Nach einem spektakulären Match steht ein deutscher Spieler im Halbfinale der Badminton Swiss Open in Basel. Marc Zwiebler setzt sich gegen den Taiwanesen Chou Tien Chen durch.
Zum ersten Mal seit 1993 steht ein deutscher Spieler im Halbfinale der Badminton Swiss Open. In einem hart umkämpften Einzel hat Marc Zwiebler den als Nummer zwei gesetzten Taiwanesen Chou Tien Chen in drei Sätzen 21:23, 21:14 und 21:19 besiegt. Am Samstag trifft er auf Henri Hurskainen. Der Schwede ist kampflos ins Halbfinale eingezogen, weil sein chinesischer Gegner Xue Song erkrankt ist.
Geschichte wiederholt sich nicht immer. Vor einer Woche spielte Marc Zwiebler im Viertelfinale der All England Open gegen den Dänen Hans-Kristian Vittinghus und hatte im dritten und entscheidenden Satz einen Matchball. Er vergab ihn und verlor anschließend mit 20:22. Auch sein Viertelfinale in Basel gegen den Weltranglisten-Achten Chou Tien Chen ging in den Entscheidungssatz. Wieder war es knapp und der Deutsche hatte bei 20:19 Matchball. «Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, das ist mir nicht durch den Kopf gegangen», sagt Zwiebler. Diesmal bewahrte er jedoch Nerven und entschied auch den letzten langen Ballwechsel mit extrem platzierten Bällen für sich.
Der deutsche Marc Zwiebler besiegt den Taiwanesen Chou Tien Chen in drei Sätzen. (Bild: swissopen)
Das war für den 32-Jährigen «schon ein bisschen Genugtuung» und auch eine Versöhnung mit der St. Jakobshalle. An die hatte er nämlich keine guten Erinnerungen. «Ich hatte hier ausschliesslich Negativerlebnisse, deswegen bin ich in den vergangenen Jahren gar nicht mehr gekommen», erzählt Zwiebler. Nicht nur deswegen hatte er wie einige andere Spieler überlegt, Basel kurzfristig von seiner Turnierliste zu streichen. Nach der enttäuschenden Niederlage in Birmingham fiel es ihm schwer, sich wieder zu motivieren.
«Andererseits wollte ich auch nicht zu Hause den Kopf in den Sand zu stecken und mich lieber mit den Kollegen und Trainern ablenken.» Möglicherweise ist es diese Lockerheit, die ihn in Basel bis ins Halbfinale gebracht hat. In den ersten beiden Runden gewann er relativ locker zunächst gegen den Schweizer Joel König und dann gegen den Finnen Kasper Lehikoinen, jeweils in zwei Sätzen.
Gegen den früheren Weltranglisten-Dritten Kenichi Tago (Japan) musste er in einem taktisch geprägten Spiel über drei Sätze gehen. Mit Chou hat er nun den nach der Absage von Lee Chong Wei bestgesetzten Spieler aus dem Turnier befördert. Im fünften Aufeinandertreffen der beiden war es der zweite Sieg für Zwiebler. Der erste ist schon fünf Jahre her. «Es war keine fehlerfreie Leistung, aber mental eine, die Mut macht», sagt der Bonner, der im Februar zum neunten Mal deutscher Meister geworden ist und damit einen Rekord aufgestellt hat.
Im ersten Satz führte der Deutsche bereits mit 17:10 und liess dann eine Serie seines Gegner zu, «weil er das Tempo angezogen und perfekt gespielt hat». Auf dem Niveau entscheiden teilweise Zentimeter, und Zwieblers Bälle landeten etwas öfter diese Winzigkeit im Aus. Hinzu kam, dass er wie schon am Tag zuvor unzufrieden mit der Geschwindigkeit der Bälle war, deshalb schon vor dem Spiel neue verlangte und auch bekam. Der Taiwanese spielte allerdings auch einige einfache Bälle ins Aus. Wenn Zwieblers lange Schläge nur ein Stück zu kurz waren, konnte er gegen den Smash seines Gegners nichts ausrichten.
Im zweiten Satz gelangen dem Weltranglisten-19. jedoch selbst einige direkte Punkte mit Schmetterbällen, ausserdem spielte er geduldig und variierte das Tempo. Nach einem relativ deutlichen zweiten Satz (21:14), entwickelte sich im dritten erneut ein enges und spannendes Match. «Unter den Top 25 der Welt kann jeder jeden schlagen, da entscheidet das Momentum», sagt Zwiebler.
Der als Nummer 2 gesetzte Taiwanese Chou Tien Chen scheidet gegen Marc Zwiebler aus. (Bild: swissopen)
In Basel war es auf seiner Seite. Jetzt kann er sogar vom Titelgewinn träumen. Gegen Henri Hurskainen hat er schon mehrfach gespielt und noch nie verloren. Aber der Schwede hatte bisher noch keine schweren Spiele und musste im Viertelfinale gar nicht antreten. Für Zwiebler gilt es nun zu regenerieren und sein rechtes Knie zu schonen. Im Knie hat er einen Bluterguss und jeder Hechtsprung – von dem er einige im Spiel macht – tut ihm danach «tierisch weh».
Diese Schmerzen wird er jedoch verkraften, wenn er ausser Preisgeld auch noch ordentlich Punkte aus Basel mitbringen kann. Um die Olympia-Qualifikation braucht er sich zwar keine Sorgen zu machen, aber ihm geht es auch um die Auslosung. Im «Race to Rio» ist er derzeit auf Platz 14 und die ersten 16 werden gesetzt. Ein Titelgewinn in Basel würde ihm dabei weiter helfen.