Mit einer Demonstration seiner offensiven Schlagkraft gewinnt der FC Basel den Spitzenkampf mit 4:1 (2:0) und löst den FC Zürich in der vierten Runde an der Spitze der Super League ab. Die durchweg schönen FCB-Tore erzielen Shkelzen Gashi, Luca Zuffi, Yoichiro Kakitani bei seiner Heimpremiere sowie Matias Delgado. Marcelo Diaz verschoss obendrein einen Elfmeter.
Dieser FC Basel macht Spass. Und wenn man es mit dem Captain der Mannschaft hält, der auch eine Schwächephase nach der Pause deutlich benannte, dann lautet das Fazit dieses Spitzenkampfes: «4:1 gegen den FCZ – was gibt es Schöneres?
Marco Streller musste unmittelbar nach dem Abpfiff auch die im Stadion-TV gestellte Frage beantworten, wer diesen FCB stoppen soll. «Ich hoffe niemand. Es ist mit auch egal, wir schauen auf uns», entgegnete Streller, um den es im Laufe der Woche Aufregung um ein Angebot aus der Premier League gegeben hatte.
Von den Fans wurde Streller für sein Treuegelübde zum FCB vor dem Spiel mit Sprechchören gefeiert, und er wurde von Paulo Sousa wieder in der Spitze aufgeboten, wo im Fussball des neuen FCB nicht sehr viele verwertbare Bälle für den Goalgetter ankommen.
Die Hauptrollen in diesem Klassiker, der als Gradmesser für den neuen FCB galt, aber auch für die Ambitionen des FCZ, besetzten andere. Allen voran Luca Zuffi mit einem Tor und einem Assist, vor allem jedoch Yoichiro Kakitani, dem nach seiner Einwechslung in der 61. Minute 26 Minuten für die gleiche Erfolgsbilanz bei seiner Heimpremiere reichten. Viel besser kann es nicht laufen, und Basel nahm den 24-jährigen Japaner, in seiner Heimat bereits ein Star, begeistert in seiner fussballerischen Mitte auf.
Die Enttäuschung: Der FCZ der ersten Halbzeit
Die Enttäuschung des stimmungsvollen Abends im mit offiziell über 33’000 Zuschauern besetzten St.-Jakob-Park war der Tabellenführer aus Zürich in der ersten Halbzeit. Mutlos, ohne Biss, ohne das ihm nachgesagte neue Selbstvertrauen und ohne spielerische Eleganz präsentierte sich der Tabellenführer nach vier Siegen en suite.
Der FCB dominierte das Geschehen, Fabian Frei hatte die erste grosse Chance, da waren noch keine zwei Minuten vorbei, und es dauerte auch nur bis zur 23. Minute bis zum ersten Treffer. Derlis Gonzalez, diesmal auf dem linken Flügel (mit vielen defensiven Aufgaben) eingesetzt, machte sich ohne Zürcher Einwände aus der Halbposition auf zur Mitte und zog mit seinem starken rechten Fuss aus gut 25 Metern ab. Der Flatterball schien Da Costa im FCZ-Tor zu überraschen, der Goalie lenkte den Ball gerade noch an die Querstange.
Auf den zurückprallenden Ball reagierte Shkelzen Gashi, wie es einem Torjäger geziemt: reaktionsschnell, mit Risiko – und der Prellball mit Da Costa kullerte über Linie. Es war bereits der dritte Saisontreffer des von GC gekauften Torschützenkönigs der vergangenen Saison.
Diaz’ verschossener Penalty, Zuffis Torpremiere zum 2:0
Es hätte noch viel schöner kommen können für den FCB, weil der im ersten Durchgang völlig uninspiriert wirkende Yassine Chikhaoui in der 32. Minute sehr ungeschickt gegen Gashi intervenierte. Der Penaltypfiff des guten Schiedsrichters Stephan Klossner war folgerichtig; der Elfmeterschuss von Marcelo Diaz lausig platziert: flach und am rechten Pfosten vorbei.
Der Schreck über die vergebene Chance hielt nicht lange: Mit dem schönsten Spielzug der Partie – Fabian Frei lancierte mit einem herrlichen Steilpass Philipp Degen, der von der Grundlinie zurücklegte – erzielte Luca Zuffi per überlegter Direktabnahme das 2:0. Der erste Treffer in Rotblau für den Sohn des ehemaligen FCB-Stürmers Dario Zuffi, der dieses Ereignis auf der Tribüne genoss.
Nach der Pause schaltet der FCB ab
Was mit dem FCZ in dieser ersten Halbzeit los war, konnte sich Trainer Urs Meier nur mit zu viel Respekt erklären. Was er dann nach Seitenwechsel sah, stimmte ihn immerhin so zufrieden, dass er nicht um den Nachtschlaf fürchten musste: «Da haben wir den Fussball gespielt, den ich mir wünsche, da hat die Mannschaft ihr wahres Gesicht gezeigt: Wir waren präsenter, aggressiver auf den Ball und die Qualität des Passspiels hat gestimmt.» Aber, und das merkte Meier auch an: «Das muss man halt von Anfang an auf den Platz bringen.»
Der Dominanz des FCB in den ersten 45 Minuten stand ein Abschnittt gegenüber, die ein ständiger Begleiter in dieser noch jungen Saison ist. «Wir haben wieder abgeschaltet», sagte Paulo Sousa dazu. Und musste mit ansehen, wie Amine Chermiti einen Freistoss aus 17 Metern über die Mauer in die hohe Ecke zwirbelte (55. Minute) und damit die beste Phase des FCZ einläutete.
Chikhaoui sah seine Volleyabnahme von Tomas Vaclik pariert (65.) und Berat Djimsiti seinen Kopfball auf einen Corner haarscharf am Tor vorbei zischen. «Wir haben am Ausgleich geschnuppert», befand Meier, und Kollege Sousa räumte wie schon in der Vorwoche in Thun ein, als der Gegner vom 0:2 zum 2:2 gekommen war: «Wir haben gelitten.» Er sagte auch: «Die Mannschaft kann leiden.» Sie verlor jedenfalls den Faden , zumindest bis zur 70. Minute.
Kakitani und Delgado – die Qualität von der Bank
Und dann? Dann hat der FC Basel, wie es Urs Meier sehr prägnant ausdrückt, «seine Muskeln spielen lassen». Oder, wie es Paulo Sousa formulierte: «Wir haben eine Mannschaft, und wir haben Spieler, die von der Bank kommen, und den Unterschied machen können.» Das verwundert auch nicht weiter nach der beispiellosen Transferoffensive des FCB in diesem Sommer, in der er mit allen finanziellen Nebengeräuschen wahrscheinlich ungefähr einen Mohamed Salah reinvestiert hat.
Namentlich heisst das: Yoichiro Kakitani wird in der 61. Minute eingewechselt, wird in der 62. Minute das erste Mal bei einem Tempogegenstoss von Gilles Yapi humorlos mit einem taktischen Foul gebremst, wofür der Ex-Basler die gelbe Karte sieht. Aber in der 74. Minute war der Japaner nicht mehr zu stoppen, er vollendete einen herrlichen Doppelpass mit Zuffi mit einem ebenso schönen Abschluss zum 3:1.
Damit war der Spitzenkampf entschieden, war der FCB zurück im Spiel. Es kam Matias Delgado für Streller, und der Argentinier setzte – nach weitem Abschlag von Vaclik und Vorarbeit von Kakitani – das Sahnehäubchen auf die Torte. ER traf mit einem perfekten Schuss aus 18 Metern in der 87. Minute.
Sousa: «Wir sind auf einem guten Weg»
Basel erhob sich, Basel hüpfte und kann sich jetzt schon – nach gerade mal vier Runden – gewiss sein, dass dieser FCB dem etwaigen Widerstand dagegen, dass er auch den sechsten Meistertitel in Reihe holt, gewachsen sein wird. Das klare Verdikt war eine Demonstration der Basler Stärke, und das in einem Entwicklungsprozess, der sicher noch nicht abgeschlossen ist, über den Paulo Sousa aber sagt: «Ich sehe ihn mit Freude. Wir verlangen viel von den Spielern, aber wir sind auf einem guten Weg. Und ich habe von Anfang an gesagt, dass es Momente geben wird, in denen wir leiden werden.»
Wenn es dann am Ende 4:1 steht, und der FC Basel mit dem Punktemaximum aus vier Spielen die Tabellenspitze ziert, dann kann auch Marco Streller damit leben. Für den Rest der Liga sind es weniger schöne Aussichten.
Die Vorberichte: