Fussball-Basel weiss nun, dass Behrang Safari nicht nur ein ziemlich guter Linksverteidiger in Rotblau war, sondern dass er auch ein mindestens so talentierter Entertainer ist. Seine pfiffigen, frechen Videobotschaften, eingespielt vor dem Anpfiff des letzten Saisonspiels, waren kleine Liebeserklärungen an die ehemaligen Teamkollegen Davide Callà und Germano Vailati, mit denen er Titel und Triumphe gefeiert hat und die nun verabschiedet worden sind.
Und wir wissen jetzt auch, dass es Safari, der vor zwei Jahren vom FC Basel in seine Heimat zurückgekehrt war, offenbar gut geht. Der 33-Jährige gehört immer noch zu den Stützen bei Malmö FF und bewohnt mit seiner Familie und neuerdings einem Hund ein hübsches Häuschen – samt Swimmingpool, in den er sich zum Schluss seines digitalen Grusses nach Basel stürzte.
Für den bald 38-jährigen Vailati, der nach einer Schulteroperation die gesamte Saison verpasst hat, gehen beim FC Basel sechs Jahre vorbei, während derer er 34 Mal zwischen den Pfosten stand und 215 Mal auf der Ersatzbank sass. Er wurde vom Verein als «loyalste Nummer 2, die man sich vorstellen kann», verabschiedet. Davide Callà (33) setzt seine Karriere nach 128 Spielen und 23 Toren für den FCB nächste Saison in Winterthur fort.
Nach ingesamt 17 Jahren als Spieler und als Assistenztrainer geht auch die Zeit für Marco Walker vorbei. Wo er künftig arbeiten wird, ist noch offen, er nimmt jedoch ein spezielles Geschenk mit: ein Modell des WM-Balls von 1994, den er einst im alten Joggeli bei einem Befreiungsschlag über das Tribünendach hinaus befördert hatte. Eine unvergessene Szene für all jene, die Mitte der Neunzigerjahre dabei waren.
Als allen «Dangge» gesagt war, wurde dann am Pfingstsamstagabend auch noch Fussball gespielt.
Ein Kehraus mit Unterhaltungswert und 39 Torschüssen
Das Remis gegen Luzern, immerhin das Duell des Zweiten gegen den Dritten, war eines der unterhaltsamen und unbeschwerten Art. Eine Partie, in der 26 Basler und 13 Luzerner Torschüsse registriert wurden, 15:5 Eckbälle und deutlich mehr Ballbesitz für die Gastgeber.
Die Zuschauer – 25’161 Tickets waren verkauft, vielleicht 17’000 werden tatsächlich anwesend gewesen sein – bekamen jedenfalls ein stetes Hin und Her geboten, mit der frühen Führung der Luzerner durch ein Geschenk an Marvin Schulz in der neunten Minute. Postwendend glich Mohamed Elyounoussi aus (17.).
Elyounoussis Verletzung, Okafors Debüt
Der beste Scorer des FCB erzielte damit sein zehntes Meisterschaftstor (plus 16 Vorbereitungen), schied jedoch in der 34. Minute verletzt aus, nachdem er eine Grosschance vergeben und sich dabei den Fuss vertreten hatte. Genaueres konnte FCB-Trainer Raphael Wicky nach dem Spiel nicht über die Verletzung sagen, vermutet aber: «Es wird nicht dramatisch sein.»
Für Elyounoussi kam Noah Okafor zu seinem Profidebüt. In fünf Tagen wird der U17-Nationalspieler volljährig, und er ist der erste FCB-Profi, der im neuen Jahrtausend geboren wurde. Seine ersten Schritte in Rotblau waren ein Versprechen für die Zukunft.
Weil der neue Schweizermeister Young Boys seine Partie bei den Grasshoppers mit 2:1 gewann, beendet der entthronte Dauermeister FC Basel diese Saison mit einem gewaltigen Rückstand von 15 Punkten. Und Wicky sagt dazu: «Es hat sich vieles positiv entwickelt, aber am Schluss steht eine titellose Saison, und damit sind wir natürlich nicht zufrieden.»
Einen kleinen Trostpreis gab es aber noch beim Kehraus: Albian Ajeti sicherte sich mit seinem 17. Saisontor (drei davon im Trikot des FC St. Gallen) die Torjägerkrone vor YB-Ikone Guillaume Hoarau, der in Zürich leer ausging. Ajeti traf in der 82. Minute nach einem unablässigen Anrennen des FCB mit einem hammerharten Schuss aus seinem schwächeren linken Fuss.
Zum Leidwesen des an der Aussenlinie wie bei einem Endspiel mitfiebernden Wicky blieb dem FCB jedoch der 21. Saisonsieg verwehrt. Die beste Abwehr der Super League kassierte im 36. Spiel noch den 36. Gegentreffer. Und wie schon beim 0:1 war es ein Eckball, der dem Kopfballtreffer von Pascal Schürpf vorausging.
Der gebürtige Basler Pascal Schürpf, der in der zweiten Saisonhälfte mit seinen insgesamt zehn Toren entscheidenden Anteil daran hatte, dass sich die Luzerner Platz 3 gesichert haben, traf per Kopfball. Wenn die Young Boys kommenden Sonntag gegen den FC Zürich auch den Cupfinal gewinnen, erben die Luzerner sogar den Direktplatz in der Europa League. Das wäre ein erstaunlicher Weg der Innerschweizer, die zu Beginn des Jahres noch Vorletzte waren.
Emotionaler Nachschlag
Als die erste titellose Saison für den FC Basel seit 2009/10 abgepfiffen war, gab es noch einen emotionalen Nachschlag. Die Blicke der Matchbesucher klebten an den TV-Geräten, bis der historische Moment, das 3:2 der Eishockey-Nationalmannschaft gegen Kanada und damit die zweite WM-Finalteilnahme der Schweiz nach 2013 feststand.
Trainer-Monologe: «Ajeti wird eine Zukunft in der Nationalmannschaft haben»
Raphael Wicky, Trainer des FC Basel:
«Ich finde, dass es ein positiver Abschluss war, von der Mentalität her ein guter Auftritt der Mannschaft, auch wenn es nicht zum Sieg gereicht hat. Es war ein attraktives Spiel gegen ein immer gefährliches Luzern, und wir haben uns genügend Chancen herausgespielt, um zu gewinnen. In der ganzen Saison haben wir grösstenteils Gegentore in Standardsituationen vermieden – heute haben wir zwei nach Eckbällen bekommen. Das ist schade, denn wir hätten unseren fantastischen Fans gerne drei Punkte geschenkt.
Noah Okafor hat ein vielversprechendes Debüt gegeben. Er konnte sein Potenzial, seine unglaubliche Dynamik und Schnelligkeit andeuten und hatte sogar zwei hervorragende Chancen. Aber der Druck, nächste Saison Titel zu holen, darf beim FC Basel nicht auf den jungen Spielern lasten. Noah Okafor und die anderen müssen von den erfahrenen Spielern getragen werden, damit sie wachsen können.
Für Albian Ajeti freue ich mich, dass er Torschützenkönig geworden ist. Ob er für die Nationalmannschaft und das WM-Aufgebot ein Rolle spielt, das muss ich dem Nationaltrainer nicht sagen. Aber wenn ein Schweizer Spieler in der Super League die meisten Tore schiesst, dann muss er ein Thema sein. Und wenn nicht jetzt, dann wird Albian Ajeti trotzdem eine Zukunft in der Nationalmannschaft haben.»
Gerardo Seoane, Trainer des FC Luzern:
«Es ist schwierig, wenn es um nichts mehr geht. Aber wir wollten mit einer solidarischen Mannschaftsleistung dem FC Basel wenig Platz geben, vor allem in den Zwischenräumen. Das ist uns gut gelungen, genauso wie das Umschaltspiel, meistens über Pascal Schürpf, der wieder sehr effizient abgeschlossen hat.
Die letzten 20 Minuten in Basel sind immer heiss, der FCB ist verdient in Führung gegangen, aber es ist symptomatisch für unsere zweite Saisonhälfte, wie wir mit grosser Solidarität und Glauben noch zum 2:2 gekommen sind. Ein grosses Kompliment an meine Mannschaft für das Gesicht, das sie in der Rückrunde gezeigt hat.»
Die Aufstellungen: Der FCB mit allen Verfügbaren
Ohne den gesperrten Eder Balanta, ohne die verletzten Stammkräfte Taulant Xhaka, Luca Zuffi und Ricky van Wolfswinkel sowie ohne Kevin Bua, der kein Aufgebot erhielt, bestückte FCB-Trainer Raphael Wicky die Startelf für das Kehrausspiel mit den Besten vom Rest.
Davide Callà, leicht angeschlagen im Training, nahm auf der Bank Platz und durfte von der 71. Minute an seine letzten Momente auf dem Joggeli-Rasen erleben, bevor seine Zeit beim FCB zu Ende ging.
Weil in Mirko Salvi, Signori Antonio sowie Germano Vailati drei Torhüter nicht einsatzfähig waren, rückte U21-Goalie Gion Chande ins Aufgebot.
FC Basel (4-2-3-1): Vaclik – Lang, Suchy, Frei, Riveros – Serey Dié, Petretta – Stocker (78. Oberlin), Campo (71. Callà), Elyounoussi (34. Okafor) – Ajeti.
Bank: Chande (Tor), Kaiser, Manzambi, Oberlin, Callà, Pululu, Okafor.
FC Luzern (4-2-3-1): Omlin – Grether, Schmid, Schulz (46. Knezevic), Sidler – Voca (81. Kutesa), Custodio – Rodriguez (76. Gvilia), Ugrinic, Schürpf – Demhasaj.
Bank: Zibung (Tor), Knezevic, Kryeziu, Schneuwly, Kutesa, Gvilia.