Blaupausen, Verteidiger am Nasenring und ein Vorgeschmack auf die Fasnacht – die Einzelkritiken

Den einen gellen verfrühte Piccolo-Klänge im Ohr, die anderen werden erstmals im FCB-Dress bezwungen. Und alle zusammen sind sie: ungenügend. Die Noten zum 2:4 des FC Basel bei den Young Boys.

Basels Mohamed Elneny aus Aegypten, Fabian Schaer, Luca Zuffi und Taulant Xhaka aus Albanien, von links, zeigen Enttaeuschung nach YBs Tor zum 3:0 im Fussball Super League Spiel zwischen dem BSC Young Boys Bern und dem FC Basel, am Sonntag, 22. Februar 2015, im Stade de Suisse Wankdorf in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle) (Bild: Keystone/Alessandro della Valle)

Den einen gellen verfrühte Piccolo-Klänge im Ohr, die anderen werden erstmals im FCB-Dress bezwungen. Und alle zusammen sind sie: ungenügend. Die Noten zum 2:4 des FC Basel bei den Young Boys.

Germano Vailati | 3,5
Wies vor dem Spiel noch eine stolze Bilanz von 13 Siegen und einem Unentschieden bei 14 Einsätzen mit dem FCB auf – wobei die meisten dieser Siege gegen unterklassige Cup-Gegner zustande gekommen waren. Weiss nun, nach seinem erst vierten Liga-Einsatz für Basel, wie es schmeckt, als Verlierer vom Feld zu gehen. Kann beim 0:1 anführen, dass ihm der offside stehende Vilotic die Sicht nimmt, fällt aber trotzdem eher in Richtung seiner linken Ecke, als dass er tauchte. Hat bei den weiteren Gegentreffern nichts zu halten, holt sich aber einen Abzug bei einem vogelwilden Ausflug, bei dem er beinahe ein weiteres Gegentor verschuldet.

Fabian Schär | 3
Leitete den schönsten Basler Angriff vor der Pause – oder gleich der ganzen Partie – ein, in dem er als letzter Mann das Risiko des Dribblings erfolgreich auf sich nahm. Etwas, das auch in die Hosen gehen kann (-> siehe Xhaka).

Marek Suchy | 2,5
Zog es vor, beim 0:2 seinen Fuss zurückzuziehen. Liess so Alexander Gerndt zu seinem zweiten Torerfolg kommen, den wir dem fast ein Jahr lang verletzten Schweden ja irgendwie gönnen. Konnte auch sonst nicht gross dazu beitragen, dass die Basler Defensive so etwas wie Stabilität ausstrahlte. Im Gegenteil: Brachte mit teils deftigen Fehlzuspielen die Mitspieler gleich selbst in Bedrängnis.

Behrang Safari | 2,5
Liess sich gleich im ersten Zweikampf mit dem rasenden Steffen am Nasenring durch die Arena führen. Brachte seine linke Seite danach nie mehr richtig dicht, was im 0:2 gipfelte, bei dem er von Steffen erst rechts herum, dann links herum geführt wurde, um wohl während der Flanke zu erkennen: «Mist, dieser Steffen ist ja ein Linksfuss!»

Philipp Degen | 3,5
Bildete zusammen mit Gonzalez rechts eine Seite, die zumindest einen Ansatz von offensivem Spieldrang erahnen liess. Sah einmal, wie sich seine abgelenkte Flanke beinahe noch hinter YB-Goalie Mvogo gesenkt hätte, kam aber kaum einmal bis zur Grundlinie durch. Und wenn, dann blieb die Hereingabe zu wenig genau. Defensiv mit weniger Problemen als Safari, wurde trotzdem nach 56 Minuten für Embolo ausgewechselt.

Fabian Frei | 2,5
Gab eine fast exakte Blaupause seines Auftritts gegen Porto ab, mit Ausnahme des Zuckerpässchens das am Mittwoch noch das Basler 1:0 eingeleitet hatte. Ist entweder komplett ausser Form – oder er spielt auf einer Position, in der das Basler Spiel (und das des Gegners) gar nicht erst stattfindet. Kam kaum einmal in Ballnähe, gewann so keinen Zweikampf, spielte kaum einen klugen Pass und wurde nach weniger als einer Stunde durch Elneny ersetzt.

Taulant Xhaka | 2
Holte sich im Stade de Suisse einen ersten Vorgeschmack auf die Piccolo-Klänge der Fasnacht ab und wurde bei jeder Ballberührung gellend ausgepfiffen. Vielleicht durch die grosse Aufgeregtheit gelähmt, die vor dem Spiel geherrscht hatte, weil er erstmals wieder auf Alexander Gerndt traf, den er vor einem Jahr schwer verletzt hatte. Liess sich zunächst im zentralen Mittelfeld auf seinem Spezialgebiet, dem robusten Zweikampf, von Sanogo und Gajic den Zahn ziehen. Und verfiel danach in völlige Konzept- und Kopflosigkeit, als er für Degen nach rechts rückte. Leitete so mit einem ebenso gewagten wie missratenen Dribbling das 0:3 ein und konnte Hoarau nicht am 2:4 hindern.

Shkelzen Gashi | 3
Spielte möglicherweise so, wie er immer spielt: Wenig zu sehen, dafür mit einem Tor und zwei, drei öffnenden Pässen in der Offensive. Ist aber in einem Spiel, in dem der FCB händeringend nach einer Lösung aus des Gegners Pressing sucht, nicht der Mann, der für Entlastung sorgen kann und wirkt deswegen sofort schwächer als in anderen Partien. Darf nicht nur das 1:3 für sich verbuchen, sondern auch seinen guten Pass auf Streller vor der Pause. War aber auch mit schuldig daran, dass die linke Flanke ein stets geöffnetes Einfallstor für Berner Angriffe darstellte.

Derlis Gonzalez | 3
War noch am ehesten das, was man einen offensiven Aktivposten nennen könnte. Fiel einmal im YB-Strafraum weniger positiv auf denn mässig gelungen darnieder – ein reichlich verzweifelter Versuch, beim Stande von 0:2 mit einem herausgeschundenen Elfmeter Boden gut zu machen. Ein weiterer Basler, dessen Zweikampfwerte weit unter hinter denen der Berner zurück blieben.

Luca Zuffi | 2,5
Wurde wie gegen GC nach hinten verschoben, als dem FCB die Felle davonzuschwimmen drohten. War diesmal allerdings nicht Teil einer Basler Wende zum Guten. Wirkte manchmal fast schon etwas überrumpelt vom krachenden Siegeswillen der Berner, oft personifiziert durch den sich büffelartig durch die Basler Reihen tankenden Sanogo. Hätte vor der Pause in seinem besten Augenblick nach einem Doppelpass mit Gashi das 1:2 erzielen können, verzog aber um Zentimeter.

Marco Streller | 2,5
Machte aus zwei Chancen ein Tor und könnte damit für seine Effizienz gelobt werden. Traf aber erst, als das Spiel eigentlich vorbei war (92. Minute) und war somit in den entscheidenden Phasen der Partie nicht in der Lage, seine Mannschaft mit einer gelungenen Aktion aufzurütteln, tat das dafür danach mit schonungsloser Kritik an allen – auch sich selbst: «Elf Totalausfälle!»

Mohamed Elneny | 4
Kam in der 57. Minute für Degen, übernahm aber die Position Xhakas im zentralen Mittelfeld. Spielte dort entweder besser als sein Vorgänger oder profitierte davon, dass sich die Berner weiter zurückgezogen hatten. Bewies jedenfalls, dass im Zentrum durchaus Zweikämpfe gewonnen und gute Pässe geschlagen werden können. So wie bei seiner Flanke zu Strellers 2:3.

Breel Embolo | 4
Wurde gemeinsam mit Elneny eingewechselt, ersetzte Frei und sollte für mehr offensive Power sorgen. Setzte seinen eindrücklichen Körper ein paar mal gut ein, war bei Gashis 1:3 mit seiner Irokesenfrisur vielleicht Offside und möglicherweise sogar noch leicht am Ball, kam sonst aber zu keinem Abschluss.

Amada Traoré | 4
Ersetzte in der 68. Minute Gonzalez und kam in einem Moment zu seinem Debüt für den FCB, in dem das Spiel bereits gegen seine neue Mannschaft entschieden war. Zeigte trotzdem mit gewonnenen Zweikämpfen und zwei, drei Vorstössen, dass er eine valable Alternative auf dem linken Flügel sein kann.

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Bewertungsdurchschnitt: 3,0.
Nicht eingesetzt beim FCB: Albrecht (TH), Arlind Ajeti, Delgado, Calla.

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