Basel läuft im Windschatten von Berlin zur Hochform auf

Der 6. IWB Basel Marathon vom Sonntag steht in Kontrast zum gleichentags ausgetragenen Berlin Marathon: Gut 3000 Läuferinnen und Läufer insgesamt gegenüber 40’000 über die Originaldistanz von 42,195 Kilometer. Herzblut aber fliesst beidenorts.

Laeuferinnen und Laeufer rennen am 2. Basel City Marathon uebr die Mittlere Bruecke in Basel am Sonntag, 3. September 2006. 3067 Anmeldungen verteilten sich auf die verschiedenen Disziplinen Marathon, Schulmarathon, Firmenstaffel, Halbmarathon und Nordic Walking. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

(Bild: GEORGIOS KEFALAS)

Der 6. IWB Basel Marathon vom Sonntag steht in Kontrast zum gleichentags ausgetragenen Berlin Marathon: Gut 3000 Läuferinnen und Läufer insgesamt gegenüber 40’000 über die Originaldistanz von 42,195 Kilometer. Herzblut aber fliesst beidenorts.

Nicht für alle muss es die Grossstadt sein. Nicht unbedingt die schnelle, flache Strecke ohne Ecken und Wellen, die Topzeiten ermöglicht – in Berlin drückte letztes Jahr Dennis Kimetto (Ken) den Männerweltrekord auf 2:02:57 Stunden. Manche können dem Sog der Menge, der Massenveranstaltung, auf deren Startplätze Jahr für Jahr ein Riesenansturm entsteht, widerstehen.

Sie suchen Vertrautheit, Nähe, mit einer andersartigen Professionalität, weniger Gigantismus, aber mehr Charme. Abseits der Nonstop-Begleitung von Mitkonkurrenten, Zuschauermassen und ohne auf dem Radar der grossen TV-Sender aufzutauchen. Sie bevorzugen den Lauf, der sie mit sich selbst und der Einsamkeit konfrontiert. Das entspricht zwar nicht dem Trend, ist aber trotzdem spannend.

Dies alles bietet Basel – und Argumente liefern nicht zuletzt einige jener 18 Sportler, die bei allen bisherigen sechs IWB Basel Marathons am Start gewesen sind. Dominik Stamm etwa sagt: «Einen Marathon laufen in meiner Heimatstadt ist ein Muss: mit der kürzesten Anreise, unkompliziert und wunderschön.» Ähnlich argumentiert Yves Deucher, wenn er sagt: «Basel ist meine Stadt und der Basel Marathon mein Marathon, da nehme ich auch die extrem unangenehme zweite Runde in Kauf.» Oder Markus Wälterlin: «Es gibt für mich als Läufer nichts Schöneres als einen gut organisierten Lauf durch Basel, an dem ich die Stadt immer wieder neu Entdecken kann.»

Die Taktgeber geben ihrer Stadt etwas zurück

Damit das Erlebnis Basel Marathon auch zum Erfolgserlebnis wird, helfen die Organisatoren mit. Etwa mit Tempomachern – so wie sie auch in Berlin zur Verfügung stehen. Sandrine und Laura Abgottspon, zwei der drei Abgottspon-Drillinge, tun dies als erfahrene Mitglieder des organisierenden LSV Basel: Laura während der ersten Hälfte des Marathons, Sandrine im Halbmarathon. Beide peilen eine (Durchgangs-)Zeit von 1:45 Stunden an. «Klar, dass wir dabei sind», sagt Sandrine, «wenn in der eigenen Stadt so etwas auf die Beine gestellt wird und wir unserem Verein etwas zurückzahlen können.»

Und sie, die sich auf den Frankfurt Marathon vier Wochen später konzentriert (Wunschziel: 3:20 Stunden) streicht die Art der Herausforderung in der Funktion als Tempomacherin hervor: «Ich trage Verantwortung, muss und will möglichst regelmässig laufen und möglichst viele zum Durchhalten und Erreichen ihres persönlichen Ziels unterstützen.» Die Dankbarkeit, welche ihr danach entgegengebracht wird, kann sie auf ihrem Weg zum Marathonziel nutzen.

Vorbei an fast allen Sehenswürdigkeiten

Die Diskrepanz zwischen Basel und Berlin ist den Organisatoren bewusst. «Bei uns fehlen die grossen Plätze, die breiten Strassen, bei uns ist alles eng», sagt Erwin Tschan, der erst vor zwei Monaten die Leitung des OK übernommen hat. Herausforderungen der besonderen Art stellen sich dadurch – etwa: Wie kommen Trämli und Läufer aneinander vorbei? «Basel ist so einfach nicht zu organisieren», sagt er, nennt als Argument für Sondereinsatz aber den Anspruch «Läufer zum Fliegen bringen und viele zufriedene und fröhliche Gesichter anzutreffen».

Und einer Hoffnung widerspricht Tschan trotz dem Charme der Übersichtlichkeit nicht: «Etwas mehr Teilnehmer wären herzlich willkommen.» Eingependelt hat sich die Gesamtzahl der Aktiven – also Marathon, Halbmarathon (zieht am meisten), 10 km, Kinder-Rennen und Ekiden Marathonstaffel – zwischen 3000 und 4000. Dass auch für diese nicht weniger als 800 Helfer im Einsatz stehen, weist auf ein gewisses Missverhältnis hin.

Der Aufwand – beispielsweise gilt es zwölf Verpflegungsposten zu unterhalten – ist gross. Der Start zum Marathon erfolgt am Sonntag um 8.30 Uhr (Freie Strasse), jener zum Halbmarathon um 9.15 Uhr (Freie Strasse), zum 10-km-Lauf um 9.30 Uhr (Marktplatz), zur Ekiden-Staffel um 11 Uhr (Bäumleingasse) wie auch jener zu den Jugend-Rennen um 13 Uhr. Das Ziel befindet sich für alle Kategorien auf dem Barfüsserplatz. Die Halbmarathon-Runde führt durch die Innenstadt beider Rheinufer, Richtung Binnigen, Dreiländereck und zurück. Schier alle Sehenswürdigkeiten Basels präsentieren sich den Läufern.

Die Marathon- und Halbmarathon-Route (mehr Routen auf der Website des Anlasses):




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