Basel zeigt Bern den Meister

Nach einer offensiv schwachen ersten Halbzeit, in der Basel Glück bei einem Berner Pfostentreffer hat, löst der Meister den Knoten mit dem Führungstreffer von Luca Zuffi und besiegt die Young Boys im Spitzenkampf vor fast 30’000 Zuschauern noch klar mit 3:0. Damit sind es auf den Titelkonkurrenten schon wieder sechs Punkte Vorsprung.

Nach einer offensiv schwachen ersten Halbzeit, in der Basel Glück bei einem Berner Pfostentreffer hat, löst der Meister den Knoten mit dem Führungstreffer von Luca Zuffi und besiegt die Young Boys im Spitzenkampf vor fast 30’000 Zuschauern noch klar mit 3:0. Damit sind es auf den Titelkonkurrenten schon wieder sechs Punkte Vorsprung.

Fredy Bickel war der innere Aufruhr anzumerken, als er nach dem Spitzenkampf haderte. Vor allem mit «einem Resultat, das nicht die ganze Wahrheit spricht». Was der Sportchef meinte, waren die ersten 45 Minuten, in denen die erheblich ersatzgeschwächten Young Boys mit einer Systemumstellung auf ein 3-4-3 und eine Dreierabwehr dem Meister keinerlei Entfaltungsmöglichkeit boten. Und selbst Pech beklagten nach einem stehenden Ball, als Milan Vilotic nur die Torumrandung traf (39.).

Man kann es aber auch so betrachten: Zu einem Spiel gehören auch die zweiten 45 Minuten. Und in denen erwies sich der FC Basel als reaktionsfähig. Nicht zum ersten Mal, nicht erst vergangenen Sonntag in Luzern war das zu beobachten gewesen, als ein 1:2 noch in einen 3:2-Sieg umgewandelt wurde. Es ist eine der dezidierten Stärken des FC Basel. Konnte man die Wende in Luzern noch mit der Einwechslung von Doppeltorschütze Marc Janko personifizieren, war es diesmal eine taktische Anpassung an den Gegner, die dem FCB den Zugriff aufs Spiel ermöglichte.

Nach ereignisarmer erster Halbzeit drei Tore innert 16 Minuten

Dann fielen innert 16 Minuten drei Tore – was YB-Trainer Adi Hütter ärgert. Den Knoten löste Luca Zuffis Freistoss in der 55. Minute, ein von der rechten Seite scharf vors Tor gezogener Ball, in den Michael Lang völlig frei stehend am ersten Pfosten sprang, den Ball zwar knapp nicht berührte, jedoch für die entscheidende Irritation von YB-Keeper Yvon Mvogo sorgte.



Gedenkminute: Vor dem Anpfiff des Spitzenkampfs FCB-YB gedenken fast 30'000 Menschen im St.-Jakob-Park Otti Rehorek, der «Stimme des Joggeli», und Peter Wenger, einem Meisterspieler der Benthaus-Ära.

Würdevoller Moment: Vor dem Anpfiff des Spitzenkampfs FCB-YB gedenken fast 30’000 Menschen im St.-Jakob-Park Otti Rehorek, der «Stimme des Joggeli», und Peter Wenger, einem Meisterspieler der Benthaus-Ära. (Bild: Meinrad Schön)

Anschliessend wurden die offiziell 29’523 Zuschauer entschädigt für eine ereignisarme erste Halbzeit, in der der FCB nur zu einer einsamen, von Renato Steffen für Zuffi vorbereiteten Möglichkeit (43.) gekommen war. Das 2:0 jedoch war klasse herausgespielt, mit einem Zusammenspiel von Lang und Steffen, der wiederum Lang mit einem feinen Pass in die Tiefe schickte. Weil der blass gebliebene Miralem Sulejmani die Defensivarbeit abbrach, konnte Lang eine knackige Hereingabe spielen und fand am zweiten Pfosten den völlig vergessen gegangenen Birkir Bjarnason.

Da lief die 59. Minute und der Spitzenkampf war entschieden. Das 3:0, schlussendlich ein Eigentor von Vilotic, war das Ergebnis einer Balleroberung von Matias Delgado, und der präzise Pass des Captains in den Lauf von Steffen.

Berner Fazit: Wenig Ertrag für viel Aufwand

Von den Young Boys kam – mit einem vierten Stürmer (Kubo für Wüthrich) und nach einer erneuten Umstellung auf ein 4-2-4 – nichts mehr. Unter dem Strich hatten die Berner zwar mehr Spielanteile im ersten Durchgang, aber nur zwei Torchancen über 90 Minuten. «Für viel Aufwand ist das zu wenig Ertrag», sagte Trainer Hütter und konstatierte: «Wir spielen in Basel immer brav mit, lassen aber am Ende des Tages die Punkte liegen.»

Für den FCB bedeutet dieses 3:0 den höchsten Sieg seit drei Jahren über den Dauerrivalen im Titelrennen. Die Berner sind bereits wieder um sechs Punkte distanziert, und selbst Fredy Bickel musste in seiner Saudade («Das Resultat sagt nicht alles») anerkennen: «Dass Basel den Match kehrt, zeigt, wie effizient und erfahren die Mannschaft ist. Das geht uns ab.»

Fischer: «Wollten nicht ins offene Messer laufen»

Man kann es aber auch so sehen wie Urs Fischer, der sich den Auftritt des Meisters in der ersten 45 Minuten nicht schlecht reden lassen wollte und mit dem inder zweiten sehr zufrieden war. «Beide Mannschaften haben in der ersten Halbzeit ihre Aufgaben gemacht, haben sich neutralisiert.» Vielleicht zu sehr, wie Fischer einräumt, «wir hätten gerne mehr Zugriff aufs Spiel gehabt, aber wir wollten YB auch nicht ins offene Messer laufen.»

Die Fakten zum Spitzenkampf:




(Bild: sfl.ch)

Als der FCB-Trainer und seine Assistenten die Aufstellung der Berner eine gute dreiviertel Stunde vor Anpfiff in Händen hielten, hatte Fischer seine Mannschaft auf die taktische Umstellung des Gegners aufmerksam gemacht. Gefruchtet haben dann aber erst Retuschen, die in der Halbzeitpause vorgenommen wurden. Nun stellte der FCB den Gegner höher, war er zupackender in den Zweikämpfen und präziser.

«Wir haben die defensiven Laufwege umgestellt, weil wir uns zu weit nach hinten haben drängen lassen und zu passiv waren», erläutert Michael Lang, eine der prägenden Figuren der zweiten Halbzeit. Die Umstellung funktionierte, «und auch das zeigt unsere Klasse», wie Lang findet.

Womöglich ist dieses FCB-Team noch dominanter als das vorhergehende

Während die Berner, die auch noch auf der Qualifikations-Hochzeit zur Champions League tanzen, zehn verletzte Spieler beklagen und über Nottransfers bis zum Schluss der Wechselperiode Ende August sinnieren, ist der FC Basel ganz bei sich. «Noch sind wir nicht da, wo wir sein wollen», sagt Fischer, was der Liga Angst und Bange machen muss. Wenn die vierte von 36 Runden eine Aussage zulässt, dann: Diese FCB-Ausgabe ist womöglich noch dominanter als die vorhergehende.

«Wir haben ein Kader von unheimlicher Qualität», sagt Fischer, «aber das garantiert noch keinen Erfolg.» Und auch wenn es noch eine weite Strecke zum angestrebten Ziel ist, so meint der FCB-Trainer doch ganz unverblümt: «Wir sind auf einem guten Weg.»

 

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