto, Chelsea und Inter Mailand) geholt und zweimal die Champions League gewonnen (2004 mit Porto, 2010 mit Inter). Jetzt wartet Madrid immer ungeduldiger darauf, dass José Mário dos Santos Félix Mourinho für seine zehn Millionen Euro Jahresgage Titel liefert.

Real Madrid–FC Barcelona 1:3 (1:1)
Bernabeau. – 80’354 Zuschauer. – SR Fernandez Borbalan. – Tore: 1. Benzema 1:0, 30. Sanchez 1:1, 53. Xavi 1:2, 66. Fabregas 1:3.
Real Madrid: Casillas; Fabio Coentrao,Pepe, Sergio Ramos, Marcelo; Xabi Alonso, Diarra (63. Khedira); di Maria (68. Higuain), Özil (58. Kaka), Cristiano Ronaldo; Benzema.
FC Barcelona: Victor Valdes; Dani Alves, Piqué, Puyol, Abidal; Busquets; Xavi, Iniesta (89. Pedro); Sanchez (84. Villa),Messi, Fabregas (79. Keita).
Verwarnungen: Xabi Alonso, Diarra, Pepe, Sergio Ramos – Sanchez, Messi, Pique.

Primera Division, 16. Runde: UD Levante–FC Sevilla 1:0, Real Betis Sevilla–FC Valencia 2:1, Real Madrid–FC Barcelona 1:3. Ranglistenspitze: 1. FC Barcelona 16 Spiele/37 Punkte, 2. Real Madrid 15/37, 3. FC Valencia 15/30.
  

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