Der Basler Bernhard Burgener ist 200 Meter vom Joggeli entfernt aufgewachsen, in den frühen 1980er-Jahren ins Filmgeschäft eingestiegen und Millionär geworden. Er vermarktet die Champions League und den Eurovision Song Contest, hat einst eine Schlager-CD produziert und dürfte im Sommer Präsident des FC Basel werden – dort wird er mehr im Rampenlicht stehen, als ihm eigentlich lieb ist.
Im Frühjahr 2011 sitzt Bernhard Burgener in Los Angeles beim Abendessen. Zusammen mit Bernd Eichinger, dem deutschen Filmproduzenten und Regisseur, dessen Frau und Tochter. Die Gruppe will sich über die nächsten Filmprojekte unterhalten. Dann stirbt Eichinger an einem Herzinfarkt. Burgener verliert einen Mann, mit dem er über Jahre zusammenarbeitete und unter anderem Patrick Süskinds «Das Parfüm» verfilmt hat.
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Wenige Monate nach Eichingers Tod zog Burgener im Schweizer Fernsehen Paralleln zwischen dem Verlust und dem Fussballgeschäft: «Jeder beste Spieler tritt einmal ab. Und es wird immer wieder ein anderer kommen. Es gab einst Pelé, dann kam Maradona. Und dann kam Ronaldo. Es wird ein anderer Bernd Eichinger kommen. Wir müssen einfach schauen, dass der dann auch in unserem Filmunternehmen ist.»
Burgener blickte in dieser dunklen Stunde in die Zukunft ohne den erfolgreichen Regisseur. Und jetzt, sechs Jahre später, ersetzt der 59-Jährige selbst jemanden, dem der Erfolg über Jahre hinweg treu geblieben ist: Wenn alles so kommt, wie es aktuell aussieht, wird Burgener im Juni den FC Basel übernehmen.
In dieser Funktion ist der Mann, der als zurückhaltend beschrieben wird, als jemand, der im Hintergrund die Fäden zieht, im Fussballgeschäft bekannt geworden. Und diesen sichtbaren Teil der Geschäftswelt mag Burgener nicht: «Entscheidend ist, dass man sich zurücknimmt und nicht den öffentlichen Auftritt sucht. Das bringt einem den Vorteil, dass man unterschätzt wird», sagte Burgener dem SRF.
Und in einem Interview mit der «Basler Zeitung» (online nicht verfügbar) äusserte er sich 2010 im Vorfeld der Champions League zur Basler Gruppe mit Bayern München, der AS Roma und CFR Cluj: «Die Spieler sind hungrig und werden deshalb hoch motiviert sein. Thorsten Fink ist ein hervorragender Trainer, der die Bayern bestens kennt. Das sind schon mal gute Voraussetzungen. Und vielleicht wird der FCB zudem unterschätzt, das wäre dann noch besser.»
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Nächstes Jahr wird Burgener, der schon Champions-League-Spiele neben der ehemaligen FCB-Präsidentin Gigi Oeri verfolgte und mit ihr als Financière «Das Parfüm» verfilmte, beim 125-Jahr-Jubiläum dabei sein. Als Präsident, was er vor sieben Jahren noch ausgeschlossen hatte wegen seiner Rolle als Vermarkter der Champions League: «Das ist illusorisch, ich würde das aus geschäftlichen Gründen nicht machen. Ich muss neutral sein. Solange wir mit unserer Agentur ‹Team› die Champions League und weitere Formate vermarkten, übernehme ich keine Funktion in einem Verein.» Es ist nicht bekannt, wie Burgener mit einem möglichen Interessenkonflikt umgehen würde So wahrscheinlich der Wechsel an der Vereinsspitze im Sommer ist, er muss erst durch ein Gremium, das dem Konzept mit Burgener als Präsidenten und Marco Streller als Sportdirektor zustimmen muss. Anschliessend beschliesst die Generalversammlung über die Veränderung. Entsprechend ist aktuell nicht bekannt, wie Burgener mit dem möglichen Interessenkonflikt umgehen wird. Ab 2018 steht die nächste grosse Veränderung in der Champions League an: Wegen der je vier Startplätze für die grössten vier Ligen wird es für Teams aus kleineren Ligen wie der Super League schwieriger, in der Königsklasse vertreten zu sein. Burgener wird damit wohl weniger Millionen aus dem Uefa-Topf zur Verfügung haben als sein Vorgänger Bernhard Heusler. Der immerwährende Glaube an Erfolg Für den FCB könnten deswegen finanziell weniger erfolgreiche Zeiten als in den letzten Jahren anstehen. Mit einem Mann an der Spitze, der keine Erfahrung in der Super League hat. Für den amtierenden Präsidenten Heusler muss das kein Nachteil sein, er selbst habe schliesslich auch kaum etwas vorzuweisen gehabt, als er 2004 in den Vorstand kam. Im Schweizer Markt dürfte der FC Basel jedenfalls auch mit einem Super-League-unerfahrenen Mann die grösste Marke bleiben. Und genau für solche Marken hat sich Burgener immer interessiert. Ein Erfolgsrezept in seinem Leben als Unternehmer war, «dass ich mich immer an grosse Marken gehalten habe. Die Champions League, die Europa League, die Wiener Philharmoniker, der Eurovision Song Contest und die Constantin Film sind solche. Aber auch Persönlichkeiten wie Bernd Eichinger und das, was sie schaffen oder geschaffen haben. Mit ihnen ist der Erfolg garantiert, grosse Marken sind auch während wirtschaftlich schwieriger Zeiten krisenfest.» Eine finanzielle Krisenzeit wird der FCB in naher Zukunft auch dann nicht durchlaufen, wenn die Millionen aus der Champions League ausbleiben sollten. Aber möglicherweise hat der Verein einen Mann gefunden, der auch eine solche Periode überstehen würde. «Ich habe immer an den Erfolg geglaubt. Und er ist gekommen», sagt der Mann, der im Sommer zum nächsten Präsidenten des FC Basel gewählt werden dürfte. _ Nächster Artikel |