Bernhard Burgener: «Eigentlich hat Brigger ja gewonnen»

Kaum im Amt, erlebt der neue FCB-Präsident Bernhard Burgener die erste Enttäuschung. Jean-Paul Brigger wurde nicht in den Vorstand gewählt. Dafür war der Walliser allerdings gar nicht vorgesehen. Die Idee sei von der scheidenden Vereinsführung gekommen, sagt Burgener.

Überraschender Gegenwind: Bernhard Burgener brachte an seiner ersten FCB-Versammlung als Präsident nicht alles durch.

(Bild: Keystone/Walter Bieri)

Kaum im Amt, erlebt der neue FCB-Präsident Bernhard Burgener die erste Enttäuschung. Jean-Paul Brigger wurde nicht in den Vorstand gewählt. Dafür war der Walliser allerdings gar nicht vorgesehen. Die Idee sei von der scheidenden Vereinsführung gekommen, sagt Burgener.

Eine kleine Ewigkeit blieb Bernhard Burgener auf dem Podium stehen. Unter anderem zusammen mit Marco Streller und der scheidenden Clubführung. Und sie werden nicht nur Glückwünsche und Worte des Dankes ausgetauscht, sondern auch das angesprochen haben, was an diesem Abend zu reden gab: Jean-Paul Brigger war als neues Vorstandsmitglied vorgeschlagen worden, die Generalversammlung wählte ihn nicht.

Burgener erlebte also die erste kleine Krisensitzung in seiner Amtszeit, bevor er sich den Medien stellte – rund zwei Stunden, nachdem er mit 1241 von 1512 Stimmen zum neuen Präsidenten gewählt worden war:

«Das Vertrauen der Mitglieder ehrt mich. Ich hatte das Glück, dass ich schon am 7. April bei der ausserordentlichen Generalversammlung mein Konzept präsentieren durfte. Da gab es ein ähnliches Resultat, es waren sogar noch mehr Mitglieder anwesend. Für mich ist das heute die Bestätigung von dem, was im April war. Wichtig ist jetzt, dass wir das liefern, was wir versprochen haben.»

Burgener spricht nach seiner Wahl von «einer grossen Herausforderung», die ihn erwarte:

«Am 22. Juli beginnt die Saison, wir sind gespannt, wie der Spielplan aussehen wird. Die grosse Challenge ist, dass wir das Versprochene erfüllen können. Wir haben ein grosses Kader. Gewisse Leitplanken habe ich gesetzt, dass wir beispielsweise bis übernächste Saison ein Kader von 18 Spielern haben, mit 6 bis 8 Junioren ergänzt. Jetzt müssen wir aber schauen, dass wir nicht Spieler verlieren, die wir nicht verlieren wollen.»

Der neue Präsident, der als Mehrheitsaktionär der FC Basel Holding AG auch neuer Besitzer des rotblauen Fussballgeschäfts ist, will bei der Kaderplanung jedoch nur bedingt mitreden:

«Ich bin zwar in der Technischen Kommission, setze aber lediglich die Leitplanken. Für die Beurteilung haben wir so viele Profis, die wissen das alle besser als ich.»

Burgeners Kerngeschäft wird nicht das Sportliche sein. Als Unternehmer bringt er andere Qualitäten in den Verein mit. Und mit diesen tritt er in die Fussstapfen, die die hochgelobte Führung um den abgetretenen Präsidenten Bernhard Heusler hinterlässt. «Diese Herren haben Erfolgsgeschichte geschrieben», sagt Burgener.

«Ich fand den Vorschlag gut, Jean-Paul Brigger mit in den Vorstand zu nehmen.»

Er selbst will nicht nur sportlichen Erfolg haben. Sondern auch als Unternehmer mit dem FC Basel etwas erreichen. Der 59-Jährige will im Falle eines Gewinns Dividenden ausschütten, was zu einem kritischen Votum während der 123. Generalversammlung führte. Diese Voten habe es schon im April bei der Präsentation seines Konzeptes gegeben, sagt Burgener, und weiter:

«Ich erwerbe 90,4 Prozent der Holding und habe versprochen, nichts über den Preis dieser Aktien zu sagen. Aber verstehen Sie mich nicht falsch, es ist ein rechter Preis.»

Entsprechend nimmt Burgener sich das Recht heraus, Dividenden auszuzahlen. Das Votum zu dieser Vorgehensweise ging schliesslich fast unter angesichts der anderen Wortmeldung, die sich kritisch zur Person von Jean-Paul Brigger äusserte. Sie führte dazu, dass die Mitglieder dem Walliser die Wahl in den Vorstand verwehrten. Burgener sagt dazu:

«Da war ich überrascht. Ich habe heute wieder etwas gelernt, vielleicht ist das eine Basler Regelung: Es gab 726 Ja-Stimmen und 460 Nein-Stimmen, 315 haben sich enthalten. Keine Ahnung, wie viele Generalversammlungen ich durchgeführt habe, aber eine Enthaltung ist für mich keine Stimme. Eigentlich hat Jean-Paul Brigger also gewonnen, er hatte ja die Mehrheit.»

Jean-Paul Brigger, kleines Bild in der Mitte der oberen Reihe, schafft es immerhin mit dem Segen der FCB-Mitglieder in den Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG.

Der Wahlausgang überrascht nicht. Der Name Brigger fiel erstmals am Tag vor der Generalversammlung, und die Figur, wenngleich vielen bekannt, wurde den Mitgliedern nicht vorgestellt. Dazu kommt, dass die Idee, Brigger in den Vorstand zu wählen, gerade mal ein paar Stunden alt war, wie Burgener erklärt:

«Für mich war wichtig, dass es keine Unruhen und keine Spekulationen gibt. Bernhard Heusler habe ich am Mittwochabend informiert, am Donnerstag gab ich dann auf der Geschäftsstelle die Pressemitteilungen ab. Dann hielt ich eine kurze Rede vor den Mitarbeitern und bin danach zu Bernhard Heusler und Stephan Werthmüller gegangen. Sie haben gesagt: Nimm Jean-Paul Brigger als Delegierten des Verwaltungsrats doch auch noch in den Vorstand. Das kommt sicher gut an. Ich fand das einen guten Vorschlag. Ich hätte ja auch Nein sagen können.»

Burgener sagt zudem, dass er Verständnis für das Votum habe und es entgegennehme:

«Schade war, dass ich nicht vorher zu Wort kommen konnte in der Versammlung. Sondern erst nach der Wahl. Ich habe es aber sehr geschätzt, dass ich dann noch ein paar Worte sagen konnte. Klar, hat mich das etwas getroffen, ich habe meine Emotionen ja gezeigt. Ich habe aber schon ganz andere Sachen erlebt. Wenn man einen solchen Job antritt, scheint nicht jeden Tag die Sonne. Jetzt hat es gerade Blitz und Donner gegeben. Und daraus müssen wir jetzt das Beste machen.»

Weiter sagt Burgener zum Votum, das sich gegen die Nähe Briggers zum ehemaligen Fifa-Präsidenten Josef Blatter richtete:

«Die Kritik nehmen wir ernst. Aber nur weil jemand der Freund war oder mit Herrn Blatter gut auskommt? Entschuldigung, es wäre ja schon fast unverständlich, wenn die Leute, die mit Blatter zusammengearbeitet haben, mit ihm nicht gut ausgekommen wären. Ich möchte ja auch, dass wir im FC Basel gut zusammenarbeiten. Brigger hat seinen Job bei der Fifa behalten können und macht diesen hervorragend.»

«Meine Aufgabe ist es, dass der Verein weiterhin so erfolgreich ist. Und dass er nicht beschädigt wird.»

Am Montag wird Jean-Paul Brigger in den Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG gewählt. Unabhängig von der Nichtwahl in den Vereinsvorstand. Und Burgener glaubt auch, dass sich die Stimmung legen wird:

«Soll ich Ihnen sagen, was ich in diesem Stadion erlebt habe? Bei gewissen Spielern war es auch nicht einfach, weil sie keine Basler waren. Und wenn sie dann guten Fussball spielten, sind sie plötzlich zu Baslern geworden.»

Zu den Gründen, warum er Brigger mit an Bord haben will, sagt Burgener:

«Es geht hier um die Zusammensetzung unseres Teams. Ich wollte jemanden, der Kontakt hat zu internationalen Vereinen. Wir werden nicht auf jeder Position einen eigenen Junior haben, das habe ich in meiner Präsentation so gesagt. Wir brauchen auch internationale, und wir brauchen entsprechend Leute, die die grösseren Clubs anrufen können. Es ist ein Unterschied, ob Jean-Paul Brigger bei denen anruft oder ich. Er bringt diese Kompetenz mit, er kennt alle Verbände, er hat die Kontakte. Und er kann uns helfen.»

Burgener malt sich künftige Szenarien ungefähr so aus:

«Stellen Sie sich vor, wenn es uns gelingt, in zwei, drei Jahren mit zwei, drei grossen Clubs auf Juniorenstufe zusammenzuarbeiten. Das Worst-Case-Szenario: Wenn man uns morgen Michael Lang wegnimmt, dann will ich das nicht. Aber ihn könnten wir dann nicht einfach wieder aus dem Hut zaubern. Vielleicht haben wir ja einen in der Nachwuchsabteilung, der dann gerade passt. Aber vielleicht auch nicht. Und wenn man den Zugang zu internationalen Clubs hat, dann können wir vielleicht tauschen, wenn wir auf anderen Positionen beispielsweise zu viele Spieler haben. Da brauche ich jemanden, der diese Verbindungen hat.»

Der ganze FCB stellt sich also neu auf, funktionierende Abläufe müssen neu geregelt werden. Da kann ein kleiner Tip des Vorgängers an Burgener nicht schaden. Bernhard Heusler habe ihm gesagt:

«Ich solle so weitermachen wie sie. Und ich gebe mir die grösste Mühe. Bernhard Heusler hat mir gesagt, dass wir es richtig machen. Wir müssen einen Umbruch durchführen. Das ist der Weg, den wir sehen, für die Region, für die Fans. Ich war ein Leben lang Fan, mir bedeutet Basel sehr viel, ich bin hier aufgewachsen. Und ich finde, der FC Basel ist eine Institution. Das ist eine riesen Marke, die muss man beschützen, zu der muss man schauen. Ich sehe es als meine Aufgabe, dass der Verein weiterhin so erfolgreich ist. Und dass er nicht beschädigt wird.»

Bernhard Heusler (rechts) begrüsst seinen Nachfolger Bernhard Burgener mit einem FCB-Leibchen.

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