Bittere Lektion für die Schweizer

Chancenlos unterlag die Schweizer Nationalmannschaft der russischen «Sbornaja» an der Eishockey-WM in Minsk. Nach der 0:5-Niederlage steht Sean Simpsons Team vor dem USA-Spiel massiv unter Druck.

Die «Achillesferse» der Schweizer: Goalie Leonardo Genoni wird vom russischen Spieler Viktor Tikhonov attackiert. (Bild: SALVATORE DI NOLFI)

Chancenlos unterlag die Schweizer Nationalmannschaft der russischen «Sbornaja» an der Eishockey-WM in Minsk. Nach der 0:5-Niederlage steht Sean Simpsons Team vor dem USA-Spiel massiv unter Druck.

«Positiv denken», «Mund abwischen», «Weitermachen» – das waren die Parolen, welche Sean Simpson kanadisch-hemdsärmelig in die ihm entgegengestreckten Mikrophone sprach. Kurz zuvor hatte sein Team von der vorher klar favorisierten Sbornaja eine Lektion in Sachen Effizienz erhalten und fünf Tore eingeschenkt bekommen.

Zum Auftakt des Eishockey-Championats in Minsk hat der amtierende Vize-Weltmeister damit einen veritablen Fehlstart hingelegt und steht nun vor der zweiten Partie am Samstag (19.45 Uhr) gegen die USA schon ordentlich unter Druck.

Lukaschenkos besonderer Tag

Für den Eröffnungsmatch der in Weissrussland stattfindenden Eishockey-WM hatte sich Staatspräsident und Eishockey-Fan Alexander Lukaschenko einen ganz besonderen Tag ausgesucht. Am 9. Mai wird in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion der Sieg über Hitler-Deutschland zelebriert, und in Minsk schien die halbe Stadt auf den Beinen zu sein. In der Innenstadt wurden greise, mit Orden behängte Veteranen gefeiert, während sich der Komplex um die Minsk-Arena schon vor dem Mittag mit feierwütigen Russen füllte.

Die Einheimischen hatten das lange Wochenende für eine Fahrt aufs Land genutzt, und die Russen aus Moskau und Sankt Petersburg für einen willkommenen Kurzurlaub ins vergleichsweise billige Minsk. Von den 13’500 Zuschauern sprachen auch deshalb nur wenige kein Russisch und so gingen die Schweizerkreuze in einem Meer aus Blau-Weiss-Rot, und die Kuhglocken im «Rossija, Rossija» unter.

Wiedergutmachung für die «Schmach von Sotchi»

Unter Druck standen vor dieser «Heimpartie» der Russen beide Teams. Die Russen hatten Wiedergutmachung für die Schmach von Sotchi zu leisten – und für die Schweiz galt es klarzustellen, dass für das junge und unerfahrene Team die bereits entworfenen Abstiegs- und Untergangsszenarien unberechtigt seien.

Doch schon nach 13 Sekunden war das Schicksal der Eidgenossen praktisch besiegelt.

Doch schon nach 13 Sekunden war das Schicksal der Eidgenossen praktisch besiegelt. Dem 1:0 folgte nach zwei frühen Strafzeiten für Kapitän und Jubilar Mathias Seger (100. Spiel bei einer A-WM) und Robin Grossmann in der 7. Minute das zweite Tor, ausgerechnet durch NHL-Superstar Alex Ovechkin, dem man nach einer torlosen Vorbereitung in Russland schon eine Krise angedichtet hatte.

Als den Russen dann noch vor der ersten Pause das dritte Tor durch Ovechkins Teamkollege bei den Washington Capitals Jewgeni Kusnetsow, gelang, schwappte zum ersten Mal eine «La Ola»-Welle durch die Minsk-Arena und liess für den Rest der Partie auf nichts Gutes hoffen. Doch die Russen nahmen den Gang heraus und beliessen es bei je einem weiteren Treffer im zweiten und dritten Drittel durch Anton Below und Denis Saripov.

Überfahrene Schweizer

Sichtlich überfahren zeigten sich die Schweizer Spieler nach der Partie im Pressetunnel. Mathias Seger nannte die Partie «zum Vergessen» und hoffte, dass das Debakel keine nachhaltige Wirkung auf das Selbstbewusstsein der vielen jungen Spieler hätte. Und Trainer Sean Simpson wünschte sich und dem Team, dass man doch endlich – nach drei torlosen Partien – einen Weg finden würde das Tor zu treffen.

Leonardo Genoni – der Schwachpunkt des Vizeweltmeisters.

Für die russischen Journalisten an der Pressekonferenz war allerdings klar, worin die eigentliche Schwäche der Schweizer bestanden hatte: Gar nicht so gross sei der Unterschied gewesen, analysierte Sergej Genari vom russischen Staatsfernsehen, aber Goalie Leonardo Genoni sei heute die Achillesferse des Vizeweltmeisters gewesen.

Für das russische Team, das nun den achten Sieg im neunten WM-Spiel gegen die Schweiz einfuhr, konnte die WM dagegen nicht besser beginnen. Neben der lautstarken Unterstützung wurde vor allem der Effekt des Trainerwechsels betont.

Vor Oleg Snarok scheint das hochkarätig besetzte Team neue Bewerbungsunterlagen für die Startformationen abzugeben. Und mit dem WM-Titel, quasi Zuhause, wäre wohl auch der Schmerz von Sotchi zumindest gelindert.

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