Am Tag nach der 0:2-Niederlage gegen Arsenal machen Englands Zeitungen beim FC Basel eine «verwirrte» und zuweilen «grausame» Abwehr aus. Einzig Torhüter Tomas Vaclik kommt gut weg gegen den «gelben Ansturm», bei dem vor allem das Duo «SAW» den Ton angibt.
Englands Fussball hat andere Sorgen als den Auftritt eines Schweizer Meisters im Emirates Stadium. Wer am Tag nach der 0:2-Niederlage des FC Basel gegen Arsenal in London die Zeitungen aufschlägt, dem blickt Sam Allardyce entgegen.
Das unrasierte Gesicht des Mannes, der nach zwei Monaten als englischer Nationaltrainer den Hut nimmt, weil er sich vor getarnten Journalisten Aussagen erlaubte, nach denen er in diesem Amt nicht mehr tragbar ist.
England hat Gareth Southgate vorübergehend zum Chef der Auswahl ernannt und ist auf der Suche nach einem geeigneten Mann, der wieder einmal eine Ära prägen soll. Eine längerfristige Lösung also, und dafür scheint Arsène Wenger der Geeignetste zu sein. So kommen die englischen Zeitungen also doch noch auf den Arsenal FC, wo Wenger am Wochenende sein 20-jähriges Jubiläum feiert.
«Vaclik widersteht als einziger dem gelben Ansturm»
Beim Spiel der Gruppe A ist die Leserin deswegen noch lange nicht. Sie muss weiterblättern, bis sie ein Bild der Partie findet; jeweils eines des in Gelb gekleideten Theo Walcott, den die Zeitungen nach dessen zwei Toren gegen Basel in den Himmel loben, wie beispielsweise «The Daily Telegraph»:
«Die Nachricht an Gareth Southgate könnte eindringlicher nicht sein: Er muss Arsenals Nummer 14 nominieren. Walcott ist wiederbelebt, wiedererstarkt, neu geboren.» – «Die beste Empfehlung (für das Nationalteam) sind seine Leistungen», zitiert der «Telegraph» Arsène Wenger. «Wenn man ihn so sieht wie heute Abend, dann ist es schwierig, ihn zu ignorieren. Aber ich überlasse das von jetzt an Gareth Southgate.»
Weiter schreibt der «Telegraph», dass der FC Basel schlicht und einfach nicht habe mithalten können mit dem Premier-League-Dritten: «Für ein Team, das gegen Chelsea, Liverpool und Manchester United in der Champions League gewonnen hat, hinterliess Basel einen entgeisterten Eindruck.»
Nur Torhüter Tomas Vaclik, der beste Basler, «hat seine Sache gut gemacht. Petr Cechs internationaler Ersatz machte als einziger den Anschein, dem gelben Ansturm widerstehen zu können».
Der «verwirrte Balanta» und Suchys «grausames Defensivverhalten»
Ebenfalls beeindruckt vom tschechischen Nationaltorhüter war «The Guardian». Von Vacliks Vordermann Eder Balanta allerdings weniger:
«Es war zuweilen schmerzvoll zu sehen, wie Balanta versuchte, die Gefahr (der Londoner Angriffe) zu entschärfen. Der Kolumbianer wurde derart oft umspielt, dass sich das Ungleichgewicht fast schon grausam anfühlte.»
Das «war alles zu viel für den FC Basel», schreibt der Guardian weiter.
Und während die Boulevardzeitung «The Sun» nochmals auf dem «verwirrten Balanta» herumreitet, machte die «Daily Mail» bei Marek Suchy, Balantas Partner in der Innenverteidigung, in einigen Szenen gar «grausames Defensivverhalten» aus. «Dieses Spiel war aus und vorbei nach sieben Minuten, nach einem klinisch präzisen Spielzug», der zum 1:0 führte – nach einem Zusammenspiel zwischen Alexis Sanchez und Torschütze Theo Walcott.
Der «Zyklus» des FC Basel
Für dieses Duo hat die Boulevardzeitung «Daily Star» das Kürzel «SAW» gefunden: «Barcelona hat ‹MSN›: Messi, Suarez und Neymar. Arsenal hat ‹SAW›: Alexis Sanchez und Theo Walcott.»
Gegen dieses Duo war auf dem Natur- und Kunstrasen-Gemisch des Emirates Stadium kein Kraut gewachsen. Und so streichen die englischen Zeitungen zwar die gute Bilanz des FCB gegen Teams von der Insel heraus, «The Times» entdeckt darin nach der deutlichen Niederlage aber auch eine Gesetzmässigkeit:
«Wie viele der Mittelgewichte in Europas Clubfussball ist auch Basel ein Verein, der Zyklen unterliegt. Ihr 2:1-Sieg gegen Chelsea vor drei Jahren war ein Höhepunkt. Aber ohne Granit Xhaka (der damals schon nicht mehr dabei war, Red.), Fabian Frei und Mohamed Salah zeichnete sich eine weniger berauschende Periode ab.»