Beim FCB hält eine neue Art der Verständigung Einzug

Am Sonntag beginnt für den FC Basel im St.-Jakob-Park gegen den FC Vaduz die neue Saison (13.45 Uhr). Es ist der erste Test in einem Wettbewerbsspiel für den neuen Trainer Urs Fischer. Und der beweist im Vorfeld, dass er und sein Vorgänger Paulo Sousa in Sachen Kommunikation kaum etwas gemein haben.

Basels Trainer Urs Fischer im Fussball-Freundschaftsspiel zwischen dem FC Basel und Bayer 04 Leverkusen, am Mittwoch, 15. Juli 2015, im St. Jakob Park Stadion in Basel. (KEYSTONE/Patrick Straub)

(Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)

Am Sonntag beginnt für den FC Basel im St.-Jakob-Park gegen den FC Vaduz die neue Saison (13.45 Uhr). Es ist der erste Test in einem Wettbewerbsspiel für den neuen Trainer Urs Fischer. Und der beweist im Vorfeld, dass er und sein Vorgänger Paulo Sousa in Sachen Kommunikation kaum etwas gemein haben.

Vor sechs Jahren spielte Zdravko Kuzmanovic das letzte Mal in der Champions League. Er war damals 23 Jahre alt, sein Arbeitgeber der VfB Stuttgart, sein Trainer Christian Gross und der Gegner vor knapp 90’000 Zuschauern im Camp Nou der FC Barcelona, für den Lionel Messi beim 0:4 zwei Tore erzielte.

In diese Welt der grossen Vereine und Spieler, in den grossen Stadien mit den vielen Menschen, möchte er wieder eintauchen, sagt Kuzmanvovic – worauf ihm sein Trainer Urs Fischer auf die Schulter klopft und ins Wort fällt: «Siehst du, da sind wir schon zwei.»

Zwei Hürden stehen dem FCB auf dem Weg in die Gruppenphase im Weg, die erste wird wahrscheinlich der polnische Meister Lech Posen sein. Damit befassen will sich Urs Fischer noch nicht. Vielmehr strahlt er jetzt, kurz vor dem Saisonstart gegen den FC Vaduz (Sonntag, 13.45 Uhr, St.-Jakob-Park), eine Lockerheit aus, die während der Zeit mit seinem Vorgänger Paulo Sousa kaum denkbar war.

«Das grösste Hindernis ist die Kommunikation»

Freilich, eine Aufstellung für sein erstes Wettbewerbsspiel mit dem FCB verteilt auch Fischer nicht, und natürlich behält auch er taktische Einzelheiten für sich. Trotzdem wirkt Fischer wie der Gegenentwurf von Sousa, der zumeist einen verbissenen, distanzierten und dozierenden Eindruck hinterliess.

Nach vier Wochen unter Fischer ist klar, dass die Verständigung eine andere sein wird. Eine offenere, eine zugänglichere, und eine, die für die meisten keine Sprachbarriere darstellt. Fischer ist überzeugt: «Das grösste Hindernis ist die Kommunikation, dort passieren die Fehler.»

Er sagt das auch, weil er als Trainer einer mit Nationalspielern gespickten Mannschaft damit umzugehen hat, dass nicht alle zufrieden sein werden. Elf spielen, sieben sitzen auf der Bank, aber auch die auf der Tribüne müssen irgendwie bei Laune gehalten werden. «Mit einem Zettel in der Garderobe, auf der steht, wer spielt, damit ist es nicht getan.»

Ein klares Hierarchieverständnis

Einerseits lässt Fischer Lockerheit zu – im Training, wo er zum Spass schon mal mit seinen Assistenten Frisbee spielt, und im Umgang mit seinen Spielern («weil ich Zdravko öfters sehe als meine Frau, muss er mir eben zuhören»). Andererseits wird ihm auch deswegen Respekt entgegengebracht, weil er ein klares Verständnis von Hierarchie hat. Er stellt unmissverständlich klar, dass seine Tür für die Spieler zwar immer offen sei, er aber auch nicht gewillt sei, jede seiner Entscheidungen zu rechtfertigen.

Der 49-Jährige glaubt, dass sich seine Art, Trainer zu sein, nicht verändert habe, nur weil er beim FC Basel über ein Kader von anderer Qualität verfügt als noch beim FC Thun. «So funktioniere ich, ob der Druck nun gross oder gering ist.»



Urs Fischer, der neue Trainer des FC Basel 1893, links, spricht an einer Pressekonferenz im Medienzentrum des Stadions St. Jakob-Park in Basel, am Freitag, 17. Juli 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Urs Fischer spürt den «Hunger» auf den siebenten Titel, den die Mannschaft auch nach den letzten Erfolgen immer noch unbedingt wolle. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Mit seiner Veranlagung ist es Fischer zuzutrauen, dass er die Herausforderungen in Basel meistern wird. Diejenige zum Meisterschaftsstart ohnehin, mit dem FC Vaduz wartet keiner der direkten Konkurrenten um den Titel.

Und auch in dieser Hinsicht unterscheidet sich Fischer von Sousa, wenn er zuversichtlich sagt: «Es muss möglich sein, zuhause gegen Vaduz zu gewinnen.» So viel Mut darf haben, wer auf dem Trainerstuhl eines sechsfachen Serienmeisters sitzt.

Demut vor der Aufgabe

Fischer spürt den «Hunger» auf den siebenten Titel, den die Mannschaft auch nach den letzten Erfolgen immer noch unbedingt wolle. «Als Trainer kann man sich nicht mehr wünschen», sagt Fischer, der sich ohnehin nicht mit dem Scheitern befasst: «Diese Gedanken habe ich mir gemacht, noch bevor ich hier unterschrieben habe.»

Man darf davon ausgehen, dass die Startaufstellung am Sonntag derjenigen des Testspiels gegen Eindhoven gleicht. Eine Innenverteidigung mit Daniel Hoegh und Marek Suchy, die Aussenbahnen besetzt von Michael Lang (rechts) und Behrang Safari; Taulant Xhaka und Mohamed Elneny im defensiven Mittelfeld, weil Kuzmanovic kaum über 90 Minuten eingesetzt werden kann;und in der Offensive das Trio Yoichiro Kakitani (rechts), Captain Matias Delgado (Zentrum) und der zuletzt kranke aber wiedergenesene Shkelzen Gashi (links) hinter dem Stürmer Breel Embolo.

Fehlen wird Philipp Degen, der sich am Muskel des rechten Oberschenkels «gröber verletzt hat» (Fischer) als angenommen. Er und Marc Janko, dieser wegen muskulären Problemen, steigen am Montag wieder ins Mannschaftstraining ein. Ebenfalls nicht dabei sein wird Derlis González, der noch verletzt und auf dem Weg nach Basel ist.

Die Freude auf den Burscht

Gesehen habe er Gonzalez noch nicht, sagt Fischer. «Nur im Fernsehen und als Gegenspieler», flachst der Trainer, der aus sprachlichen Gründen darauf verzichtet hat, den paraguayischen Nationalspieler nach der Copa America anzurufen. «Wenn Derlis in Basel ist, dann schauen wir seinen Zustand an. Er hatte ja ein unheimliches Programm, der Burscht.»

Burscht nennt er ihn also, auch das ein Hinweis auf das Wesen dieses Urs Fischer. Paulo Sousa hätte Gonzalez vielleicht «one of the boys after a fantastic performance with the national team» genannt.

Basels Trainer Urs Fischer im Fussball-Freundschaftsspiel zwischen dem FC Basel und Bayer 04 Leverkusen, am Mittwoch, 15. Juli 2015, im St. Jakob Park Stadion in Basel. (KEYSTONE/Patrick Straub)

(Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)

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