Martina Hingis eilt an den US Open in Richtung des Doppel-Finals. Wir haben mit der 33-Jährigen über die Rückkehr auf die grosse Bühne gesprochen und über die neue Miss Swiss, Belinda Bencic.
Martina Hingis (33) war 209 Wochen die Nummer 1 der Weltrangliste und gewann fünf Grand-Slam-Turniere im Einzel, neun im Doppel und eins im Mixed. 1997 holte sie sich den US-Open-Titel mit 16 Jahren. Hingis spielt in dieser Saison wieder regelmässig Doppel, gewann unter anderem mit Sabine Lisicki das Turnier in Miami. Beim laufenden Doppelwettbewerb in New York steht sie mit ihrer italienischen Partnerin Flavia Pennetta bereits im Halbfinale.
Martina Hingis, bei den US Open gab es einen ganz beachtlichen Auftritt Ihrer Landsfrau Belinda Bencic, der neuen Miss Swiss, die alle als Ihre Nachfolgerin sehen.
Martina Hingis: Belinda steht mit ihrem Namen für eine eigene Karriere. Man muss ihr nicht so ein Etikett verpassen. Ich bin stolz auf das, was sie geschafft hat. Auch wenn sie das Viertelfinale verloren hat.
Was trauen Sie ihr zu?
Sie hat tolle Jahre vor sich, da bin ich sicher. Ihr Potenzial ist gewaltig, nun hat sie es auch zum ersten Mal auf einer grossen Bühne gezeigt. Die Siege gegen Kerber und Jankovic haben mich nicht überrascht, spielerisch hat sie den beiden einfach etwas voraus. Sie hat auch keine Angst vor der grossen Bühne, sie ist ziemlich cool für ihr Alter. Und irgendwann in diesem Turnier hat sie gemerkt: Halt mal, ich gehöre jetzt auch hierhin, zu den Topleuten. Es kann das Durchbruch-Turnier gewesen sein.
Viele erkennen in Bencic die junge Martina Hingis wieder.
Sie ist keine Kopie; sie hat ihren eigenen Stil. Aber da sie nun seit frühester Kindheit mit meiner Mutter arbeitet, sind Ähnlichkeiten da. Sie spielt Tennis mit Power, aber auch mit grosser Überlegung.
Bencic war schon als Juniorin die Nummer 1 der Welt. Aber eine Garantie für Erfolge bei den Erwachsenen ist das nicht.
Aber viele Spielerinnen im Damentennis haben es geschafft, Jennifer Capriati, Monica Seles, Arantxa Sanchez, Conchita Martinez oder Gabriela Sabatini. Nur die Williams-Schwestern haben diese Nachwuchstour ausgelassen und sind sofort an die Spitze im Circuit gestürmt. Am Ende muss jeder seinen eigenen Weg finden, es gibt keinen Automatismus: Du machst das, dann erreichst du das. Dafür ist Tennis zu komplex.
Serena Williams ist so alt wie Sie – und noch die Nummer eins.
Was soll man zu ihr sagen? Serena ist Serena – ein Phänomen. Ihre Hingabe ans Tennis ist grandios, nach all dem, was sie auch mit Verletzungen durchgemacht hat.
Warum spielen Sie eigentlich wieder auf der Tennis-Tour?
Weil ich grossen Spass an diesen Doppelmatches habe, mich körperlich gut fühle. Und auch noch viele Spiele gewinnen kann. Bei den US Open ist jetzt sogar der Titel drin – in meiner dritten Tennis-Karriere.
Experten wie John McEnroe behaupten, Sie könnten jederzeit auch im Einzel unter den besten 20, 30 Spielerinnen mithalten.
Aber das will ich nicht mehr. Das ist mir zu anstrengend, das habe ich hinter mir. Ich habe genügend Kämpfe gekämpft.