Nach zwei Niederlagen spielt der FCB gegen den FC St. Gallen 2:2. Dabei erzielen Delgado per Kopf und Calla die Führungen, Sikorski und Tréand gleichen diese aus. Die Tabelle führen die Basler weiterhin mit sieben Punkten Vorsprung vor YB an.
Er wolle sich die Tränen für später aufsparen, hatte Marco Streller fast gebetsmühlenartig wiederholt in den Tagen nach seiner Rücktrittsankündigung. Mit Emotionen aber hält sich der Captain des FC Basel in den letzten Spielen als Profi nicht zurück.
Das wurde in der Schlussphase der Partie gegen den FC St. Gallen überdeutlich, als er sich über Stéphane Besle beugte und dem Gegenspieler wohl wenig nette Worte überbrachte. Vielleicht hatte Strellers Gemütszustand auch damit zu tun, dass er bei seiner Einwechslung nicht zum ersten Mal in seiner Karriere mit Pfiffen der St. Galler Fans eingedeckt worden war. Vor allem aber dürfte sich beim 33-Jährigen eine geballte Ladung Unzufriedenheit gelöst haben.
Das Bild transportiert die Worte Marco Strellers nicht. Vielleicht besser so. (Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)
Unzufriedenheit darüber, dass der FC Basel nach zwei Niederlagen gegen die Espen auch in der 24. Runde der Super League und im dritten Anlauf nicht mehr als einen Punkt gewonnen hat. Wohl aber auch darüber, dass der Meister in der Schlussphase dieses 2:2 ideenlos wirkte und die siegbringende Aktion nur noch über weite Bälle auf Derlis Gonzalez oder den fehlerhaften Yoichiro Kakitani zu erzwingen versuchte.
Vaclik wehrt Rodriguez’ Elfmeter ab
Dass es vor 17’457 Zuschauern in der AFG Arena letztlich immerhin zu einem Zähler und der Wahrung der sieben Punkte Vorsprung auf YB reichte, verdanken die Basler einerseits den beiden Toren vor der Halbzeit: Das 0:1 erzielte Matias Delgado per Kopf auf Davide Callas Flanke, nachdem Mohamed Elneny das Spiel auf die rechte Seite in den offenen Raum verlagert hatte (9. Minute).
Den zweiten Basler Treffer markierte Calla dann selbst (35.), wogegen sich die St. Galler nicht mit Vehemenz zu wehren schienen: Der rechte Aussenverteidiger lief durch eine Zone mit vier Ostschweizern, steckte zu Gonzalez durch, dessen Schuss Daniel Lopar zum wiederholten Male nach vorne abprallen lies. Calla traf schliesslich zwischen den Beinen des Torhüters zum 1:2.
Davide Calla (Nummer 39) hat eben zur zweiten Basler Führung getroffen. (Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)
Andererseits geht ein grosses Stück dieses Unentschiedens auf das Konto von Tomas Vaclik: Der Tscheche wehrte einen Kopfball Geoffrey Tréands und 20 Minuten vor dem Ende Roberto Rodriguez’ Elfmeter ab. So richtig zufrieden war der FCB-Keeper nach dem Schlusspfiff ob der zweimal preisgegebenen Führung nicht, befand aber trotzdem: «Hey, immerhin holen wir den ersten Punkt gegen St. Gallen. Und wir sind noch Leader. Also lief es doch nicht so schlecht.»
Den Penalty verschuldet hatte Adama Traoré mit einer eingesprungenen Grätsche gegen Dejan Janjatovic – in einer Situation, in der dieses Foul nicht nötig gewesen wäre.
Die linke Abwehrseite agierte fehlerhaft
Fehlerhaft war der Ivorer nicht nur in dieser Szene, auch sonst hatten mehrere Offensivaktionen der St. Galler sowie die beiden Gegentore ihren Ursprung auf seiner linken Seite: Vor dem 1:1 kam Mario Mutschs Hereingabe zwischen Traorés Beinen zu Daniel Sikorski, der setzte sich gegen Taulant Xhaka durch und bezwang Vaclik (15.).
Auch beim zweiten Gegentreffer war der Basler Torhüter ohne Abwehrchance: Janjatovic verlagerte nach Delgados Ballverlust das Spiel auf Traorés offen stehende Seite; Yannis Tafers Schuss lenkte Luca Zuffi noch ab, aber gegen Tréands Abschluss war Vaclik schliesslich machtlos (42).
Premiere für die Abwehrformation
Traoré war Teil einer neu formierten Basler Abwehr. Aufgrund der verletzungsbedingten Ausfälle von Fabian Schär (Fussgelenk) und Behrang Safari (leichte Entzündung) spielte er auf der linken Seite einer Viererkette, in der Marek Suchy (halblinks) und Xhaka (halbrechts) das Zentrum bildeten und Calla den etwas höher stehenden rechten Aussenverteidiger gab.
Diese Abwehr hatte immer dann Mühe, wenn der Gegner das Spiel verlagerte und über die Flügel spielte: Von rechts kamen die Flanken von Mickaël Facchinetti und Tréand, von links schlugen Mutsch und Tafer die Bälle vor das Tor.
Wohl wegen der personellen Not war Paulo Sousa nach Spielschluss trotzdem zufrieden mit seiner improvisierten neuen Abwehr: «Im Allgemeinen waren die meisten Entscheidungen die richtigen, einzelne hätten wir aber besser treffen können.»
Fehlendes Glück und Unvermögen
Besser hätte es auch in der Offensive laufen können. Embolo aber hatte einen schweren Stand gegen die St. Galler Innenverteidiger und schliesslich auch noch Pech, dass Lopar seinen Ball aus nächster Nähe an die Latte ablenkte (60.).
Breel Embolo und der Gesichtsausdruck eines Stürmers ohne Treffer. (Bild: Keystone/DOMINIK BAUR)
Zum fehlenden Glück des Jüngsten kam auch noch das Unvermögen des besten Basler Torschützen dazu: Shkelzen Gashi hätte in der Szene nach knapp 20 Minuten durchaus ein Tor erzielen können, der Ball versprang ihm aber, nachdem er den Torhüter mit einem Lupfer bereits hinter sich gelassen hatte.
«Fehlende Effizienz» nennt das Sousa, der mit diesem 2:2 aber ebenso wie St. Gallens Trainer Jeff Saibene zufrieden ist. Basels Trainer spricht von einer «starken Leistung» auf einem «schwierigen Terrain gegen einen kompakten Gegner» und ist sich bewusst, dass «wir auch hätten verlieren können».
Nächste Chance in drei Wochen
Auf die St. Galler treffen die Basler in rund drei Wochen wieder. Im Cup-Halbfinal, im gleichen Stadion. Und vielleicht hat sich der FCB den Sieg gegen die Ostschweizer aufgespart für diejenige Partie, in der es diesen zwingend braucht, um einen Titel zu holen.
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