Belinda Bencic gewinnt beim Premier-Turnier in Toronto ihren bisher grössten Titel. Die 18-Jährige schreibt an der Erfolgsgeschichte des Schweizer Tennis mit. Warum erklärt unser Tennis-Experte.
Als der berühmteste Tennistrainer der Welt, der Amerikaner Nick Bollettieri, vor knapp einem Jahr über die Karriereperspektiven von Belinda Bencic sprach, sagte der Königsmacher zwei wie in Stein gemeisselte Sätze: «Belinda hat das Champions-Gen. Sie hat alles, was man braucht, um einmal die Nummer 1 der Welt zu werden.»
Der Platz auf dem Gipfel ist noch ein Stückchen weg, aber nach der letzten Tenniswoche und dem Sieg in Toronto zeigt sich: Bencic ist auf dem richtigen Weg, und ihr Aufstieg im Tourbetrieb der Profis beschleunigt sich mit atemraubender Geschwindigkeit – und noch dazu mit vorbildlicher Konstanz.
Wer mit 18 Jahren binnen kürzester Zeit Topgegnerinnen wie Bouchard, Lisicki, Wozniacki, Ivanovic und dann auch noch, ein wahres Meisterstück, die scheinbar unumstössliche Herrscherin Serena Williams bezwingt, hebt sich eben auch heraus aus der Generation-Next – aus dem Kreis der Spielerinnen, die einmal eine Führungsrolle in diesem Weltsport einnehmen sollen und können.
Konnte die Niederlage gegen Belinda Bencic selbst nicht ganz fassen: Wer Serena Williams bezwingt, der muss als Hoffnungsträgerin gelten. (Bild: Nick Turchiaro-USA TODAY Sports)
Im Tennis kommt es nicht vorwiegend darauf an, stets absolut alles richtig oder gar perfekt zu machen. Sondern möglichst wenige, potenziell folgenreiche Fehler zu begehen. Und da darf man bei Bencic und ihrem Umfeld getrost sagen: Die grosse strategische Ausrichtung, der Karriereplan, stimmte genau so wie die Detailarbeit – also die Umsetzung der Ideen.
Bencic hat ähnlich wie alle, die im Tennis wirklich zu Superstars wurden, frühzeitig alles auf eine Profilaufbahn gesetzt. Schon in frühen Jahren verfügt sie nun über eine erstaunliche Matchhärte, Schläge und Psyche sind erstklassig. Ihrem eigentlichen Alter ist sie weit voraus, so wie das einstmals auch für eine Steffi Graf und eine Martina Hingis galt.
Und plötzlich lebt die Hoffnung an die Zukunft der Tennis-Nation Schweiz.
Die Familie Hingis spielt eine nicht unwesentliche Rolle in der Erfolgsgeschichte von Bencic – Mutter Melanie Molitor ist als Trainerin ein ebenso wertvoller Faktor wie Tochter Martina als Beraterin auf Reisen. So wie auch in Toronto beim Turnier, das mit dem sehr kleinen Schönheitsfehler eines finalen Aufgabesieges endete.
Bencic schreibt schon als Teenagerin an der Erfolgsgeschichte des Schweizer Tennis mit, an den Wunderjahren mit eidgenössischer Färbung. An diesem Montag grüsst sie bereits als Nummer 12 der Weltrangliste. Einst war mit Sorge darauf geblickt worden, was in einer Ära nach Roger Federer noch kommen möge für das nationale Tennis. Nun, mit den grossen Siegen und dem sportlichen Aufschwung auch von Bencic, Stan Wawrinka und Timea Bacsinszky, lässt sich wohl sagen: Durchaus weitere Triumphe, vielleicht sogar viele weitere Grand-Slam-Pokale.
Verfügt bereits jetzt über über eine erstaunliche Matchhärte. Hinzu kommen erstklassige Schläge und die mentale Stärke. (Bild: EPA/WARREN TODA)