Die Ausgangslage: Für den Gegner geht es um alles, für den FCB um fast nichts mehr
Die Young Boys in weiter Ferne und auch der FC St. Gallen distanziert. Dazwischen steht der abtretende Dauermeister FC Basel, und dieses Dasein beschrieb Fabian Frei am Mittwoch nach dem Sieg gegen den FCZ als «Niemandsland». Dem widerspricht sein Trainer zwei Tage später vehement (siehe unten).
Am Sonntag, dem zweiten Teil der Basler Heimspiel-Trilogie (Mitte nächster Woche kommen dann die Grasshoppers) geht es vor allem für Lausanne-Sport um etwas – oder um alles, wie man es nimmt. Mit den bisherigen drei Partien gegen die Waadtländer verbindet sich spiegelbildlich der Basler Saisonverlauf: die erste Krise (nach der 1:2-Heimniederlage im September), das Hoch im Dezember (4:1-Sieg in Lausanne) und das Schwinden der Titelhoffnungen mit dem späten Lausanner Ausgleich beim 1:1 vor vier Wochen auf der Pontaise.
Im toten Titelrennen sieht es so aus: Holen sowohl der FCB als auch YB (am Sonntag daheim gegen den FC Zürich) das Punktemaximum aus den nächsten Spielen, dann sind die Berner spätestens am 28. April, vier Runden vor Saisonschluss, nicht mehr einzuholen.
● Vorverkauf für die Partie gegen Lausane: 22’500.
Die personelle Situation: Die Option Serey Dié
Der verletzte Taulant Xhaka muss wohl bis Saisonende ersetzt werden, und es läuft auf den ersten Blick auf Geoffroy Serey Dié hinaus, der am ehesten den Punch mitbringt, den auch Xhaka auszeichnet. Ausserdem hat Dimitri Oberlin im Freitagstraining leicht erkrankt gefehlt und könnte für den Sonntag ausfallen.
Zurück im Aufgebot ist Marek Suchy nach seiner Rot-Sperre. Nach wie vor nicht zur Verfügung steht Eder Balanta, wohingegen Mohamed Elyounoussi am Donnerstag und Freitag wieder trainiert hat. Er hatte sich am Mittwoch aufgrund einer Rückenprellung nicht hundertprozentig fit für einen Einsatz gemeldet und war unmittelbar vor dem Anpfiff in der Startelf durch Samuele Campo ersetzt worden.
● Verletzt: Taulant Xhaka, Eder Balanta, Germano Vailati.
● Bei der nächsten Verwarnung gesperrt: Albian Ajeti, Valentin Stocker.
Was der Trainer sagt: «Etwas auszuprobieren wäre das völlig falsche Zeichen»
Raphael Wicky: «Taulant Xhaka ist für uns die ganze Saison über ein sehr wichtiger Spieler und für den FC Basel schon seit vielen Jahren. Es ist extrem schade, wenn sich ein solcher Spieler verletzt, aber in den Partien, in denen Taulant zum Beispiel gesperrt war, konnten wir ihn häufig gut ersetzen. Wir haben Geoffroy Serey Dié und Fabian Frei, die diese Position spielen können.
Deshalb bin ich positiv eingestellt. Wir haben die Qualität, Taulant Xhaka zu ersetzen. Es gab Spiele, in denen wir in Xhaka und Serey Dié zwei Puncher, die ja trotzdem sehr gute Fussballer sind, auf dem Platz haben wollten. Und dann gab es Spiele, in denen es mehr den Strategen gebraucht hat. Prinzipiell habe ich gerne beide Spielertypen im zentralen Mittelfeld und damit ein Gegengewicht.
Ich finde überhaupt nicht, dass wir uns im Niemandsland befinden. Wir haben mit Platz 2 ein Minimalziel, und es gibt keinen Grund für uns zu glauben, dass die Saison zu Ende ist mit zehn Punkten Vorsprung auf den Dritten und 13 Punkten Rückstand auf den Ersten. Es gibt für mich auch keinen Grund, jetzt irgendwelche Sachen zu probieren. Das wäre ein völlig falsches Zeichen. Es ist keine fünfwöchige Testphase bis Saisonende. Ich will die restlichen Spiele gewinnen.»
Der Gegner: Unter Druck
Für Basler Verdruss haben die Lausanner in dieser Saison im Übermass gesorgt. Das ändert aber nichts daran, dass sie bis zum Hals im Abstiegssumpf stecken, und verschärft hat sich ihre Situation mit der 0:2-Heimniederlage am Sonntag gegen Sion. Damit haben sie die erstarkt wirkenden Walliser zurückgebracht, der Vorsprung auf den Abstiegsplatz beträgt nur noch drei Punkte in einer gefährdeten Zone, die – ab den Grasshoppers auf Platz 6 – die halbe Super League umfasst.
In den nächsten vier Spielen wird der FCB Gegnern gegenüberstehen, für die es «ums sportliche Überleben geht», so Wicky, «und wenn wir das nicht ernstnehmen, sind das brutale, schwierige Gegner für uns».
Der Nebenschauplatz: Sportchef auf Fortbildung
An der Universität St. Gallen hat Marco Streller in dieser Woche einen Fortbildungskurs aufgenommen. Bis Mitte Juli wird der 36-jährige Sportdirektor des FC Basel sein Know-how im Sportmanagement vertiefen. Die Weiterbildung in vier Blöcken findet zur Hälfte an der HSG sowie in Gelsenkirchen beim Partner FC Schalke 04 statt und wird mit einem CAS, einem Certificate of Advanced Studies abgeschlossen. Ein Programm übrigens, das auch Christoph Spycher, Strellers ehemaliger Nationalmannschaftskollege und heutiger Sportchef der Young Boys absolviert hat.