Urs Fischer trifft am Sonntag im St. Jakob-Park (16 Uhr) auf seinen Stammverein FC Zürich. Das Spiel gegen den Tabellenneunten markiert das Ende einer intensiven Zeit beim FC Basel. Die darauffolgende Nationalmannschaftspause kommt zur richtigen Zeit – vor allem für den Trainer.
Ganz ohne einen Blick zurück geht es nicht, auch wenn Urs Fischer sagt, dass er lieber nicht über das spreche, was vergangen sei. Aber dieses Ausscheiden aus der Champions League ist drei Tage nach dem Spiel in Tel Aviv nach wie vor präsent. Vor allem auch deswegen, weil während der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den FC Zürich die Auslosung für die Europa-League-Gruppenphase über die Bühne geht.
Florenz, Posen und Belenenses sind die Gegner des FC Basel, und nicht die ganz Grossen des europäischen Fussballs. Das gilt es beim Schweizer Meister zu verdauen. Dabei geholfen hat, dass Fischer den angespannten Gemütszustand der Mannschaft am Mittwochabend mit Worten etwas lösen konnte, wie er selbst sagt, und der ganze Tross die Geschehnisse bei einem Spaziergang an der Birs Revue passieren liess.
Zudem hat Fischer kurz vor dem Ende der fünf Englischen Wochen entschieden, im Moment der ersten grossen Enttäuschung den Spielern am Donnerstag frei zu geben. Am Freitag kam die Mannschaft wieder zusammen; und wenige Tage nach dem Scheitern gegen Maccabi beginnt sich die Haltung zu manifestieren, dass die Europa League auch etwas Wert ist. Auch wenn «die Enttäuschung riesig war, auch für mich selber», wie Fischer frei erzählt.
Gegen die statistisch schwächste Abwehr der Liga
Am Morgen der Rückreise aus Israel empfand der Trainer die mediale Reaktion auf seinen ersten Rückschlag als «heftig». Und was ihn daran stört, ist, dass ein grosser Teil der Kritik am Fehler Walter Samuels aufgezogen werde, der eigentlich bis auf diesen Aussetzer ein gutes Spiel gemacht habe. Mit dieser Kritik am Spieler habe er mehr Mühe als mit der Kritik an sich selbst. «Ich stelle mich immer vor die Spieler», sagt Fischer, «schliesslich war ich damals selbst auch froh, wenn uns ein Trainer geschützt hat.»
Nun gilt es, den perfekten Start in die Super League weiterzuführen. Am Sonntag (16 Uhr) ist der FC Zürich zu Gast im St.-Jakob-Park, 27’000 Tickets waren bis am Freitag für den Klassiker abgesetzt worden.
Ein «Charaktertest» werde das nun, das Spiel gegen den Tabellenneunten, der mit 14 Gegentoren die statistisch schwächste Abwehr der Liga hat – zusammen mit Lugano und Thun.
Fischer kennt die Qualitäten des FC Zürich
Dabei Abhilfe schaffen soll Sami Hyypiä. Der neue Trainer, einst der sichere Wert neben dem Schweizer Stéphane Henchoz in der Innenverteidigung des FC Liverpool, wird die Zürcher am Montag übernehmen. Bis dahin leitet Interimstrainer Massimo Rizzo die Geschicke auf dem Rasen.
Und so schlecht löst Rizzo diese Aufgabe nicht, schenkt man Fischers Worten Glauben. «Ich habe die Spiele verfolgt, Zürich hat einen guten Eindruck hinterlassen. Diese Mannschaft gilt es mehr als nur ernst zu nehmen, ihre Tabellensituation ist schlechter als ihre Leistungen.»
Was seine eigene Mannschaft betrifft, so gibt es für Basels Trainer keinen Grund, an der Ausrichtung irgendetwas zu ändern. Schliesslich hat er in elf Wettbewerbsspielen nach wie vor nicht ein einziges Mal verloren.
Die Nationalmannschaftspause als Chance
Fischer macht aber zehn Wochen nach seinem Amtsantritt klar, dass ihm in verschiedenen Bereichen die Zeit gefehlt habe, auch mal etwas länger einzustudieren. Alle drei Trage hat der FCB gespielt, die Regeneration stand im Vordergrund, lange Trainingsphasen gab es nicht.
Und vorderhand wird das so bleiben. Zwar hat der FCB nach der Partie gegen Zürich eine längere Spielpause, allerdings werden aufgrund des Nationalmannschaftstermins eine ganze Menge Akteure nicht zur Verfügung stehen. Fischer kann so weiterhin keine längeren, intensiven Taktikeinheiten abhalten, aber dafür wird so langsam aber sicher Gras über das Ausscheiden in der Champions League wachsen.
Das ist ein wichtiger Aspekt dieser Nationalmannschaftspause. Denn vielleicht braucht Urs Fischer auch ganz einfach mal einen Moment, in dem er zur Ruhe kommt und die ersten knapp drei Monate beim FC Basel rückblickend betrachten kann.