Der Rekordgewinner der Europa League ist am Donnerstag (19.00 Uhr) zu Gast im St.-Jakob-Park, und der FC Basel will sich als Aussenseiter in diesem Achtelfinal gegen den FC Sevilla eine ordentliche Ausgangslage für das Rückspiel in einer Woche erarbeiten. Einsatzbereit ist Birkir Bjarnason, der mit Mittelhandbruch und Manschette spielen soll. Rund 20’000 Tickets sind für die Partie abgesetzt worden.
Dieser Tage ist Urs Fischer eine Auflistung der Sieger in Champions und Europa League untergekommen, und der Trainer des FC Basel fand es doch sehr eindrücklich, wie oft die spanischen Farben darin aufgetaucht sind. Allein in den letzten zehn Jahren ging die Trophäe der Königsklasse fünf Mal nach Spanien (vier Mal Barcelona und Real Madrid), und eine Stufe darunter kam der Sieger sogar sechs Mal aus dem Land der Weltmeister von 2010: Zwei Titel gewann Atlético Madrid und gar vier der FC Sevilla.
Das macht die Andalusier zum Rekordgewinner der Europa League und des Vorläufers Uefa-Cup. Da muss man nicht mehr lange überlegen, wer die Favoriten- und wer die Aussenseiterrolle trägt, wenn der FC Basel in den Achtelfinals den Herausforderer spielt. Es ist wie ein Besuch des europäischen Hochadels, der allerdings an den Vorverkaufskassen und -portalen nur beschränkte Zugkraft entwickelt hat: Knapp 20’000 Tickets waren am Mittwochmittag verkauft.
Die zwei Gesichter Sevillas
Der FC Basel ist unter den letzten 16 Teams des Wettbewerbs der einzig verbliebene nationale Meister, und mit einem sorgsam formulierten Optimismus geht Urs Fischer die Herausforderung gegen den Tabellenfünften der Primera Division an: «Es liegt an uns, eine gute Ausgangslage zu schaffen.» Der Trainer weiss um die Qualitäten der Sevillanos, aber auch um deren Schwächen.
Die Achtfinals der Europa League:
«Das ist eine sehr gut organisierte, auf jeder Position mit Qualität besetzte Mannschaft, die Fussball spielen will und Druck erzeugen kann, von dem man sich nicht erdrücken lassen darf», sagt Fischer, der allerdings auch die Erkenntnis gewonnen hat: «Wenn man sie unter Druck setzen kann, machen sie auch Fehler.» Kommt die Hoffnung hinzu, dass Sevilla in Meisterschaft und Europacup in dieser Saison auswärts noch nicht gewinnen konnte.
«Wir wissen, dass Sevilla zwei Gesichter hat», so Fischer, «aber darauf ausruhen können wir uns nicht. Da erwartet uns eine schwierige Aufgabe.»
Zwei Wochen nach Handbruch ist Bjarnason parat
Während Breel Embolo gesperrt fehlt (Auflistung der Absenzen siehe unten), was den Spiel- und Variationsraum in der Offensive weiter einschränkt, kann Fischers Mannschaft die Aufgabe mit Birkir Bjarnason angehen. Am Mittwoch war es 13 Tage her, dass er sich im Krimi gegen St-Etienne einen Mittelhandbruch zugezogen hat. Nach Operation und drei Trainingseinheiten, die der Isländer mit Manschette an der rechten Hand und ohne Einschränkung absolviert hat, sagt Fischer: «Es sieht danach aus, dass ein Einsatz möglich ist.»
Das bedeutet: In der Defensive werden die gesetzten Vaclik, Lang, Suchy, Samuel und Safari erwartet, im defensiven Mittelfeld Zuffi und Xhaka und das offensive Quartett bilden Bjarnason auf links, Steffen rechts sowie Delgado und Janko im Zentrum. Das liest sich wie eine Mannschaft, die zumindest Widerstand zu leisten in der Lage sein sollte.
Dahinter franst das Kader zumindest was Erfahrung anbelangt aus: Für die Offensive stehen noch Routinier Callà sowie die blutjungen Itten und Hunziker zur Disposition, und eine Reihe weiter dahinter Fransson, der schon gezeigt hat, dass er eine Hilfe sein kann – auch im gegnerischen Strafraum.
«Es liegt an uns, eine gute Ausgangslage zu schaffen» – FCB-Trainer Urs Fischer vor dem Hinspiel im Europa-League-Achtelfinal gegen den FC Sevilla. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Bjarnason auf dem Platz zu wissen, ist für Fischer eine gute Aussicht. Nicht nur wegen der internationalen Erfahrung, die der 27-Jährige mitbringt mit seinen zwar erst 18 Europacupeinsätzen dafür aber bereits 38 Länderspielen. «In den Spielen, in denen es um etwas gegangen ist, hat man gesehen, wie wertvoll Birkir für die Mannschaft ist. Er schafft für die Mannschaft und wendet enorm viel auf, auch, um seine Mitspielen besser aussehen zu lassen.» Deshalb, so Fischers Hymne auf den Isländer, «ist er enorm wichtig für das Team».
Fischer: «Die Mannschaft traut sich das zu»
Das es auch dieses Mal wieder «zwei Top-Leistungen braucht» (Fischer), um noch einmal eine Runde weiterzukommen, ist auch angesichts der Erinnerung an den Viertelfinal 2014 gegen Valencia relevant: Mit viel mehr als einem 3:0 (dank eines hinreissenden Matias Delgado als zweifacher Torschütze) kann man eigentlich nicht zum Rückspiel kommen – um dann doch noch 0:5 unterzugehen.
Diesmal legt Fischer die Latte fürs Hinspiel niedriger, er wäre schon zufrieden, ein Tor vorlegen zu können, «zwei wären optimal», und kein Gegentor zu bekommen. Und um die Entschlossenheit zu unterstreichen, die seine Spieler nach dem spielfreien Wochenende ausstrahlen, sagt Fischer: «Die Mannschaft traut sich das zu. Aber man muss den Mut aufbringen, den Ball laufen zu lassen und nach vorne zu verteidigen – dann ist Sevilla verwundbar.»
Die Momente, die man nicht vergisst
Das Soll hat der FC Basel auf internationalem Parkett mit dem Erreichen der Achtelfinals schon übererfüllt. Und sein persönliches Highlight hat Urs Fischer auch schon abgespeichert: Die Schlusssequenz gegen St.-Etienne, der späte Ausgleich, der das Ausscheiden bedeutete, der emotionale Zusammenbruch und das Comeback in der Nachspielzeit und die Explosion der Gefühle im St.-Jakob-Park. «Da flippst du schier aus, das sind die Momente, die man nicht vergisst, die man geniesst und für die man lebt.»
Und das Schöne am Fussball ist, dass immer noch eine Steigerung vorstellbar ist.