Basler Zeiten

Spiel Nummer 51 in der epischen Saison 2012/13 führt den FC Basel am Sonntag (13.45 Uhr) ins Berner Oberland. Trainer Murat Yakin überlegt sich, dem FC Thun mit einem anderen System gegenüber zu treten. Man darf gespannt sein.

Detailansicht der Skulptur «Basler Zeit» des Laufener Künstlers Dave. (Bild: fusionjourney.com)

Spiel Nummer 51 in der epischen Saison 2012/13 führt den FC Basel am Sonntag (13.45 Uhr) ins Berner Oberland. Trainer Murat Yakin überlegt sich, dem FC Thun mit einem anderen System gegenüber zu treten. Man darf gespannt sein.

Am Tag nach einem weiteren Meilenstein dieser Saison, dem Finaleinzug im Schweizer Cup, hatte der FC Basel Gelegenheit, sich seiner eigenen Grösse zu vergewissern. 2,30 Meter hoch ist das Werk, dass am Hauptsitz der Basler Kantonalbank enthüllt wurde im Beisein von Trainer und einigen Spielern des FCB.

Der Laufener Künstler Dave, der sich mit seinem «Fusionismus» über die Schweizer Grenzen hinweg einen Namen gemacht hat, schuf eine um sich selbst drehende, voluminöse Skulptur aus einer Vielzahl von Motiven, die passend zum 120-Jahr-Jubliäum des FC Basel 1893 die Geschichte des Clubs und der Stadt spiegeln. Das Kunstwerk trägt den schlichten und aktuell so passenden Namen «Basler Zeit», und alle Spieler aus der vergangenen und der aktuellen Saison haben sich mit ihren Autogrammen darauf verewigt.

Zur wahren Grösse fehlen – die Titel

Super League, 28. Runde
FC Thun–FC Basel, So, 13.45 h
Thun-Arena. – SR Pache.

Mögliche Aufstellungen
Thun: Faivre; Lüthi, Reinmann (Schindelholz), Ghezal, Schirinzi; Ferreira, Zuffi, Demiri, Bättig (Salamand); Wittwer; Schneuwly.
Basel: Sommer, P. Degen, Schär, Dragovic, Steinhöfer (Park); Salah (D. Degen), Serey Die (Cabral), F. Frei (Diaz), Stocker; Bobadilla, Streller.
Bemerkungen: Thun ohne Cassio (verletzt), Bigler (rekonvaleszent), Hediger (U21); fraglich: Reinmann. – FCB ohne Voser (verletzt).

Das Denkmal steht also schon, aber Murat Yakin wird nicht müde zu betonen, was in dieser bisher so phänomenalen Saison zur wahren Grösse noch fehlt: die Titel. Der Trainer des FCB vergleicht das mit dem Tennisspiel: «Erst wenn der Matchball verwandelt ist, ist es fertig.»

Am Sonntag, in Thun, wird zum Auftakt des letzten Quartals in der Meisterschafts noch kein entscheidender Ball gespielt, aber es sind nun alles «big points», die vergeben werden. Bei drei Punkten Vorsprung und einer um 17 Tore besseren Tordifferenz zu den Grasshoppers kann sich der Titelverteidiger sogar einen Ausrutscher erlauben, der im Tabellenbild keine Auswirkungen hätte.

Im Tunnel des Immer-weiter

Nur allzu menschlich erschiene ein Fehltritt in diesem Langstreckenrennen, das der FCB bestreitet. Der Trainer stellt jedoch angesichts des dichten Takts an Spielen, Höhepunkten und Erfolgen keinen Spannungsabfall fest. Am Freitag berichtete er von Spielern, die gut regeneriert zum Training erschienen seien: «Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir diese Woche einen Tag mehr zur Erholung haben.»

Wie durch einen Tunnel scheinen seine Spieler durch diese Wochen der Höchstbelastung zu gehen. Es ist ein Immer-weiter, und vorwärtsgetrieben werden sie von Yakin, der sagt: «Solange man gewinnt, denkt man an nichts anderes. Der Erfolg verleiht zusätzliche Kräfte.» Auch dem Trainer, der so gelassen mit der Erfolgswelle umgeht und keine grossen Töne spuckt. Seine Batterien seien voll, erzählt er, «und ich geniesse den Moment».

Ein freier Tag? Vielleicht in einem Monat

Freie Tage, Tage ohne Training oder PR-Termine wie jenem am Donnerstag beim Sponsor, hat es für die Profis seit drei Wochen keine mehr gegeben. «Vielleicht», sagt Yakin, «nach dem Cup-Final». Das ist in einem Monat. Abhängig vom Resultat in Thun, das überlegt der Trainer, könnten sich die Spieler eventuell einen freien Montag verdienen – gefolgt von der Vorbereitung auf einen weiteren von vielen Höhepunkten, dem Heimspiel gegen Chelsea am Donnerstag.

Diese Partie hat Yakin natürlich im Hinterkopf, wenn er seine Aufstellung für Thun strickt. Er braucht das tagtägliche Gespräche mit den Spielern, um taxieren zu können, wie sie mehrere Spieler hintereinander wegstecken. Bei der Dosierung erfüllen seine Assistenten, zuvorderst die Co-Trainer Marco Walker und Markus Hoffmann, eine wichtige Funktion. Genauso wie die Physiotherapeuten, wenn sie die Muskeln der Dauerläufer kneten.

Entwarnung bei Park und Dragovic

«Es wird nichts durchgestiert», sagt der Trainer, der weiterhin in der komfortablen Lage ist, mit dem Grossteil des Kaders disponieren zu können. Einzig Kay Voser wird eine Pause von zehn bis vierzehn Tagen einlegen müssen. Er hatte in Sion aber Glück im Unglück: Die beim Sturz lädierte Schulter ist eingerenkt, und es ist nichts kaputtgegangen.

Entwarnung gab der Trainer für Joo Ho Park und Aleksandar Dragovic, die mit muskulären Problemen im Wallis erst gar nicht auflaufen konnten (Park) oder zur Halbzeit aus dem Spiel genommen werden mussten (Dragovic). «Es ist nicht so schlimm», sagt Yakin. Beide Spieler erwartet der Trainer am Samstag im Training, und danach will er entscheiden, ob sie die Fahrt ins Berner Oberland mitmachen werden.

Mit Bobadilla in einem 4-4-2?

Was Yakin schon einmal ankündigt: Den sehr wahrscheinlichen Einsatz von Raul Bobadilla und einen Taktikwechsel. Beides hat wohl miteinander zu tun. Bobadilla mit Streller in der Sturmspitze würde auf ein 4-4-2 herauslaufen. «Ich überlege mir, mit einem anderen System zu spielen», sagt der Trainer und es ist schwer abzuschätzen, ob etwa Fabian Frei oder Mohamed Salah geschont werden, wenn es zum vierten Mal in den sechs Monaten unter Yakin als FCB-Trainer gegen Thun geht.

Die erste Begegnung verloren die Basler nach 2:1-Führung noch etwas billig mit 2:3 an Yakins ehemaliger Wirkungsstätte im Berner Oberland. Daheim gab es ein knappes 1:0, und dazwischen lag ein 2:1-Cupsieg nach Verlängerung in der Thun-Arena. Ein Selbstläufer wird auch diese vierte Partie nicht werden. Mit drei Siegen en suite gegen GC, Lausanne und YB sind die Thuner gar die Mannschaft der Stunde in der Super League.

Thuns Qualitäten und Querelen

«Thun hat nichts zu verlieren. Sie leben vom Teamspirit, sind defensiv stabil, und sie haben schnelle Konterspieler hat. Das macht sie gefährlich», sagt Yakin über seine ehemalige Mannschaft. Der Kunstrasen, der den FCB in der Thun-Arena erwartet, ist kein Thema: Die Hälfte ihrer Trainingsarbeit haben die Basler in den vergangenen Monaten auf Plastik im FCB-Campus absolviert. Sie werden sich wie daheim fühlen.

Das heisst: Die Atmosphäre wird erneut sonderbar sein. Der FC Thun ist, wie die «Berner Zeitung» berichtet, mit einem Vorstoss gescheitert, für die gegenwärtig geltende Beschränkung auf 6000 Zuschauer eine Ausnahmebewilligung zu erhalten. Seit Anwohner mit ihrer Lärmklage auf dem Verwaltungsweg durchgekommen sind, darf der FC Thun die 10’000 Plätze bietende Arena nicht mehr füllen. Die sich seit Monaten hinziehende Auseinandersetzung hat sich, so vermuten es Clubvertreter, auf das grundsätzliche Interesse am FC Thun niedergeschlagen: Im Vorverkauf sind für die Partie gegen den zugkräftigen FC Basel lediglich 5000 Tickets weggegangen.

Basler Zeit – die Ausstellung

Das Kunstwerk «Basler Zeit» und eine dazu gehörende Ausstellung ist bis 24. Mai am Hauptsitz der Basler Kantonalbank an der Spiegelgasse in Basel öffentlich zugänglich. Zu sehen sind 120 Bilder auf Leinwand, die der Künstler Dave aus Anlass des 120-Jahr-Jubiläums des FC Basel 1893 mit Motiven aus dem Leben des Clubs geschaffen hat. Zu erwerben sind die Bilder auch – zum Stückpreis von 3600 Franken.
Weitere Informationen und Videos zur Vernissage gibt es auf der Website des FC Basel und auf dem Portal des Künstlers.

 

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