Berner Geschenke, die der FC Basel gut gebrauchen kann

Das erste Heimspiel als Trainer des FC Basel bringt Murat Yakin ein Erfolgserlebnis: Gilles Yapi und Marco Streller erzielen die Tore beim 2:0 gegen die Young Boys im St.-Jakob-Park.

Der Maskenmann lässt grüssen: Marco Streller, trotz Nasenbeinbruch im Einsatz, feiert das Tor zum 2:0 (rechts Valentin Stocker). (Bild: Freshfocus/Valeriano Di Domenico)

Das erste Heimspiel als Trainer des FC Basel bringt Murat Yakin ein Erfolgserlebnis: Gilles Yapi und Marco Streller erzielen die Tore beim 2:0 gegen die Young Boys im St.-Jakob-Park.

Eine Viertelstunde nach Spielende, die Mehrheit der Stadiongänger hatte sich bereits an die Versorgungsleitungen ausserhalb des St.-Jakob-Park verschoben, stand Bernhard Heusler mit seinem Trainer am Spielfeldrand. Der Präsident des FC Basel machte einen zufriedenen Eindruck, einen weitaus gelösteren jedenfalls als noch vor Wochenfrist.

Das ist auch kein Wunder, denn in der Zwischenzeit sind die ersten beiden Siege unter dem neuen Trainer unter Dach und Fach. Das 2:0 (2:0) gegen die Young Boys bringt nicht bloss drei Punkte, sondern nimmt Druck aus dem Basler Kessel und beschert Murat Yakin einen guten Start an jener Stätte, wo er vor 2653 Tagen, am 30. Juli 2005, in einer Partie gegen den FC Zürich zum letzten Mal für 45 Minuten als Spieler das rotblaue Trikot getragen hatte.

Der verhaltene Empfang

Der Empfang im Stadion, in dem über 30’000 Zuschauer Eintritt bezahlt hatten, aber etliche Plätze von Jahreskarteninhabern unbesetzt blieben, war verhalten. Einige wenige Pfiffe gab es, als Murat Yakins Name vor Spielbeginn vom Speaker aufgerufen wurde, es gab allerdings im ersten Heimspiel nach Heiko Vogel auch keinerlei Bekundungen für den alten Trainer.

Der Maskenmann

Sieben Tage nach einem Nasenbeinbruch und einer Jochbeinverletzung, die sich Marco Streller in Zürich zugezogen hatte, lief der Captain des FCB mit einer schützenden Carbonmaske auf. Und war mit seinem Tor zum 2:0 massgeblich am Erfolg über YB beteiligt. «Es war schwierig, das Blickfeld ist schon eingeschränkt», sagte Streller nach der Partie, «aber ich bin dankbar, dass mir die Maske überhaupt ermöglicht hat zu spielen. Das Design mit dem Baslerstab war meine Idee, Mladen Petric hatte ja schon mal eine rotblaue Maske. Mal schauen, ob ich sie an der Fasnacht benutzen werde.» (fra)

So konnte, was sich Yakin auch so gewünscht hatte, die Mannschaft ohne irgendwelche Nebenschauplätze ganz auf ihren Auftritt konzentriert bleiben. Yakin hatte sie im Vergleich zur Vorwoche nur auf einer Position – Cabral für Fabian Frei – verändert, Marco Streller mit Carbonmaske zum Schutz des gebrochenen Nasenbeins ins Rennen geschickt und die Grundordnung bei einem 4-1-4-1 belassen.

Das gab – auch wenn die Young Boys keineswegs schlecht ins Spiel fanden und hoch pressten, wenn sich die Gelegenheit bot – dem Team des FCB eine gewisse Sicherheit. Es gab auf beiden Seite vernünftige Angriffe, denen die Präzision beim letzten Pass oder beim Abschluss fehlte.

Das doppelte Geschenk zum 1:0

Die beiden Tore, die dem Spiel schon vor dem Seitenwechsel eine entscheidende Richtung gaben, waren Geschenke. Das erste gleich ein doppeltes. Erst patzte – zum wiederholten Male in letzter Zeit – Marco Wölfli. Sein missratener Abstoss in der 27. Minute wurde von Gilles Yapi abgefangen – allerdings mit dem rechten Oberarm, was der Ivorer hinterher auch überhaupt nicht abstreiten wollte: «Da kann man Hands geben, aber es ist die Entscheidung des Schiedsrichters.»

Nicolaj Hänni, ansonsten ein unaufgeregter und guter Leiter dieser Partie, liess das Spiel laufen und Yapi vollendete mit einem Flachschuss; sein zweiter Saisontreffer nach dem Zaubertor aus über 40 Metern Ende Juli in Zürich. Vier Minuten später traf Streller nach guter Vorarbeit von David Degen mit einem Volleyschuss den Pfosten, und YB-Trainer Martin Rueda stellte fest: «In dieser Phase haben wir den Faden verloren.»

Ojalas Fehler, Strellers Nase

Der weitgehend wirkungslose Raul Bobadilla hatte zwar noch den Ausgleich auf dem Fuss (34.), und Elsad Zverotic sah seinen Schuss von Aleksandar Dragovic abgeblockt (35.), doch in der 39. Minute sahen sich die Basler für ihre aufsässige Gangart belohnt. Markus Steinhöfer fackelte bei einer Balleroberung nicht lange, was wie ein Befreiungsschlag aussah, landete plötzlich in den Füssen von Streller, weil dem finnischen YB-Verteidiger Juhani Ojala ein folgenschwerer Fehler unterlief.

Streller zeigte, dass das gebrochene Nasenbein und ein lädiertes Jochbein seinen Torriecher nicht in Mitleidenschaft gezogen haben. Mit einem überlegten Flachschuss markierte er das 2:0, seinen 10. Saisontreffer und das siebte Tor in der Meisterschaft.

Mit gewisser Stabilität erstmals zu Null

Die Berner blieben nach Seitenwechsel im Ansatz gefährlich, aber ohne Durchschlagskraft. Und das gegen einen FC Basel, der unter seinem neuen Trainer und mit neuer Ansage zwar noch genauso in einer Findungsphase steckt wie in den Wochen und Monaten zuvor unter dem alten Trainer. Aber Murat Yakin hat es geschafft, dem Team eine gewisse Stabilität und Kompaktheit zu vermitteln.

«Wir wollen den Gegner soweit wie möglich vom eigenen Tor fernhalten, wollen aggressiv auftreten, ohne die Defensive zu vernachlässigen», sagt Yakin, und auch wenn er sein Team taktisch noch nicht dort hat, wo er es haben will, so sprach er doch von einer «tollen Mannschaftsleistung», was angesichts der Bedeutung der Partie und dem Einsatz, den jeder Einzelne auf den Platz brachte, nicht einmal übertrieben ist. Yakin: «Es war ein weiterer Schritt, die Mannschaft sieht, dass gewisse Dinge aufgehen, und wichtig war, das wir zu Null spielen konnten.» Das erste Mal unter ihm.

Rückstand auf GC weiter verkürzt

Dass der FCB von den Fehlern der Young Boys profitierte, übersah Yakin nicht, und es war unter dem Strich keine Vorstellung, die die Zuschauer von den Sitzen riss. Aber es wurde ein Gegner zurückgebunden, der vor der Saison zu den ernsthaften Konkurrenten bei der Titelverteidigung gegolten hatte, und der nun schon zehn Punkte hinter Basel liegt. «Ich will nicht sagen, wir seien auf einem super Level», sagt Captain Marco Streller, «aber wir sind auf dem aufsteigenden Ast.»

Gleichzeitig hat der FCB den Rückstand auf die Grasshoppers (1:1 gegen Lausanne) innert sieben Tagen von elf auf sechs Punkte verkürzt. Das ist bereits mehr, als sich mancher ausgemalt hat, als Murat Yakin in Luzern einen unangenehmen Einstand erlebt hatte.

Yakin: «Müssen weiter hart arbeiten»

Jetzt, zwei Wochen später, spricht Murat Yakin von einer «Riesenfreude», die er verspürt habe vor der Heimpremiere. Mehr lässt er nicht in sein Innenleben blicken, sondern betont die Losung, die er seit dem ersten Tag verbreitet: «Wir müssen weiter hart arbeiten.»

Schon am Donnerstag, in der Europa League daheim gegen den FC Videoton, anschliessend am Sonntag im Cup in Chiasso und dann kommt es  am 18. November in Basel zum Gipfeltreffen mit GC. «Mit Siegen», sagt Yakin, holen wir uns das nötige Selbstvertrauen.» Zwei in Folge sind es nun immerhin schon.

Super League, 15. Runde
FC Basel–Young Boys 2:0 (2:0)
St.-Jakob-Park. – 30‘057 Zuschauer. – SR Hänni.

Tore:
27. Yapi 1:0 (Flachschuss in halbrechter Position aus 14 Metern nachdem Yapi einen missglückten Abstoss Wölflis abfängt – allerdings unter Zurhilfenahme seines rechten Arms).
39. Streller 2:0 (nach einem Befreiungsschlag Steinhöfers aus der eigenen Hälfte heraus unterläuft Ojala ein Stockfehler, für den sich Maskenmann Streller mit überlegtem Abschluss aus 14 Metern bedankt).
Verwarnungen: 13. Nuzzolo (Foul), 27. Wölfli (Reklamieren), 53. Ojala (Foul), 91. Stocker (Foul).

FC Basel (4-1-4-1): Sommer; P. Degen (79. Park), Schär, Dragovic, Steinhöfer: Cabral; D. Degen, Yapi (71. F. Frei), Stocker; A. Frei (71. Salah); Streller. – Reserve: Vailati (T), Sauro, Diaz, Zoua.
Young Boys (4-2-3-1): Wölfli; Sutter (84. Frey), Ojala, Nef, Lecjaks; Costanzo (63. Gonzalez), Zverotic; Nuzzolo (77. Schneuwly), Farnerud, Zarate; Bobadilla. – Reserve: Mvogo (T), Vitkieviez, Veskovac, Alioski.

Bemerkungen: Basel ohne Voser, Pak (verletzt); YB ohne Raimondi, Martinez, Spycher, Bürki, Simpson (verletzt), Doubai (gesperrt). – 79. Park Linksverteidiger für Steinhöfer, der auf rechts wechselt. – 31. Pfostenschuss Streller, 76. Pfostenschuss Stocker.

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